Re: Ligurian

From: Bhrihskwobhloukstroy
Message: 69425
Date: 2012-04-24

2012/4/24, dgkilday57 <dgkilday57@...>:
>

>> 2. Bormani, just like Bormio, can better proceed from *bhor-mo- (*bher-
>> 'boil')
>
> Read Kretschmer's paper in KZ 38.
>

Kretschmer [1905: 113-115]: «[…] Das Itiner. Antonini p. 295, 6 nennt
an der ligurischen küste zwischen Albingaunum und Albintimilium, also
auf echtligurischem boden, einen Lucus Bormani (Tab. Peuting. III 3
Luco Boramni). Derselbe gott wird an zwei orten des südlichen
Frankreich verehrt, die an warmen quellen gelegen sind, in
Aix-en-Provence CIL. XII 494 und Aix-en-Diois (Dép. Drôme) ebd. 1561.
Auf der zweiten weihinschrift ist neben Bormanus eine göttin Bormana
genannt, die auch auf einer weihinschrift aus Saint-Vulbas, früher
Saint-Bourbaz, Dép. Ain auftritt (Holder s. v.). Ein Bormani oppidum
in Gallia Narbonensis erwähnt Plinius n. h. III 36. In der abkürzung
Borm. ist der gott in einer weihinschrift aus dem durch seine warmen
schwefelquellen berühmten Aix-les-Bains in Savoyen genannt (CIL. XII
2443). Ein Gallier Medamus, sohn des Camalus, weiht einem gotte
Bormanicus in dem portugiesischen badeorte Caldas de Vizella, der, wie
schon der name sagt, durch warme quellen ausgezeichnet ist (CIL. II
2402). Cassiodor erwähnt in den Variae X 29 aquas Bormias unbekannter
lage als heilquellen für podagra. — Ein nebenfluss des Tanaro, der in
Ligurien entspringt, Bormida (di Spigno), wohl aus antikem *Bormita
(d’Arbois s. 121), ist der fluss von Aquae Statiellae, einem wegen
seiner warmen bäder vielbesuchten ort im gebiet des ligurischen
stammes des Statieller, heute Acqui. Die ortschaft Bormio an der
Stelvio-strasse, die wie die in jener gegend häufigen ortsnamen auf
-asco (Cima Redasco, Cedrasco u. a.), -asca (Pendolasca, Cresciasca)
lehren, auf altligurischem boden liegt (d’Arbois s. 121), hat in
nächster nähe als bäder benutzte warme quellen (heute Bagni di
Bormio). ¶ Aus diesem thatbestand geht doch wohl mit grosser
wahrscheinlichkeit hervor, dass die bedeutung von borm- irgend etwas
mit warmen quellen zu thun hatte. D’Arbois’ (a. a. o. s. 123 f.)
verknüpfung dieses borm- mit gr. βρέμω, βρομέω ‛brausen’ scheint mir
aber wenig einleuchtend und wenn brem- aus mrem- entstanden ist, wie
man angenommen hat, kaum glaublich; er giebt sie auch nur „comme
hypothèse“. Dagegen dürfte so gut wie sicher sein, dass borm- zu idg.
ghorm- ‛warm’ gehört: skr. gharmás ‛glut’, altpreuss. gorme ‖ [(114)]
‛hitze’, lat. formus ‛warm’, gr. θερμός. Gerade dieser stamm dient in
gr. θερμά und phryg. Γέρμη, Γερμαί (Einleit. in die Gesch. d. gr.
Sprache s. 231) zur bezeichnung warmer bäder. Dass borm- ligurisch,
nicht keltisch ist, macht nicht nur das vorkommen des wortstammes in
rein ligurischer gegend wahrscheinlich, sondern auch der anlaut. Idg.
labiovelare aspirata scheint in allen keltischen dialekten, auch den
britannischen durch g (nicht b) vertreten zu sein (Osthoff, Idg.
Forsch. IV 268 ff., Brugmann, Grundriss I² 604. 606), das auch
speziell im vorliegendem fall in altir. gorim guirim ‛erhitze,
brenne’, gor wärme + bret. gor ‛(feu) ardent, furoncle’, cymr. gor
brut erscheint. ¶ Schwierigkeit macht nun aber die neben Bormo
hergehende form Borvo, über die Chabouillet, Revue archéologique N. S.
39 s. 19. 65. 129 ff. und 41 s. 292 ff. ausführlich gehandelt hat. Der
gott Borvo wird in weihinschriften aus Gallien sehr häufig im verein
mit einer göttin Damona genannt. Dass auch er ein gott der heilquellen
und mit Bormo gleichartig oder identisch war, geht schon aus den
fundorten dieser inschriften hervor, den durch warme quellen
ausgezeichneten bädern Bourbonne-les-Bains und Aix-les-Bains. Der name
Boubonne geht auf das auf münzen der Merowingerzeit vorliegende
*Borbona (Holder s. v.) zurück, entsprechend Bourbon-Lancy (Saône et
Loire) und Bourbon-l’Archambaud, die gleichfalls warme quellen
besitzen, auf Borvo. Bereits die französischen gelehrten des 18.
jahrhunderts, Dunod und Diderot, haben, wie Chabouillet (Rev. arch.
41, 297) nachweist, Borvo mit cymr. berwi ‛bullire’ (altir. berbaim
siede, koche) zusammengebracht, das wieder von lat. ferveo, fermentum
nicht zu trennen ist. Nun wechseln die formen Bormo und Borvo derart
mit einander, dass man sie nicht gern trennen wird. In weihinschriften
von Aix-les-Bains und Bourbon-Lancy ist der gott teils Bormo, telis
Borvo genannt. Letzterer ort, dessen heutiger name doch auf Borvo
weist, heisst auf der Tabula Peutingeriana Aquae Bormonis. Chabouillet
(a. a. o. 41, 301) erklärt deshalb: „Borvo et Bormo ne sont évidemment
que des formes d’un même nom.“ Man könnte zunächst annehmen, dass
Borvo und Bormo verschieden gebildete ableitungen von derselben wurzel
seien. Nun haben wir aber Bormo auf *ghorm- zurückgeführt, Borvo aber
‖ [(115)] würde, wenn zu altir. berbaim, lat. ferveo gehörig, auf
bhorv- zurückgehen. Denn zwar die zugehörigkeit von skr. bhuráti
‛zuckt, zappelt’, gr. φυρω ‛verwirre’ zu ferveo ist sehr zweifelhaft,
aber ags. beorma, ndd. barme, nhd. bärme ist von fermentum schwer zu
trennen und auch kelt. b- weist, wenn Osthoffs regel zutrifft, auf
idg. bh-, nicht gh- — man müsste denn annehmen, dass die labiovelare
aspirata bei folgendem v zu b statt g wurde. D’Arbois (a. a. o. s.
120) will die schwierigkeit in der weise lösen, dass er sich
vorstellt, die Kelten hätten ligurisches Bormo durch
volksetymologische anlehnung an ihr berv- zu Borvo umgeformt. Ich
möchte in frage ziehen, ob nicht Borvoni (nur dieser casus ist
überliefert) lautlich aus Bormoni entstanden ist. Eine parallele
bildet Κέμμενον wohl mit umstellung der konsonantenverdoppelung (vgl.
Schulze, K. Z. 33, 376) aus *Kemennon — neben Cĕbenna, Caes. bell.
gall. VII 8, 2 Cevenna (cod. T cebenna). Holder I 880 hält wegen des
ligurischen ortsnamens Cemenelum1) (heute Cimella = Cimiez am Var)
Κέμμενον für die ligurische form des gebirgsnamens, an dessen stelle
nach der gallischen occupation das keltische wort für „bergrücken“
Cebenna (cymr. cefn rücken) getreten sei. Er nimmt also doch wohl
volksetymologische umformung von *Cemenna zu Cebenna an. In beiden
fällen ist aber m vor n der folgenden silbe zu b bezw. v geworden: man
könnte daher Borvon- und Cevenna oder Cebenna durch eine dissimilation
analog der in gr. Γερβανικός = Γερμανικός und anderen von mir K. Z. 35
s. 605 f. besprochenen fällen²) erklären3). ¶ Welche von den
verschiedenen möglichkeiten der erklärung man aber auch vorziehen mag,
daran darf man jedenfalls festhalten, dass Bormo der ligurische name
des thermengottes ist, und damit haben wir eine stütze für den
indogermanischen charakter des Ligurischen gewonnen — wenn auch
natürlich ein einzelner fall allein zum beweise nicht ausreicht.»
[Testo delle note di p. 115: «1) Vgl. dazu auch Müllenhoff D. A. III
176. ¶ ²) Die neue behandlung dieser erscheinung von K. Dieterich K.
Z. 37, 415 ff. macht mich an meiner auffassung nicht irre. 3) Den
namen Βορβητόμαγος, Geogr. Ravenn. Gormetia = Worms, den d’Arbois a.
a. o. 121 heranzieht und für ligurisch erklärt, lassen wir hier besser
bei seite.»

Does it suffice?
And now please tell me what's wrong with /bh/ and *bher-w-