--- In
cybalist@yahoogroups.com, "Aigius" <segijus@...> wrote:
>
> Is Lithuanian PUODAS, meaning POT, TUB related to all this?
>
The question is rather complicated.
Johannes Hubschmid: Schläuche und Fässer, p156-160
"
Und wie erklärt sich das deutsche Wort fass ? Heute verstehen wir
darunter meist ein oben geschlossenes Daubengefäß. In
Zusammensetzungen hat sich jedoch eine ältere Bedeutung 'Gefäß'
erhalten (tinten-fass usw.), die früher allgemein war: mhd. vazz
'Gefäß, Schrein; Weinfaß', ahd. faz 'Gefäß, Behälter, Becher, Eimer',
wîn-faz 'Weinfaß', mnd. vat 'Gefäß, ein bestimmtes Maß; Schüssel aus
der man ißt', erst später 'Faß' (> lett. vãte, estn, vaat´, liv.
vo,:t), aengl. faet 'Gefäß, Becher', anord. fat 'Faß, Gefäß, Korb'.
Das germanische Grundwort bezeichnete gewiß ein oben offenes Gefäß;
die Grundbedeutung war 'das Einfassende, Einschließende,
Zusammenhaltende'. Verwandt mit dieser Wortfamilie sind, außer dt.
fassen, dt. fessel, ursprünglich 'Band zum Befestigen des Schwertes',
aengl. fetel(s) 'Gürtel' usw.
Germ. *fat- weist auf idg. *podo-, wozu (mit Dehnstufe) lit. púodas
'Topf gestellt wird. Weitere indogermanische Entsprechungen sind
bisher nicht nachgewiesen worden. Die Wortfamilie ist also auf das
Germanische und Baltische beschränkt, nicht allgemein indogermanisch.
Eine alte Entlehnung aus einer vorindogermanischen Sprache ist daher
nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir einen Wechsel von d zu tt
annehmen, so läßt sich vorgerm. *podo- 'Topf, Faß' verknüpfen mit
vorgerm. und vorkelt. *potto- 'Topf, das erschlossen werden kann aus
spätlat. potus 'Trinkgefäß' um 600 (bei Venantius Fortunatus), mit
regulärer Reduktion von -tt- > -t-, mlat. pottus, Belgien 1185 (Cart.
SL. Liege 1, 105), nl. (> mnd., 13. Jh.), fr. pot 'Topf, woher aengl.
pott (seit ca. 1200), engl. kymr. pot, anord. pottr (14. Jh.), schwed.
potta (> liv. pot't'à); aus dem Nordischen auch mir. potta. Dem aprov.
pot entsprechen mlat. potos olei, Katalonien 1149 (ES 50, 405),
altarag. potes pl., um 1373 (BAE 4, 348), woher span. port. pote2;
bask. poto 'pot, broc, vase; coffin', potor´ 'terrine munie d'une
queue', Alava potorro 'salero'. Der älteste Beleg steckt im
Töpfernamen Pottus aus der Civitas Treverorum und westlich
anschließenden Gebieten, s. Frings, ZRPh. 56, 373-374.
Denselben Stamm enthalten ven. (Chioggia) poto 'specie di bicchiere di
metallo per attingere l'acqua' (Zennaro), Capodistria 'romaiolo;
bicchiero di latta (col manico)', ragus. pot 'scodella di latta'
(Bartoli 2, 299), c^akav. (Silba) p`ùt 'kleines Schöpfgefäß für
Wasser', Dubrovnik 'Blechgeschirr (c^as^a) mit Griff, auch zum Kochen
dienend', Prc^an' 'ein Flüssigkeitsmaß und das entsprechende Gefäß'
(Res^etar 273)3, alban. (tosk.) pot 'tra-moggia, cassetta a piramide a
rovescia, dove il mugnaio mette il grano da macinare; frantoio, specie
di torchio per acciaccare le ulive ed estrarne l'olio'.
Eine alte Ableitung *pottione wird vorausgesetzt durch afr. poçon
'pot, vase, tasse, burette' (besonders agn. awallon.), pochon (apik.),
Tournai pochon 'tasse, verre', Stavelot posson 'petite cruche à anse';
afr. poçonet 'petit pot, petite mesure, en particulier pour les
liquides' (viele Belege bei Godefroy 4, 239).
Auch das in französischen Mundarten weit verbreitete pot 'trou creusé
en terre pour jouer aux billes' (so in Mâcon), ardenn. lütt. pò
'fossette du jeu de billes', pik. jeu de pot usw., ist hier
anzuschließen; dazu das Femininum lütt. pote 'petit trou, fossette',
Metz 'fossette que font les enfants pour jouer aux billes', poit.
'trou en général; fossette du jeu de bille«', frcomt. poute 'trou
creusé en terre', Die poto 'creux dans la terre, que les enfants font
pour jouer aux billes' mit den Ableitungen lütt. potale. 'petite
pote', polê m. 'petite excavation conique, pratiquée dans la paroi
rocheuse pour y loger l'extrémité d'un bois taillé en pointe' (t. de
houill.), 'flaque' (eigentlich 'Loch mit Wasser'). Der südöstlichste
Beleg von pol. als Fachausdruck des Spieles ist erhalten in piem.
(Castellinaldo) pol in. 'buca nel giuoco della gála'. Die konkave Form
des Gefäßes wurde auf ein Loch im Boden übertragen (cf. oben p. 61)1.
Schließlich wurde das Wort in der femininen Form übertragen auf den
weiblichen Geschlechtsteil, it. pòtta (seit 14. Jh.), dem piem. lomb.
ven. pota, friul. pòte (16. Jh.) entsprechen (anders, aber kaum
zutreffend, Jud, BDR 3, 12; REW 6703). Die Richtigkeit dieser letzten
Verknüpfung wird bestätigt durch alban. poç 'zucca, fiasco', tosk.
auch 'vulva (parti genitali della donna)', wozu alban. (tosk.) poçë
'vaso di terra, pentola, vaso da notte, pignatta, crogiolo' usw.
(Meyer 350) und die Lehnwörter meglen. pots^ 'Krug' (Capidan 3, 230),
aromun. pócIu 'ólâ micâ de pâmînt sau de aramâ' gehören. Weitere
Parallelen zur Bedeutungsentwicklung von 'Gefäß' > 'weibliche Scham'
sind oben p. 76 zusammengestellt.
Alban. poç ist schon von Meyer mit der Sippe von fr. pot, it. potta
verknüpft worden. Doch möchte ich dahingestellt lassen, ob seine
Erklärung des -ç statt -t richtig ist: er meint, pot habe sich
vermischt mit alban. boç, für welches er die Bedeutungen 'Röhrchen;
Kastanienschale' angibt. In meinen Quellen finde ich geg. boç 'pina',
boçë 'involucro delle castagne; torso della pannocchia', tosk. boçe
'fardello, involucro'.
Die Formen aus Italien und aus dem Balkan können kaum im Mittelalter
aus dem Galloromanischen entlehnt sein, wie aengl. pott usw., span.
port. pote, da das Wort als Gefäßbezeichnung in der italienischen
Schriftsprache, im Piemontesischen und Lombardischen fehlt. Man müßte
schon annehmen, es sei auf dem Seeweg, von Marseille aus, nach dem
Osten gebracht worden. Aber it. pòtta, das formell genau dem dial.fr.
pote 'trou' entspricht, macht durchaus den Eindruck eines in Italien
bodenständigen Wortes. Die geographische Verbreitung von fr. pot -
istr. ragus. pot usw. erinnert in auffälliger Weise an die Verbreitung
von bur- in Gefäßnamen (oben p. 84).
All dies weist darauf, daß fr. pot nicht fränkischen Ursprungs ist.
Das Wort muß im Galloromanischen alt sein, wahrscheinlich auch in
Italien und im Balkan. Es stammt aus vorindogermanischer Zeit und ist
wohl verwandt mit vorgerm. *podo- 'Faß' und dem mit fr. pot synonymen
lit. púodas.
Kaum hieher gehören jedoch alban. potë 'Schmelztiegel', alban. (tosk.)
pote 'stufa', bei den Slawen in Südalbanien pote 'pot' (Mazon 432).
Denn von alban. potë können nicht getrennt werden osman. pota
'Schmelztiegel' (> bulgar. pota), krimtatar. 'ein irdenes Gefäß'
(Radioff 4, 1283), welche Wörter nach Meyer (Etym. Wörterbuch 349)
zwar aus it. potta '*Topf entlehnt wären. Darüber hinaus sind bezeugt
aderbeidsch. puta 'Gefäß, Tiegel' (Budagov 1, 273), buta (Radioff 4,
1856), osttürk. pota 'vase en terre, creuset', dschagat. botä 'eine
bei den Goldschmieden gebräuchliche, halbeiförmige Gußform' (Kúnos
31), woraus entlehnt npers. buta 'creuset pour fondre les métaux'.
Munkácsi erklärt osttürk. pota usw. aus npers. puta 'receptaculum,
horreum, thesaurus; catinus liquatorius' (Vullers). Npers. puta fehlt
indessen bei Firdosi. Das von Munkácsi (Árja és kaukázusi elemek, p.
259) zur Stütze herangezogene sanskr. put.a 'trichterförmiger,
ausgebauchter, hohler Raum; Falte, Tasche', put.a-gri:va 'Butterfaß;
ein kupferner Topf (< *pr.ta-) läßt sich mit dem spätbezeugten npers.
puta nicht vereinigen. Npers. puta stammt daher eher aus dem
Türkischen. Zwar ist p- in türkischen Wörtern selten. Es beruht in
einigen Dialekten auf b- und kommt sonst nur in Lehnwörtern vor
(Räsänen, Lautgeschichte. 168; von Gabain, Alttürk. Grammatik, Glossar).
Da nun ein potta 'Topf, Schmelztiegel' im Romanischen nicht direkt
nachgewiesen werden kann und das Türkische Formen mit b- kennt, so ist
von diesen auszugehen. Der Wandel von b- > p- findet sich vereinzelt
in osmanischen Dialekten, besonders aber im Osttürkischen. So steht
neben mtürk. bars 'Tiger' (1066), dschagat. bars 'Panther' dschagat.
auch pars (Vámbéry 241); neben mtürk. but 'Schenkel' (1066), dschagat.
but 'Fuß, Bein' chin.-türk. put (Vámbéry 245); weitere Beispiele bei
Räsänen, Laut-geschichte 169. Türk. pota, puta ist daher wohl vom
Osten nach Westen gebracht worden und von ragus. pot usw. zu trennen.
Dagegen ist in Erwägung zu ziehen, ob nicht die zum Teil schon von
Ahlqvist (Kulturwörter der westfìnnischen Sprachen, p. 138) und später
von Collinder, Indo-uralisches Sprachgut (Uppsala 1934) mit aengl.
pott verknüpften uralischen Wörter hier anzuschließen sind: fmn. pata
'eiserner Topf, Kessel' (> läpp. pahte:, pa:Htie, Grundström 1, 705;
Lagercrantz 2, 4799), weps. liv. pada 'irdener oder eiserner Topf,
estn, 'eiserner Kessel', westc^eremiss. pat, ostc^eremiss. pot, wogul.
po,:t, put (zum Vokalismus cf. FUF 29, 288, 232), ostjak. put, ungar.
(mit regulärem Wandel von p < f) fazék 'Topf; ostjak.-samojed. (Gegend
von Narym) peDa 'irdener Topf', (am untern Ob) pätä, (am Ket) pitta,
(am obern Ket) pittè.
Bei all diesen Formen beruht der Stammvokal auf allein a. Deshalb, und
auch wegen ungar. fazék, ist ein Lehnwort aus lit. púodas
ausgeschlossen, natürlich auch aus aengl. pott und seiner Familie, wie
V. Thomson festgestellt hat (gegen Ahlqvist)1. Aber schon Thomsen hat
eine ältere Verwandtschaft zwischen den baltischen und
finnisch-ugrischen Wörtern für möglich gehalten (dieses Problem bleibe
eine Frage für sich). Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen und
mit samojed.-ural. *pat- 'Topf nicht nur vorbalt. *pōdo- 'Topf,
sondern auch vorgerm. *podo- 'Faß' und vor-rom. (voridg.) pott- 'Topf
verknüpfen. Wir haben hier wieder ein schönes Beispiel eines uralten
Wanderwortes, wie es bei einer Gefäßbezeichnung nicht überraschen
kann. Solche vorindogermanische Wörter im Bereiche des Germanischen
und Baltischen sind bisher wenige mit Sicherheit nachgewiesen worden,
vorromanisch-germanisch-baltische Isoglossen aus vorindogermanischer
Zeit mit Entsprechungen im Uralischen überhaupt nicht. Dies berechtigt
uns nicht, die aufgestellte Wortgleichung zu bezweifeln, denn
naturgemäß können derartige Reliktwörter wohl nicht sehr zahlreich
sein. In ähnlicher Weise sind die sichern eurafrikanischen
Reliktwörter im vorromanischen und berberischen Sprachgut eher selten
(Hub-schmid, Sard. Studien, p. 93-103).
Allerdings ist das Nebeneinander von Formen mit d (germ.-balt.) und
vorrom. *pott- auffällig. Ich kenne keine weitern Beispiele für einen
Wechsel von voridg. d: tt. Wohl aber wechseln in Wörtern
vorindogermanischen Ursprungs b und pp, wie hervorgeht aus massaliot.
leberís 'Kaninchen'; paläosard. *leppore 'Hase'; kar. tába. pétra:
cosent. tappa 'zolla erbosa' und sabin. teba 'Hügel': abruzz. teppa
'zolla, piota'; eurafrik. *tsapp- in Namen von Bäumen (berb. tasaft
'chêne; genévrier'; südit. zappinu 'pino marittimo' usw.): lat. sabīna
'Juniperus sabina' .(Hubschmid, Sard. Studien, p. 99, 104); kat.
xaparrada 'Platzregen' (bask. zapar´): périg. prov. chavano 'Gewitter'
(Hubschmid, Pyrenäenwörter, p. 45). Zum Teil hängt diese Erscheinung
mit einem durch die Betonung bedingten Stufenwechsel zusammen, wie er
besonders aus dem Finnisch-Ugrischen bekannt ist.
Die hier gegebene Erklärung von fr. pot und seiner Familie wird
gestützt durch ein begriffsverwandtes Wort im Germanischen, ahd. kruog
'Krug' mit seinen Verwandten, für die sich ebenfalls keine gemeinsame
indogermanische Grundform aufstellen läßt. Man hat deshalb längst
vermutet, diese Wörter seien aus einer vorindogermanischen Sprache
entlehnt. Kluge-Götze haben mit Recht für nd. pot (> dt. pott) fremden
Ursprung angenommen. Die bei Pokorny, IEW 99 vertretene Etymologie,
wonach aengl. pott (das ja zunächst aus dem Romanischen stammt) eine
Entsprechung finde in armen. poyt.n (Genetiv put.an) 'Topf,
Suppentopf, Krug' (< *beud-n- oder *boud-n~), ist somit aufzugeben.
"
But if it's a preIE word, it might be related to Pre-IE *bud-
ibd. p. 66-67
"
9. Exkurs zu dt. bottich
Zu dt. bütte und seiner Familie möchte man zunächst auch das
bedeutungsverwandte dt. bottich, stellen. Die Erklärung der
abweichenden Form bereitet aber bei dieser Annahme solche
Schwierigkeiten, daß einer andern Etymologie der Vorzug zu geben ist.
Kluge-Götze, neu bearbeitet von H. Krahe (1951), stellen das Problem
viel zu einfach dar: «entlehnt aus mlat. butica (zu buta 'Faß')». Über
das Verhältnis von mlat. butica zum vermeintlichen Grundwort buta, das
nur auf *butta beruhen kann, wird kein Wort gesagt. Es wird nicht
angedeutet, auf welchem Weg mlat. butica ins Germanische gedrungen
ist. Und wie erklärt sich die (einzige) angeführte althochdeutsche
Form, botahha, mit abweichendem Stammvokal und abweichendem Suffix?
Wie verhält sich ahd. potacha (diese Form ist überliefert) zu dem viel
häufiger bezeugten ahd. potega, potige, potaga, dessen Existenz
einfach verschwiegen wird?
Die Bearbeiterin und Herausgeberin des neuen Althochdeutschen
Wörterbuches, E. Karg-Gasterstädt, setzt in ihrem Aufsatz Aus der
Werkstatt des Althochdeutschen Wörterbuches (PBB 61, 243) als
Grundform (und zukünftiges Stichwort) ahd. botega an. Sie meint, es
sei aus it. bottiga entlehnt, und dieses stamme aus mlat. buttica.
Prüft man die angeführten romanischen Formen an Hand der Quellen nach,
so stellt man fest, daß es nur ein altsenesisches bottiga 'bottega' (<
lat. apothe:ca) gibt, und daß Du Cange außer mlat. butica nur butticus
'cantharus, vas quoddam cum annis' (lege: ansis) nach dem Wörterbuch
von Papias (11. Jh.) verzeichnet. Zudem ist für ahd. potega nach
Ausweis von mnd. bö:dikholt 'Holz für Bottiche' und bodeker
'Böttcher', wie für ahd. putina, asächs. budin 'Bütte' (oben p. 62),
von einer spätromanischen Grundform mit -d- (< rom. -t-, nicht -tt-)
auszugehen.
"
Torsten