--- In
cybalist@yahoogroups.com, "tgpedersen" <tgpedersen@...> wrote:
>
>
> Now the interesting part is the observation that the Bolg- and Volg-
> areas are disjoint, which is this case has led some researchers to
> postulate a FU substrate. This is interesting because we earlier
> discussed the possibility of a b-/v- alternation as a diagnostic of
> Venetic presence
> http://tech.groups.yahoo.com/group/cybalist/message/59384
> etc
> and note a similar v-/b- alternation in the Polish instances of the
> 'southern foreigner' word
> http://de.wikipedia.org/wiki/Welsche
And here is a discussion of possible etymologies of the Balg- word.
Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, pp 17-25
'1. Dt. Balge und Verwandtes
Als Appellativum ist die hier zu behandelnde Sippe nur im Germanischen
belegt, vgl. ndl. (17. Jh.) ballje "Grube auff den Watten, darin das
Wasser bestehen bleibet, wenn die Fluth Gantz gefallen und es Ebbe
ist", späterer Zusatz: "oder ein Priel, darinnen das Wasser zu- und
abfleußet"11, balge "niedriger, sumpfiger Ort, Wasserlauf"12, ndt.
balje oder balge "Graben oder Aushöhlung, darin noch etwas Wasser
übrig bleibt, wenn gleich das andere abgelaufen"13, ndl. (veraltet)
balje f., Mz. -n, "kleiner Graben, Rinnsal im Watt, Priel"14, ndt.
dial. balge "Flußrinne, Arm eines größeren Flusses, tiefe Rinne
zwischen Sandbänken an der Küste"15, mndt. balge, ballige "Wanne,
Vertiefung im Watt, die auch bei der Ebbe voll Wasser bleibt", 1384 de
balghe, 1512 uppe de verschen balligen, (1489) der balge langk16. Zur
Abgrenzung von mnd. balge "Wanne, Bottich" und zu weiteren
appellativischen Belegen s. Udolph, Stellung ZH. In dieser
Untersuchung hatte ich schon aus östlicher Sicht zu diesem
Appellativum Stellung genommen, die weitere Aufarbeitung des
mitteleuropäi-schen Namenmaterials hat jedoch zu Ergänzungen geführt,
die eine erneute Präsentation notwendig machen. Folgende Namen sind
mir bekannt geworden:
a. Deutschland und Schweiz.
An der Balge, FlurN. b. Dehringhausen (Jellinghaus 14);
Balg, OT. von Baden-Baden, 1288 du dru Balge (Reg. Baden I 56; O.
Heilig 34; Förstemann II,1,350);
Balgach, ON. bei St. Gallen, 890 Palgaa, 1166 Balga (Förstemann
II,1,350; vgl. G. Mürkens, Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen,
Euskirchen 1958, S.19);
Balge, Balje, Name eines Armes der Lune (H. Strunk, JMM. 24,1928/30,
S. 11);
Balge, ON. bei Nienburg/Weser, um 1080 (K. 12./13. Jh., Adam v.
Bremen)
Balga, 1179 (K. um 1300, Papsturkunde) curtem Baldige, um 1300
Bellinge, dort auch GN. Balger Abe, 1530 An der Balger Aha sowie OT.
Holtbalge, um 1300 u.ö. Holtbalge (Dienwiebel I 30f., 286; R. Möller
37 mit Deutung zu idg. *bhelgh- "schwellen"; verfehlt H. Strunk, JMM.
24(1928/30)11);
Balge, ehem. Hafen in Bremen1'', 1384 Iuxta Balgam (Stad. Cop. 14),
1384 supra Balgam (Stad. Cop. 15), 1383 iuxta Balgam (Stad. Cop. 67),
usw., dazu GN. Klosterbalge, Große Balge, Kleine Bälge, Straßen N.
Hinter der Balge, Balgeinsel, Balgebrückstraße u.a.m.18;
Balge, Sielbalje, bei Oerichsheil, 1375 Züllebalgbe usw. (HG. 16,23
und 318); 15. Jh. tor Balgen, Haus bei Engter (Jellinghaus
14; Förstemann II, 1, 350);
Balgen, ON. im Kt. Thurgau, 854 ad alveum Balgahe (Förstemann
II,1,350); 12. Jh. (?) in Balgen, Lokalisierung unsicher, Nähe
Rastede?, n. k (Wigand II/1,142);
Balgenort, FlurN. bei Scharrel (TK. 25:2912); 1375 Balghede, unbek. in
Westfalen (Jellinghaus 14), offenbar *Balg-ithi19, n.k.; Balg{e)sweg,
FlurN. bei Weddewardener Büttel und in Cappel (G.v.d. Osten,
Geschichte des Landes Wursten, 2. Aufl., Bremerhaven 1930-32, S. 16;
H. Strunk, JMM. 24,1928/30, S. 11);
die Balget, Ebene bei Brilon, nach Jellinghaus 60 zweifelhafter
-ithi-Name20, wahrscheinlich besteht eine Beziehung zu dem ON. Balgert
bei Brilon, unklar, n.k.; Balgheim bei Nördlingen, 1147 Balge-hem, ca.
1149 Balchaim (Förstemann II,1,350);
Balgheim, Kr. Tuttlingen (Müllers Ortsbuch 64); Balghem bei
Nievenheim, 1155 (K. 18. Jh.) Balghem (MGH. Reg. Germ. X 198), 1232
Balchem, 1280 Balcheim, 1316 Balcheym (Dillmaier, -dorf 123;
Förstemann II,1,350);
Balgstädt in Thüringen, 9. Jh. (Balgestat), 943 Balgesteti (H. Walther
274), um 970 Balgestede (Förstemann II,1,350), 1051 (Spurium 12. Jh.)
Balgestat (MGH. Reg. Germ. V 610) usw.;
Balje, Baljerdorf, Baljer Loch, ON., FlurN. und GN. bei Freiburg/Elbe,
1384 (Hs. 15. Jh.) Balghe, Balga (HG. 16,24 mit weiteren Belegen);
Balje = Norder Wallsgrabcn (G.v.d. Osten, Geschichte des Landes
Wursten, 2. Aufl., Bremerhaven 1930-32, S. 16);
Balje, Baljer Loch an der Saalemündung (Udolph, Stellung 72);
Balje, Rißbalje, unbekannt in Schleswig-Holstein, n.k., um 1500 Up dem
Riße . . . aver de Ballie . . . darvan noch de Rißballie tho unsern
Tiden (Neocorus I 217f.);
Baljen bei Lunden (H. Jellinghaus, ZGSHG. 29,1899,213);
Balkhausen, Kr. Hattingen, 10.-11. Jh. (K. Mitte 12. Jh.) Balghusen
(Gysseling I 96f., vgl. Förstemann II,1,350);
Ballum, ehem. Ksp. auf Nordstrand, 1214 balghum (SHRU. I 140), 1216
balghum (SHRU. I 147), 1240 Balghum (SHRU. I 269), 1241 Balughum
(SHRU. I 276), 1298 Balgum (SHRU. II 382), umstritten (vgl. Laur,
ONLexikon 63 und Udolph, Stellung 72), auf Grund dieser alten Belege
und unter Einbeziehung von Baljen bei Lunden (s.o.) wohl doch zu
unserer Sippe zu stellen;
Belgenbach, Belgenbacher Mühle im Kr. Monschau (G. Mürkens, Die
Ortsnamen des Kreises Euskirchen, Euskirchen 1958, S.19: zu *bhalg-
"glänzen"?);
Beller, ON. bei Brakel, ca. 993-996 in Balgeri (Honselmann 151; zur
Identifizierung s. Dürre I,3 und jetzt Schütte, Corvey), zur
Wortbildung s. Bach II,2,278 und unten bei der Behandlung
von ONN. mit -r-Suffix;
Billig, Zufluß z. Erft (heute Flutgraben), auch ON. im Kr. Euskirchen,
gehen nach G. Mürkens, Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen,
Euskirchen 1958, S. 19 auf eine Grundform *Balga <
*bhalg- "glänzen" zürück;
Breedenbalge an der Wesermündung (Schiller-Lübben I 145; Prüser l78);
Dänenbalge, unbekannte Lage, in Dithmarschen?, 1381 in de Dene-balghe
(KR. 1318, n.k.);
Deerens-Balje (HG. 12,35; Kvaran 48);
Dörenbalgen, FlurN. im Kr. Uelzen (Matthies 129);
Grüner Balgesweg, in der Balje, FlurN. bei Dingen (G.v.d. Osten,
Geschichte des Landes Wursten, 2. Aufl., Bremerluven 1930-32, S. 16);
Huntebalje bei Neuwerk, um 1585 De Hondt balch usw. (HG. 16,172);
Kinder-Balje, Elbetief bei Neuwerk, 1594 Kinderballye usw. (HG.
16,187);
Ossenbalge, zwischen Langeoog und Spiekeroog, 1496 in der
Ossenbalge (Ostfries. ÜB. III 183);
Riekbalje, FlurN. in Osterstade (II. Strunk, JMM. 24,1928/30, S. 11);
Steertbalge an der Wesermündung (Schiller-Lübben I 145; Prüser 178);
Werkbalje, Elbetief bei Neuwerk, 1382 Balghe, MKS Balghe usw. (HG. A
16,359);
Wischbalge, 4 FlurN. in Imsum (H. Strunk, JMM. 24,1928/30, S. 11).
Schließlich könnte ein germanischer Name auch in dem slavisierten ON.
Pobles bei Hohenmölsen, 1269 Poblos usw., Grundform evtl. *Po-bloge^ >
*Pobloe (s. E. Eichler, H. Walther, DS.35, S.246) vorliegen. Die hier
angeführten Namen sind ihrer Entstehung nach sicher verschiedenen
Zeiten zuzuordnen.
Offensichtlich jungen Namen - vor allem an der Nordseeküste - wie
Sielbalje, Bredenbalge, Balgesweg, Ossenbalge stehen bildungsmäßig
oder überlieferungsgeschichtlich ältere Typen wie Balgach, Balga bei
Nienburg, Balge in Bremen, *Balgithi und Balgeri gegenüber. Dabei
lassen sich die beiden unterschiedlich alten Gruppen im großen und
ganzen auch geographisch ordnen: die jüngeren Namen liegen an der
Küste, die älteren im Binnenland, im Rheinland, in Westfalen,
Niedersachsen und Thüringen. Es wird für die Gesamtbeurteilung
wichtig sein, welche Streuung in den angrenzenden Ländern zu
beobachten ist.
b. Belgien und Niederlande. Im Niederländischen erscheint balg als
Gewässerbezeichnung, zumeist in der Bedeutung "zandplaat" oder "geul"
(Schönfeld 34). Schönfeld meint auf Grund der Etymologie von einer
Grundbedeutung "anschwellen" ausgehen zu können. Einige Namen weisen
aber auf eine andere, oben bei den deutschen Appellativen bereits
angesprochene Bedeutung "Vertiefung, Fahrrinne", d.h. norddeutsche
und niederländische Namen sind eng miteinander verwandt21. Mir sind
bekannt geworden:
Baelgebeilck, 1556 baelge beilc, bei Thielt-Buiten (de Flou I, Sp.
422);
Bailly, Kl. Frasnes-lez-Buissenal, 1061 Allodium de Balgiis
(Petri 145);
Balg, Fahrwasser bei Texel, dort auch Balgzand (Moerman 31; Schönfeld
34);
Balg in Noordholland (J. de Vries 24);
Balgerijt, GN. bei Alkemade (Moerman 31);
Balghe, 1648 Balghe, bei Wytschaet, (de Flou I, Sp. 483);
Balghemeersch bei Denterghem (de Flou I, Sp. 483);
Balgooi in Gelderland, 1172 in pago 'qui Balgoie nuncupatur (Gysseling
I 96: zwelling + agwjo:, s. auch J. de Vries 24, Förstemann II,1,350
und I NT. 77); 1532 die Bocbalige (R. Rentenaar, a.a.O. 6);
Dorre Balg (Schönfeld 34);
Dove Balg bei Afsluitdijk (Moerman 31);
Hollebalg bei Wienngen (R. Rentenaar, a.a.O. 7);
Kromme Balg bei Ameland (Moerman 31);
Memmert Balje bei Eemsmond, 1585 Memerbalch (R. Rentenaar, a.a.O. 8);
Scholbalg bei Schiermonnikoog, 1309 Sculdbalwe (R. Rentenaar, a.a.O.
8; Moerman 31); 1584 Swaenbalch, um 1450 der Vleblage, der Vlibalge
(R. Rentenaar, a.a.O. 7);
Wierbalg bei Afsluitdijk (Moerman 31), um 1450 tut der Wirger balgen
(ident.?) (R. Rentenaar, a.a.O. 6).
Wie in Deutschland gibt es auch in den Niederlanden und in Belgien
unterschiedlich alte Namen. Neben jungen Typen (Kromme Balg, Dove
Balg, Scholbalg), die wie in Norddeutschland vornehmlich an der
Nordseeküste erscheinen, gibt es einige wenige alte Namen (Bailly,
Balgooi). Dabei ist die Verteilung derjenigen in Deutschland genau
entsprechend: die jüngeren Typen finden .sich an der Nordseeküste, vor
allem auf und bei den Inseln, die älteren dagegen im Binnenland.
c. Frankreich. Hier gibt es nur einen einigermaßen sicheren Namen:
Balgau bei Colmar, 896 Palgouua, 1110 Palcove (Förstemann II,1,350).
d. England. Vor allem aufgrund des in England nachweisbaren
Namenmaterials, zu dem ich unten Stellung nehmen werde, ist für das
Angelsächsische für den appellativischen Bereich mehrfach verwandtes
Material zu dt. Balg, Ball u.a.m. vorausgesetzt worden. Semantisch
ergeben sich jedoch für diesen Verglech durch den auffallend starken
onymischen Nachweis Schwierigkeiten. Hinzu kommt, daß z.B. das
germanische Material um dt. Balg wegen des höchstwahrscheinlich
anzusetzenden -i-Stammes22 ausscheidet (s.u.). Zieht man das von mir
oben zusammengestellte kontinentalgermanische Material heran, ergeben
sich ganz andere Vergleichsmöglichkeiten. Doch zunächst soll die
appellativische Seite des Englischen betrachtet werden.
Nach A.H. Smith I 18 findet sich *balg OE (Angl), *bealg (Kt, WSax),
adj., 'rounded, smooth'" schon im Mittelenglischen, in Ortsnamen liegt
im allgemeinen eine Bedeutung, "a rounded hill", as in ME a bal3 berz"
vor. Ähnlich aigumentiert J. Dodgsen, EPNS.48,95. Die mit dt. Balg
(Blasebalg) verwandten englischen Wörter sind nach A.H. Smith I 27 in
toponymischer Verwendung ähnlich zu beurteilen: "belg OE (Angl, Kt),
balg (Merc), bielg (WSax), 'a bag, a sack' in a transferred sense such
as 'rounded, bag-like hill' or even 'sack like valley'". Beachtenswert
ist in diesem Zusammenhang die Diskussion um den englischen FlN.
Belah: "I explain as 'roaring river'. Cameron objects that the stream
is small and suggests that the source is OE belg 'a sack'. He
evidently forgets that belg is from *bal3i-, which would give ME
beli... (Ekwall, Etym. Notes 7), An anderer Stelle geht E. Ekwall23
von einem altenglischen Adjektiv balg aus. Die meisten Probleme der
appellativischen Grundlage der englischen Namen lassen sich lösen,
wenn man die Zusammenhänge mit dt. Ball und Balg aufgibt, und die oben
angeführten, bisher nicht berücksichtigten Namen aus Deutschland,
Belgien, den Niederlanden und Frankreich heranzieht.
Man vergleiche: Bagshill, Kent (A.H. Smith I 18); 704-9 in balgandun,
in Lancaster, "O.E. balg adj." (Ekwall, Lanc. 7); Balham, Surrey (A.H.
Smith I 18); (1448) Balham, Gloucestershire (A.H. Smith, EPNS.41,100);
Balham, 957 Belgenham, 1255 Balgham (Field, London 26 mit der
Bemerkung: "the first element may be OE bealg, possibly used to
describe a convex conformation"; Balladen, Lancaster (A.H. Smith I 18;
Ekwall, Lanc. 7); Ballam, Lancaster (Ekwall, Lanc. 7); Ballidon, Derby
(A.H. Smith I 27); um 1200 Balshahe, bei Ainsworth (Ekwall, Lanc. 7);
1246 de Balsagh, bei Ditton (Ekwall, Lanc. 7); Balshaw, bei Spotland
(Shropshire), "lost name, 1296 de Balghschae, 1311 de Balshagh"
(Ekwall, Lanc. 7; A.H. Smith I 18); Belah, FlN. in Westmorland, 1292
Belewe, 1576 Below, evtl. "*Belge, obl. *Belgan (from *Belgan)"
(Ekwall, ERN. 32; vgl. auch die oben angeführte Replik mit D.
Cameron); Boscar, enthält ae. sceaga, Yorkshire (A.H. Smith I 18);
Bardon Hill, War-wickshire (A.H. Smith I 18); Belluton, bei Pensford
(Somerset), 1086 Belge-tona (Hill, Somerset 319; hierzu nach A.H.
Smith I 27); Berridge, Kent (A.H. Smith I 18).
Die hier zusammengestellten Namen Englands sind im Vergleich zu den
bisher behandelten kontinentalgermanischen in mehrfacher Hinsicht
bemerkenswert: zum einen durch ihre Häufigkeit, zum zweiten durch
ihren frühen Belege (704-9 in balgandun; 957 Bælgenham; 1086
Belgetona) und drittens aufgrund ihrer Verbreitung, die eine m. E.
deutliche Beziehung zu den Verwandten in Flandern und Belgien (s.
Karte 1, S.22) erweist.24 Es darf natürlich nicht übergangen werden,
daß nicht alle angeführten englischen Namen zweifelsfrei zu ndt. balge
"Priel, Vertiefung, Fahrrinne, Ausbuchtung usw." zu stellen sind,
jedoch ist diese Verbindung mit Sicherheit semantisch weniger
anfechtbar als das doch künstliche wirkende Benennungsmotiv "rundes
Tal, sackähnliche Vertiefung, sackähnlicher Canyon" usw.
Weiterreichende Schlüsse sollen im Augenblick noch nicht gezogen
werden; sie werden sich erst aus einer synoptischen Analyse ergeben.
Zuvor ist noch die wichtige Frage zu klären, ob Skandinavien
Entsprechungen zu ndt. balge "Priel, Vertiefung, Graben" besitzt.
e. Skandinavien. Im Nordgermanischen gibt es mehrere Wörter, die auf
eine Basis *balg- zurückgeführt werden können. Man vergleiche:
1.) Dän. balle < altdän. balgh m. "sanft ansteigender, langgestreckter
Hügel, Erhöhung"25, gehört zu altnord. belgja "schwellen", vgl. dt. Balg.
2.) Ballig, dän. Balle, nd. Balli, in Angler Ortsnamen Ballig, "hat
hier wie in Nord Schleswig, im südlichen Ostjütland, auf Fünen und in
Südseeland die Bedeutung ,Teil eines Dorfes'".26 M. Hinrichsen, Die
Entwicklung der Sprach-verhältnisse im Landesteil Schleswig .. .,
Neumünster 1984, S.294 nimmt mit anderen Forschern an, daß von einer
Grundbedeutung "Scheide" auszugehen ist, was zunächst zu einer
Bedeutung "sanft ansteigende Erhebung im Gelände" geführt habe und
später zu "offener, bebauter Platz in einem Wald" oder "Einteilung
eines Dorfes". Zur Diskussion s. z.B. auch Maribo Amts Stednav-ne",
København 1954, S. XVIIf. und Svendborg Amts bebyggelsesnavne,
København 1958, S.XIf.
3.) Schwed. balja, balle, ballie, dial. bal "Holzgefäß,Trog" (Falkman
21), "Bierkessel" (Laur, ON. 302 nach G. Knudsen).
Alle drei Sippen lassen sich mit den oben genannten norddeutschen
Appellativen ("niedriger, sumpfiger Ort, Wasserlaul, kleiner Graben,
Rinnsal im Watt, Priel usw.") nur schwer, m.E. nicht unmittelbar
verbinden. Wir haben es ollenbar mit verschiedenen homonymen Wurzeln
und Wortsippen zu tun, wie schon ein Blick in J. Pokornys Wörterbuch
(man vergleiche etwa S. 122f., 125f.) deutlich macht. Dennoch wollen
wir noch einen Blick in den skandinavischen Namenbestand werfen, um
zu prüfen, ob sich nicht dort noch Relikte verbergen, die mit den
norddeutschen und niederländischen Toponymen verbunden werden können.
Die Durchsicht des nordgermanischen Namenmaterials bleibt ohne sichere
Anknüpfungen. Alle hier in Erwägung zu ziehenden onymischen Belege
bleiben mit einiger Sicherheit fern: Balg bei Torpa, 1546 Balg, aus
*balgh ,,förhöjning i terrängen" (NoB. 1948,141 ff. und Hald 1965,
Vore Stednavne, 2. Aufl. Kjøbenhavn 1965, S. 190), Balgö, (1308) und
Balgöe (Ortnamnen i Hallands Län III,17); Baljan, ON. in Jonstorp
(Falkman 21: zu balja "Trog, Holzgefäß"); Baljered, "är möjligen
urspr. av ett f.ö. ökant fsv. mansnamn *Balghe" (Ortnamnen i
Skaraborgs Län XV,30); FlurN. Ballbek, 1710 Bollbeck usw. (v. Rohden
194: dän. balle < altdän. balgh m. "sanft ansteigender,
langgestreckter Hügel"); Ballebaek, mehrere GN. in Dänemark, zu dän.
balle, altdän. balgh "ein gleichmäßig ansteigender Hügel" (Kvaran 62
mit Hinweis auf ebenso zu erklärende schwed. SN. wie Järnbälgen,
Smedebälgen und norweg. SN. Belgetjern u.a.m.); Langballe, um 1450
Langeballech, 1483 I.angkballie, 1543 Lanngbalge (Sydslesvigs
Stednavne VII 116); Sønderballe, 1494 Süderbarch, 1519 Suderbalge, zu
balle "del af Landsby" (Sydslesvigs Stednavne VII 435); 1397
Sudaerbalgh, nuv. Suderballe, Arninge S., Laalands Sønder-Herred
(Samsøs Stednavne VI); Waestaertbaligh, Ribe Oldemor (Samsøs
Stednavne VI); die "Angler Ortsnamen Langballig, 1450 Langballech,
Norderballig, 1621 Nordballie, Süderballig, 1671 Dollrup Süden, 1740
Sünderballie, Suterballig in Gelting, 1491 Suderbarch, 1519
Suderbalge, Danckwerth Sönderballe, oder Kiusballig. Unechte
ballig-Namen, nämlich ursprüngliche büll-Namen sind Torsballig und
Wackerballig" (Laur, ON. 302).
Allein am Ringkøbing Fjord findet sich vielleicht eine Entsprechung in
dem Toponym 1650 Ballie Sandt, 1695 Balge Hagen27.
Daraus ergibt sich für unsere Untersuchung: zwischen den nord- und
mitteldeutschen Appellativen und Namen, die in enger Verbindung zu den
Namen in den Niederlanden, Belgien und England stehen, und den
skandinavischen Balg-Namen und -Appellativen gibt es keinen
Zusammenhang. Das wird noch deutlicher, wenn wir jetzt den
germanischen Bereich verlassen, und uns dem östlichen Europa zuwenden.
Die in diesem Zusammenhang wichtigen Namen hatte ich schon an anderer
Stelle28 ausführlich behandelt und die Verbindung mit den offenbar
nordseegermanischen Appellativen und Namen diskutiert. Hier sollen sie
nur noch einmal in aller Kürze genannt werden: Bl/oga, Nil. d. Pilica,
mit ON. Bl/ogie Stare, Szlacheckie; Bl/ogie, Sumpf im ehem. Kreis
Radom; Boloivka, Bolozivka, FlN. in der Ukraine, mit ON. Boloivka,
Blozev; Bl/ozyn, Sumpf in Großpolen (fraglich, n.k.); hinzu kommt
jetzt wahrscheinlich noch der SN. Bluj, dt. Bluggen See, bei
Miastko/Pommern (s. Hydr. Europ. 7, S. 14), vielleicht besteht auch
eine Beziehung zu dem slovak. FlN. Blh, ungar. Balog, 1244/1410 Balogh
usw.29; aus dem baltischen und ostslavischen Gebiet (dazu ausführlich
Udolph, Stellung 74f.) vgl.: Balge, ON. und Name eines Teils des
Frischen Haffs (dt. Herkunft allerdings nicht ausgeschlossen, s. aber
E. Blesse, BNF 4,1953,290f.); Balga, FlN. in Lettland, dort auch ON.
Piêbalga; Bologoe, ON. im ehem. Kr. Valdaj, dort auch SN. Bologoe,
Bologovskoe; Bologoe, auch Balagoj, ON. im ehem. Kr. Cholm; Balagoe,
auch Bologovo, ON. im ehem. Kr. Velikie Luki, dort auch SN. Balagoe;
schließlich vermute ich einen Ansatz *bolg- auch in dem FlN.
Osobl/oga/Hotzenplotz (s. Udolph, Stellung 229f.). Dabei hatte ich
erwogen, ob das Element *bolg- < *bholgh- "ursprünglich als Adjektiv
fungierte" (Ebda., S.231), dafür jedoch noch keine Bestätigung
gefunden. Von hier aus ist es bemerkenswert, daß E. Ekwall, Lanc. 7
bei der Erörterung des um 705 erwähnten ON. in balgandun (in
Lancaster) ein altenglisches Element balg als Adjektiv ansetzt.
Aus Osteuropa läßt sich unter Umständen noch weiteres Material
gewinnen, das ich an anderem Ort30 bei der Untersuchung der
slavischen Sippe um ukrain. bevz, beuz "tiefe, dunkel verwachsene
Schlucht mit steilen Abhängen, tiefes Flußbett" behandelt hatte. Man
geht dabei im allgemeinen von einem Ansatz *bhl.g^- und einer
Verbindung mit der bekannten "schwellen"-Wurzel aus. Die Semantik der
slavischen Appellativa und der Nachweis in den Namen31 spricht eher
für einen Zusammenhang mit dt. Balge usw. Im Slavischen wäre dann mit
Satemisierung zu rechnen, die im Baltischen (Balga, Pie~balga, Bologoe
usw.) unterblieben ist, was bekanntlich kein Einzelfall ist.
Wir sind am Ende der Namensammlung. Folgende Punkte sind nach meiner
Ansicht von besonderer Bedeutung (man vergleiche dazu auch Karte 1,
S.22): läßt man die slavische Sippe beiseite, so ist appellativisches
Material nur im Germanischen, genauer: im Niederdeutschen,
nachweisbar. Selbst die frühen ON.-Belege des Englischen können
keineswegs sicher mit entsprechenden englischen Wörtern verbunden
werden, so daß die auch aus der Karte ersichtliche Beziehung zu
Belgien und Flandern und allgemein zum nordseegermanischen Bereich
auch von hier aus ein Stütze erfährt. Die hier behandelten Namen
gehören nur mit wenigen strittigen Belegen zu dt. dial. balge (auch im
Nordgermanischen belegt, s.o.) "Wanne, Bottich", Dieses muß auch nicht
zuletzt auf Grund der starken Verankerung im Namenbestand Osteuropas
konstatiert weiden. Es kann nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens
mit hoher Wahrscheinliclikcit angenommen werden, daß die hier zugrunde
liegende Wortsippe auf den balt.-slav.-germ. Bereich beschränkt ist
(so schon Stang 14 in anderem Zusammenhang). Die in den einleitenden
Bemerkungen dieser Arbeit betonte besondere Bedeutung der
osteuropäischen, speziell der baltischen Toponymie, liegt im
vorliegenden Fall auf der Hand. Von hier aus ergibt sich für die
Verbreitung der Namen eine Art Schiene im Binnenland, die von England
über Belgien und die Niederlande bis zu den deutschen Mittelgebirgen
und Polen und darüber hinaus bis in die Ukraine reicht. Daneben gibt
es einen Schwerpunkt im Baltikum. Dabei fällt die Lücke in dem
Bereich, der bisher für die Entfaltung des Germanischen besondere
Bedeutung zu haben schien, in Skandinavien (wo Balg-Namen offenbar zu
anderen Wortsippen gehören), besonders auf. Allem Anschein nach ist
auch eine spezielle und deutliche Verbindung zwischen den
osteuropäischen Namen und Skandinavien nicht möglich.
Vor weiteren Überlegungen und Vermutungen soll hier noch Abstand
genommen werden. Es wird zu prüfen sein, ob die unter dem Aspekt einer
besonders engen baltisch-slavisch-germanischen Verwandtschaft
ausgewählten weiteren Namenverbreitungen unsere Beobachtungen stützen
können. Zur Etymologie der hier vorgestellten Sippe um dt. Balge s.
Udolph, Stellung 75, Punkt 432.
11 Krause, Stader Archiv 6(1877)20.
12 E. Prüser, Gedächtnisschrift für F. Rörig, Lübeck 1953, S.178.
13 G. Roth bei Pratje I 89.
14 Teur I 160.
15 W. O. Focke, Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu
Bremen 15(1901)50.
16 Schiller Lübben I 145; F. Pruser, a.a.O., S. 178.
17 S. ausführlich dazu E.. Prüser, Die Balge - Bremens
mittelalterlicher Hafen, in: Gedächtsnisschrift I. F. Rörig, Lübeck
1953, S.477 488.
18 S. etwa A. Lonke, Das älteste Lassungsbuch von 1434-1558 als
Quelle für die Topographie Bremens, Bremen 1931, S.122f.
19 Vgl. unten Bälget und zu den zahlreichen -ithi-Bildungen Udolph,
-ithi, speziell S. 12920 S. auch Udolph, ithi 129.
21 Man vergleiche jetzt auch die Ausführungen von R. Rentenaar,
Balgen in de Waddenzee, Naamkunde 24(1992)5 l3.
22 S. z. B. Woordenboek der Nederlandse Taal II,1,914. 23 Ekwall, Lanc 7.
24 Es muß nochmals betont werden, daß die ebenfalls gegenüber England
liegenden westfriesischen Balge-Namen auf den Inseln junge Typen sind.
Höheres Alter besitzen zweifelsfrei die Belege aus Flandern und Belgien.
25 N. Å. Nielsen, Dansk etymologisk ordbog; Ordenes historie, 3.
Aufl., København 1976, S. 18; Laur, ON. 302.
26 Laur, ON. 302; Sydslesvigs Stcdnavne VII 435.
27 R. Rentenaar, a.a.O. 8.
28 Udolph, Stellung 70 74.
29 B. Varsik, Slovanské (slovenské) názvy riek na Slovensku,
Bratislava 1990, S. 101 ff., vgl. meine Ergänzung in NI. 61/62(1992)169.
30 Udolph, Studien 471 ff.
31 Vgl. ebda, Karte 73.
32 Zum mutmaßlich verwandten slav. Material ders., Studien 471 ff.
33 S. etwa Pokorny, IEW. 246; Stang 17.'
Torsten