Re: was The Finnic issue

From: Torsten
Message: 67818
Date: 2011-06-21

GK:
> Perhaps some of the Vened placenames in Germania refer to Slavs,
> esp. those close to the settlement areas of the 6th c. I think a
> case can also  be made (and has been made) for Veneds as standing
> for the Germanics' earlier eastern neighbours (the Lusatians and
> Pomeranians) whence it was later reapplied to Slavs, much like
> "Volcae" et sim later stood for a variety of populations/. On the
> other hand, it seems very arguable that at some time "Vened"  stood
> for (at least) primarily "coastal  communities". Ptolemy is a good
> source for such usage. Then we have to figure out how this term came
> to be applied as an ethnonym to both a Celtic and an Italic group
> (both coastal).
>

This is kind of long and in German. Read it who can.

Hans Kuhn
WELSCH-NAMEN ZWISCHEN WESER UND RHEIN
[Beiträge zur Namenforschung, N. F. 8, 1973, S. 309-342]

'In einem Gebiet, das von Rhein und Main bis ins Lippische Bergland reicht, gibt es einige Dutzende geographischer Namen, die als Vorderglied oder auch Stamm das Adjektiv welsch enthalten - zum Teil in substan­tivierter Form - und der Erklärung große Schwierigkeit machen. Denn wir wissen dort, von der Ansiedlung einzelner kleiner französischer oder wallo­nischer Gruppen in den letzten Jahrhunderten abgesehen, nichts von einem Bevölkerungsanteil, der nach der uns vertrauten Bedeutung des Wortes welsch genannt werden konnte. Im näheren Hinterland der germanisch­romanischen Sprachgrenze von Flandern bis in die Alpen ist das anders, und es kann kein Zweifel daran sein, daß die dort bestehenden Welsch-Namen zu allermeist auf romanische Siedlung weisen, mag sie auch seit langem untergegangen sein. Ähnliches gilt wohl auch für den großen süddeutschen Raum, der einmal in das römische Kaiserreich einbezogen war - und der ein klein wenig über den Main hinübergriff -. Daß welsch dort noch ver­einzelt die vorrömisch-keltische Bevölkerung meint, die es ursprünglich be­zeichnete, ist unwahrscheinlich. Dies wird auch der zugrunde liegende Volks­name Walchen (Wahlen), der in den süddeutschen Namen weitaus häufiger und nach allem Anschein auch älter ist, höchstens in wenigen Einzelfällen tun. Wen aber meint welsch in den Namen nördlich von Rhein und Main? Die Welsch-Namen dieses Raumes sind in der Forschung trotz den mit ihnen verknüpften nicht unbedeutenden Fragen noch kaum beachtet worden. A. Bachs Deutsche Namenkunde weiß so gut wie nichts von ihnen. Dies liegt in der Hauptsache daran, daß sie fast alle nur sehr schwer aufzufinden und zum größten Teil, so wie sie jetzt lauten, gewiß auch erst spät entstanden sind. Sie traten in meinen Gesichtskreis zum ersten Male, als ich den vor­germanischen Namen in unserm Nordwesten nachging. Da stieß ich auf Welschen-ennest, gelegen tief im Gebirge im innersten Sauerland, dicht unter der Wasserscheide zwischen Ruhr und Sieg und hart an der niederdeutsch­mitteldeutschen Mundartscheide, etwa 400 m über der See (zu Rahrbach, ö. Olpe; Westf. Forsch. 12, 1959, S. 12, 35 und 40 [s. Bd. III, 125, 158 und 166 f.]). Ennest gehört mit seinem -st-Suffix in den großen Kreis der vor­germanischen Namen, von denen zwar viele abseits der ältesten Siedlung-kerne liegen, aber doch nur wenige derart abgelegen wie Welschen-ennest, Da nun nicht weit von ihm und in viel älterem Kulturland (bei Attendorn) ein zweites Ennest liegt, so wagte ich die Vermutung, Welschen-ennest sei von diesem aus gegründet worden, und die Sprache der vorgermanischen Bewohner habe sich in der Kolonie dort oben um so viel länger gehalten - wohl bis in den Anfang des Mittelalters -, daß es mit dem Zusatz Wel­schen- vom Mutterdorf unterschieden werden konnte (a. a. O. S. 40 [III, 167]). Der verstorbene Albrecht Hömberg, ein vorzüglicher Kenner der Geschichte des Sauerlands, war zwar gegen meine Erklärung äußerst skep­tisch, konnte mir aber keinen Anhaltspunkt für eine andere Deutung nennen. Seit diesen Jahren habe ich ein waches Auge auf den behandelten Namentyp.

Auf einen zweiten solchen Namen an den Grenzen des Sauerlandes hatte ich schon damals fragend hingewiesen, den des Berges Welsche Lied (oder Liet), genannt auf den Karten 1 : 100 000 im Waldecker Upland (5-6 km w. Korbach), mit einer Höhe von gut 500 m. Auf ihn wurde ich zurückgeführt, als ich 10 Jahre später daran ging, den eigenartigen Berg­namen Pön, 12 km w. der Welschen Lied, zu erklären (Beitr. z. Nf., NF. 4, S. 272-77 [hier 365 ff.]). Dies führte mich dazu, etwas planmäßiger auf die Suche zu gehn, und ich brachte nun ein Dutzend solcher Namen zusam­men, die sich vom Teutoburger Wald bis tief nach Hessen hinein erstreckten (a. a. O. S. 277 [370]). Unter ihnen war ein Welschen-geheu im obersten Tal der Lahn (w. Laasphe), rund 3 km von ihrer Quelle und 480 m über dem Meer und wieder in der allernächsten Nähe einer alten Mundart- und Landesgrenze (Siegerland-Wittgenstein), 23 km sö. von Welschen-ennest. Daß das oberste Lahntal trotz der Ungunst seiner Lage schon in sehr früher Zeit nicht mehr außerhalb des menschlichen Gesichtskreises gelegen hat, darauf weisen auch die als vorgeschichtlich anerkannten Gewässernamen Ilse und Ilm, die zu Quellbächen der Lahn gehören. Der erste mündet dicht unterhalb Feudingens und die Ilm, ein ganz kurzer Bach, im Welschen-geheu. Die Namen können von der älteren Bevölkerung jedoch noch gegeben sein, als diese von den Germanen in die Gebirgstäler abgedrängt worden war (vgl. aber unten S. 338 ff.).

Nur 3 km ssö. vom Welschen-geheu ist eine fast 700 m hohe Kuppe namens Welsches Geheeg (F. Kutsch, Nass. Ann. 47, S. 3), und unterhalb von Feudingen, der nächsten alten Ortschaft flußab, 8 km vom Welschen-geheu, mündet in die Lahn eine Welsche-Bach (Hydr. Germ. 4, S. 85), während in der Nähe von Schweinsbühl, etwa 6 km von der Welschen Lied, 1541 eine Welschen-bicke bezeugt ist (Jellinghaus, Die westf. ON3, S. 23). So zeigen sich an beiden Stellen Welsch-Namen zu zweien oder dreien nebeneinander. In der Senne und dem angrenzenden Teutoburger Walde (sö. Bielefeld) hatte ich schon 1969 eine Gruppe aus drei solchen Namen entdeckt. Es sind Welschen, ein Talgrund dicht sö. des lippischen Städtchens Oerlinghausen, und die Höfe Welsch-meyer und Welsch-hof, 4 und 7 km südlich davon und 6 km voneinander, beide in der westfälischen Gemeinde Stukenbrock und dicht an der alten paderbornisch-lippischen Grenze. Also zum dritten Male Welsch-Ortsnamen nah einer mittelalterlichen Landesgrenze, die auch hier in siedlungsfeindlichem Lande läuft, sich an natürliche Scheiden lehnt sowie auch eine Mundartgrenze bildet. Nach einer Auskunft aus dem Westfälischen Flurnamenarchiv (vgl. unten) reicht der Name Welschen bei Oerlinghausen in die im Norden wie im Süden anschließende Gemarkung des Gutes Nieder­barkhausen hinüber. Wir dürfen daraus schließen, daß er älter als die Grenz­ziehung zwischen diesen Siedlungen ist.

Ich halte es für unzulässig, in den genannten - wie auch noch weiteren - kleinen Gruppen solcher Namen mit rein zufälligem Zusammentreffen zu rechnen. Es scheint allerdings, als ob da in der Senne Welsch-hof ausscheiden müßte. Nach Westf. Zs. 11 (1849), S. 350, hieß dieser Hof im Anfang Stukenbrock und später dann, offenbar nach einer Besitzerfamilie, die da lange saß, Thorwesten-hof, und erhielt den heutigen Namen erst nach einer Familie Welschoff, an die er 1716 gefallen war. Wenn es so ist, dann spielt uns der Zufall einen Streich. Mindestens ebensogut ist es aber möglich, daß der Hof schon lange, etwa seit Stukenbrock zum Namen einer größeren Siedlungseinheit geworden war, Welsch-hof geheißen hat und seine Besitzer oder Bewohner von den Nachbarn auch stets so genannt worden sind, bis sich die Thorwesten schließlich anpaßten und auch selber Welsch-hof/Wel­schoff nannten oder eine neue Besitzerfamilie den eingewurzelten Namen des Hofes annahm. Für einen solchen Hergang werden aus Westfalen und seinem Umkreis Hunderte von Parallelen gesammelt werden können, manche auch noch aus junger Zeit. Denn die Regel ist da, allerdings nicht amtlich an­erkannt, daß der Hof auch den Namen des Bauern bestimmt, nicht aber der Bauer den des Hofs. Die nach meiner Quelle älteste Bezeichnung des Welsch­hofs als Hof im Stukenbrocke braucht im übrigen nicht zu besagen, daß Stukenbrock, jetzt der Name der weitausgedehnten Gemeinde, anfangs nur der Name dieses einen - damals anscheinend bedeutendsten - Hofes war. Über Welsch-hof vgl. auch unten (S. 312 f., 320)1.

Die meisten, die mit Welsch-Namen umgehn, pflegen um Erklärungen nicht verlegen zu sein. Vom Welschen bei Oerlinghausen heißt es, es sei von nd. Welle ,Quelle' gebildet, das in den dortigen Namen häufig ist - so liegt ganz in der Nähe ein Wellen-bruch -. Substantivierte -isk-Ableitungen von Wörtern dieser Art sind aber äußerst selten und können höchstens ein­mal ein vereinzeltes Welsch- erklären, schwerlich jedoch eine Gruppe von dreien und unmöglich Dutzende mitsamt den Auffälligkeiten ihrer Lage. Im Welschen-geheu, so hörte ich, sollen einmal Franzosen Holz gehauen haben. So und ähnlich mögen diese Namen noch an vielen anderen Orten gedeutet werden. Vielfach wird auch Esch als der Name der ältesten geordneten Ackerfluren zur Erklärung herangezogen. Aber die für den Ackerbau wenig geschaffene Lage der meisten Welsch- verbietet dies von vornherein. Sie legt es viel eher nah, von der Grundbedeutung unseres Wortes und dem aus ihr entwickelten ,fremdartig' oder desgleichen auszugehen und mit einer ver­ächtlichen Bezeichnung für die zurückgebliebenen Bewohner abgelegener und armer Striche zu rechnen. In wenigstens einem Falle war es vor kurzem so (sieh unten), aber doch gewiß erst sekundär. Eine solche Verwendung des Worts scheint sonst, zum mindesten in früherer Zeit, auch nicht bezeugt zu sein. Ich komme auf diese Fragen zurück.

Neben dem bloßen Welschen sind in Oerlinghausen die Formen der Welschen und im Welschen, die Welschen und an den Welschen bezeugt. Am Orte üblich sind jetzt nur die zwei ersten, doch ist der Welschen nur als eine falsche Rückbildung aus dem meistgebrauchten im Welschen zu verstehn. Dagegen muß außer an den Welschen auch die Welschen pluralisch sein. Die Konkurrenz der beiden Numeri, die hier vorliegt, ist kaum anders als aus welsch in seinen herrschenden Verwendungen zu erklären. Die Sprache hat viele der so zu Volks-, Landschafts- und Ortsnamen gebildeten Adjektiva wieder substantiviert und braucht sie im Plural als Bevölkerungs­ oder Einwohnernamen sowie im Neutr. sg. als Bezeichnung ihres Grundes und Bodens. So steht zum Beispiel neben kölnisch sowohl die Kölnischen wie das Kölnische. Ober das Welsche in diesem Sinne sieh Grimm, Dt. Wb. 13, Sp. 1336 (vgl. auch Kuhn, It Beaken 25, S. 275 f., = Kl. Sehr. 3, S. 282). Es ist diese Bildung, die in der Form im Welschen stecken muß, während die Pluralform von den Bewohnern auf den Ort übertragen sein wird. Es ist in diesem Zusammenhange interessant, daß H. Diekmann in seiner Geschichte der Bergstadt Oerlinghausen (o. J.) auch den Familien­namen Welsch erwähnt (S. 133 und 138). Welsch-meyer aber läßt sich als Meyer im Welschen (oder ähnlich) erklären. Vgl. den in der Gegend nicht seltenen Namentyp Meier zu Seihausen sowie Bildungen wie Huse-meyer im Dorfe Husen (ö. Lübbecke) - Jellinghaus (Die westf. ON3, S. 93) nennt nicht weit von da (bei Hüllhorst, sö. Lübbecke) einen Hof Husemeier, der 1290 als Husen bezeugt ist und auf der Karte 1 : 100 000 auch jetzt so heißt -. Auch Welsch-hof kann eine solche Grundlage haben. Dies setzt selbstverständlich nicht voraus, daß da in der Zeit der beiden Höfe noch Reste einer welsch genannten älteren Bevölkerung mit einer fremden Sprache saßen, sondern braucht nur zu besagen, daß solche da irgendwann noch gesessen haben, als die Nachbarschaft schon germanisch war. Ihr alter Name hat die Eindeutschung ebenso um viele Jahrhunderte überdauern können wie in den vielen süddeutschen Orten, die immer noch Walchen heißen. Ich nehme daher an, daß sich auf den kargen Böden der nördlichen Senne und in den Teutoburger Wald hinüber Reste einer vorgermanischen Bevölkerung noch behauptet haben, als das bessere Land ringsum schon deutsch war, daß man sie da (wie andere Fremde?) die Welschen und ihr Gebiet das Welsche nannte und diese Namen sich stellenweise sehr lange und zum Teil bis heute halten konnten, aber gewiß schon längst nicht mehr verstanden.

Für die nun behandelte Namengruppe kam mir manches zur Hilfe, darunter Auskünfte eines dort Aufgewachsenen und das erwähnte Buch H. Diekmanns, aber zu einer befriedigenden Klarheit hat es doch nicht gereicht. Es gilt allgemein, daß ich viel mehr, als es geschehen ist, in Kataster­ämtern, Archiven und örtlichen Flurnamensammlungen nach genaueren und älteren Karten und anderem Aktenstoff hätte fahnden und mich überall gut an Ort und Stelle umsehn müssen, um alles herauszuholen, was erreichbar ist, nicht nur der mir bekannt gewordenen Fälle wegen, sondern noch mehr, um weitere aufzuspüren und die Verbreitungsgrenzen, die sich abzeichnen, zu sichern. Da mir dies alles nicht möglich war und auch schwerlich noch möglich wird, so entschloß ich mich, das, was ich jetzt habe, vorzulegen, mag es auch sehr lückenhaft und unfertig sein und vieles, das vielleicht gesichert werden kann, unsicher bleiben, anderes aber, das ich folgere, sich nicht halten lassen. Die Forschung wird zum mindesten erkennen, daß hier ein Stoff- und Fragenkreis besteht, der gründliche Untersuchung verdient.

Auf eine ähnliche Art wie in und an der Senne mögen unter anderm die beiden vorher erwähnten Welsch-Namengruppen zustande gekommen sein. Aber auch Welschen-ennest ist in seinem Raum nicht so allein, wie es anfänglich schien. Wie mir K. Müller im Hessischen Flurnamenarchiv in Marburg schrieb, fließt durch dies Dorf eine Welsmecke, die doch wohl eine *Welsken-beke ist. Nachfragen im Siegerland und bei alten Siegerländern brachten außerdem heraus, daß man mindestens in den Orten des oberen Littfeldtals (n. Siegen) die westfälischen Dörfer jenseits der Wasserscheide oder ihre Einwohner bis in dies Jahrhundert hinein als welsch bezeichnet hat. Namentlich wurden mir dabei die Orte Alten- und Neuenkleusheim, Thieringhausen und Rhonard genannt, die nach Westen hin in der Richtung auf Olpe liegen, nicht dagegen die nächsten Nachbardörfer im Norden, zu denen Welschen-ennest gehört. Ich erhielt sogar den Eindruck, die Gewährs­leute seien sich kaum bewußt, daß das Welsch- dieses Namens mit der Ver­wendung, die sie da in der Nähe bezeugen, zusammenhängen muß. Da nun Welschen-ennest spätestens seit 1463 belegt ist (Westf. Zs. 52 II, S. 96 Welsennest), so ist die eine, an sich schon nicht plausible Erklärung für den erörterten Gebrauch, die ich hörte: die evangelischen Siegerländer hätten ihre sauerländischen Nachbarn damit als katholisch gebrandmarkt, unhalt­bar. Denn damals waren noch beide Seiten katholisch. Außerdem kann der Ort seinen festen Namenzusatz nur zur Unterscheidung von dem anderen Ennest im Kreis Olpe (n. Attendorn) erhalten haben, und das heißt von der westfälischen Seite her. Auch die Welsmecke hat ihren Namen schwerlich von drüben her bekommen. Der Grenzsaum, in dem Welschenennest liegt, oder die da wohnten, müssen daher auch im Sauerland welsch genannt worden sein. Doch scheint dort nichts mehr davon bekannt zu sein. Aber auch über den einstigen Gebrauch des Worts in den Siegerländer Dörfern ist, wie es scheint, keine Klarheit mehr zu gewinnen. Es wird aber richtig sein, daß da an diesem welsch, wie mir geschrieben wurde, Geringschätzung hing. Doch das mußte sich im Gebrauch von den ärmeren Gebirgsdörfern jenseits der Grenze mit obendrein anderer Konfession wie von selbst einstellen und sagt daher über den ursprünglichen Sinn der Bezeichnung nichts Sicheres aus.

Ich führe nun die übrigen mir bekannt gewordenen Welsch-Namen, zunächst Westfalens, auf. Die Freundlichkeit R. Schützeichels hat mir aus dem Westfälischen Flurnamenarchiv noch drei Fälle vermittelt, die mir ent­gangen waren. Da sind zunächst auf dem welschen Acker, zu Bodelschwingh (nw. Dortmund), und in der welschen Hau, Name eines Waldstücks bei Kierspe (s. Lüdenscheid). Dies zweite liegt weit im Bergland, aber doch nicht auffällig abseits, das erste in einer altbesiedelten ziemlich offenen Land­schaft, deren früheres Bild jedoch von Bergbau und Industrie zerstört ist. Beide Namen haben Entsprechungen in Nassau (s. unten), der zweite ist dazu mit dem oben genannten Welschen-geheu verwandt. Am wichtigsten ist der dritte Fall. Die Gemarkung des Dorfes Heidelbeck im Berg- und Waldland sw. von Rinteln an der Weser, nah der Grenze der alten Graf­schaften Lippe und Schaumburg, besaß die drei Namen Welsche Reisendahl, Welschen Garten und Welschen Land. Dies führt fast 30 km über den Teutoburger Wald, jenseits dessen ich keine solchen Namen mehr vermutet hatte, hinaus. Welschen Land kann dasselbe wie das erörterte im Welschen sein und verdient darum besondere Aufmerksamkeit. Eine Nachprüfung im Detmolder Staatsarchiv ergab, daß die drei Namen in Flurbüchern von 1721 erwähnt sind, daß die älteste Katasterkarte (von etwa 1820) dagegen nur ein Welschen-Grund, also einen vierten Namen, nennt, während das dicht nördlich von ihm (w. des Dorfes) eingetragene Reisendahl ohne den Zusatz steht. Dieser ist bei ihm hiernach wohl nicht fest gewesen, wie ich vermute deshalb, weil dies Tal zwar im *Welschen (oder im Welschen Lande ?) lag, aber durch Reisen- (Reissen-) auch ohne dessen Nennung aus­reichend gekennzeichnet war, während *Welschen so umfassend sein mochte, daß es zur Kennzeichnung einer Flur- oder Waldparzelle nicht genügte.

Von den weiteren westfälischen Welsch-Namen, die ich kenne, nenne ich als ersten Welschen-beck, zu Belecke im oberen Möhnetal (n. Warstein) gehörig und wahrscheinlich schon in einer Urkunde von 1222 bezeugt. Diese schreibt zwar bona in Belskenbike, und eine offenbar sehr schlechte Abschrift oder zweite Ausfertigung sogar Belsenbilc (Westf. UB. 4, S. 70, und 7, S. 93 und 1274), doch liegt wohl nur ein leichtverständlicher Schreibfehler vor: zwischen den b- von bona und -bike ist auch in Welsken- B- geschrieben. Auch die zwei B- des kurz darauf genannten B. de Buren können dem Schreiber schon im Ohr geklungen haben. Da späterhin das Gut zudem nur Welschen-beck heißt und Belsken- kaum zu erklären ist, so dürfen wir dies Zeugnis doch wohl für Welsch- in Anspruch nehmen. Es ist dann der am frühesten genannte Welsch-Ortsname in Norddeutschland. Aber auch der nächste, im welschen Holte bei Klotingen (wnw. Soest), ist als Welsch-holt schon seit der Mitte des 13. Jahrhunderts genannt (1244, 1245 und 1284; Westf UB 7, S. 257, 268 und 900. Vgl. auch H. Schoppmann, Die Flur­namen des Kreises Soest, 1, S. 160). Diese beiden Fälle zeigen, daß wir die behandelten Namenbildungen nicht als eine junge Erscheinung abtun dürfen. Ein zweites Welschen-holt (zu Ölkinghausen, ö. Schwelm) fand ich in E Dösseier, Inventar der Quellen zur westf. Geschichte im Staatsarchiv Düsseldorf (S. 57), und ein zweites Welschen-beck (bei Eversberg, nö. Meschede) in der Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes von A. Höm-berg (S 57). Der fünfte Name ist Welsche-loh, jetzt unbekannt, aber sicher in der Nähe Bocholts (n. Wesel), angeblich sogar ein bischöflicher Hof in dieser Stadt (Westf. UB. 8, S. 423), auch dies schon 1291 und dann öfter im 14. Jahrhundert bezeugt (Westf. UB. 3, S. 745 und 8, S. 64 u. ö.) Es ist nach meiner Kenntnis der am weitesten nach Nordwesten vorgeschobene Fall weit vom nächsten (Welschen Acker bei Bodelschwingh) entfernt und wiederum im Flachland, jedoch wohl auch auf schlechtem Boden und in einer lange dünnbesiedelten Gegend, dazu auch nahe einer alten Landesgrenze -Bocholt hat solche auf drei Seiten - oder doch im verkehrsarmen Grenz­saum. Aber die übrigen nun genannten Welsch-Orte haben an diesen Merk­malen wenig Anteil. Dies gilt auch von dem noch unerwähnten eigentum­lichen agri Walesce-land, das nach Jellinghaus (a. a. O. S. 126) 1256 bei Rheda (sw. Gütersloh) bezeugt ist und vielleicht dasselbe sagt wie Welschen Land bei Heidelbeck (und *das Welsche bei Oerlinghausen). Ist dies Walesc-= welsk dann ist es der vierte schon vor 1300 genannte Welsch-Ortsname meines Untersuchungsgebiets. Wenn alle Welsch-Orte derart abseitig lägen wie die zuerst erörterten Gruppen, dann wäre wohl keiner dieser Namen schon im Mittelalter aufgezeichnet worden.

Ich muß hier noch den Familiennamen Welsch-hof erwähnen, der -hierauf wies mich F. Wortmann hin - besonders in Müschede bei Anisberg heimisch ist. Er setzt eine Hofstelle dieses Namens voraus, aber seine heutige Verbreitung erlaubt uns keinen Schluß auf deren Lage. Vielleicht ist es der Welsch-hof in der Senne. Es kann sein, daß die Kirchenbücher und Archive uns da gute Hinweise geben, und das wäre dann womöglich auch für die Frage nach dem Alter des Namens in der Senne wichtig (vgl. auch unten). Auch in Hessen kenne ich noch einige Bildungen der untersuchten Gruppe. Da ist, im Waldland nw. von Aisfeld, an der Antreff und direkt an der niederhessisch-oberhessischen Grenze, eine Welsch-mühle (zu Bernsburg). Wieder die Lage an einer Landesgrenze, die hier aber nicht sehr alt zu sein scheint Bemerkenswerter ist der zweite Fall, der 1545 und 1600 genannte Flurname Welsch-graben unter der vorgeschichtlichen Befestigung auf dem Glauberg (wnw. Büdingen). Es gibt dort jetzt noch eine Welsch-lache (Hess. Flurnamenbuch 12, S. 100). Da der Glauberg außerhalb des Limes lag, kommt ein Zusammenhang mit der römischen Herrschaft im Lande kaum in Frage. Dieser ist dagegen bei Welsche Höfe, einem zweiten Namen der Butterstädter Höfe (oder Butterstadts?), bei Roßdorf n. Hanau (Reimer, Hist. Ortslexikon für Kurhessen, S. 78 und 506), gut möglich, denn dort sind wir schon südlich des Limes. Es gibt an der Grenze der Gemarkungen von Roßdorf und Butterstadt auch noch die Flurnamen Welsche Feld und Welsche Hohle. Diese letzten verdanke ich einer Liste möglicher Welsch-Namen, die K. Müller im Hessischen Flurnamenarchiv die Freundlichkeit hatte für mich zusammenzustellen. Die übrigen auf ihr genannten Namen, die mir einigermaßen sicher scheinen, sind in der Welschen Breite bei Volk­marsen (nö. Arolsen), bezeugt 1872, Welschen Kamp bei Gieselwerder (an der Weser so. Karlshafen), um 1800 Welsche Kamp, und dann, genannt 1871 und wieder eine Gruppe bildend, auf den Welschenwies' und Welschlinger Pfad (jetzt der Welschling) bei Oberwetz und oberm Welschgraben bei Niederwetz (s. Wetzlar). Die zwei ersten Fälle liegen östlich der Verbrei­tungsgrenze, mit der ich lange rechnete, Welschen Kamp bei Gieselwerder sogar weit von ihr. Doch kann dieser Name wohl auf eine späte Ansiedlung von Franzosen zurückgehn. Auf der andern Seite sind mir sicher noch manche Vorkommen in Hessen entgangen. Unter den mir zu zweifel­haften Welsch-Namen, die mir von dort angegeben wurden, ist ein 1746 bezeugtes Welsche-bach (samt Welschebachsacker) bei Kehna (sw. Marburg), 1873 Welsch-bach. Sein welsch kann aus wellig ,wallend' entstellt worden sein (vgl. Dittmaier, Rhein. Flurnamen, S. 339). Dasselbe gilt von der Welsch-bach, die bei Dutenhofen (unterhalb von Gießen) in die Lahn fließt, vielleicht aber auch von der oben erwähnten Welsche-bach bei Feudingen. Doch enthält deren Name wegen der Nähe des Welschen-geheus und Wel-schen-geheegs wohl ein echtes welsch. Die niederdeutschen Entsprechungen dieser Namen (Welschen-beck und -bicke) können dagegen nicht auf eine solche Art entstanden sein.

Eine Überraschung war für mich die große Zahl von Welsch-Ortsnamen, die Nassau besitzt oder doch im 19. Jahrhundert besessen hat. J. Kehreins Nassauisches Namenbuch von 1872, der 3. Band seiner Volkssprache und Volkssitte in Nassau (neugedruckt 1970), bringt rund 40 Namen, die Welsch- enthalten oder enthalten können. Das ist auffallend viel und zwingt uns zu der Frage, ob eine sorgfältigere Sammlung in den andern beteiligten Gebieten eine ähnliche Dichte der Belege ergeben würde oder wenigstens vor 100 Jahren ergeben haben könnte. Ich glaube es nicht, namentlich deshalb, weil die Verteilung auch innerhalb des alten Nassaus sehr ungleich ist. Es sind da auch einige, wenn auch nur kleine Gruppen solcher Namen, die wir wohl von vornherein ausschalten dürfen. Dies sind zunächst das dreimalige Welsch-bach (bei Schupbach und Blessenbach, n. und ö. Runkel, und bei Oberneisen, s. Limburg) sowie ein Welschen-born (zu Dessighofen, s, Nassau), da Welsch- auch hier zu wellig gehören kann. Kehrein schreibt auch selber Welchen-born. Zu ihnen kommen ein Welsch-bach n. Weilburg (Hydr. Germ. 4, S. 86) und ein Welschen-born bei Bad Ems (A. Bach, Die alten Namen der Gemarkungen Bad Ems und Kemmenau, S. 74). Einzelne andere Namen, in denen Kehrein Welch- schreibt, zähle ich dagegen zu Welsch-.

Auch die Bildungen, die innerhalb des Limes liegen, müssen beiseite gelassen werden, da Welsch- hier mit alten römischen Anlagen zusammen­hängen kann, die lange erhalten, erkennbar oder anders in der Erinnerung geblieben sind, so wie K. Schumacher es für andere Teile des Limesgebiets behauptet hat (Siedelungs- und Kulturgesch. der Rheinlande, 2, S. 528). Es sind dies Welschen-wies (zu Oberlahnstein), Welschen-hahn (zu Eschbach, n. St. Goar), Welschen-grub (zu Nastätten, onö. St. Goar), Welschen-wiesen (zu Königshofen, ssö. Idstein), Welschen-hag (zu Biebrich, bei Wiesbaden), Welschen-eck (zu Hattersheim, sw. Höchst) und vor allem Welschen-weg (zu Holzhausen, nö. Nastätten), vielleicht direkt am Limes gelegen oder sogar der Name eines Stücks von ihm.

In der Gemarkung von Oberlahnstein ist außer Welschen-wies auch ein Welsch-hof bezeugt, doch nur als ein zweiter Name des Hofes Grenzloch, der nach A. Bach (Die Siedlungsnamen des Taunusgebiets, S. 92) anfänglich der Familienname eines Besitzers war. Wir stoßen hier zum dritten Mal auf diesen Familiennamen, und auch hier scheint nicht alles klar zu sein. Denn dieser Hof Grenzloch, 7 km ö. Oberlahnstein, liegt so nah am Limes, daß sein zweiter Name mit ihm zusammenhängen kann und seine Besitzer dann, so wie wir es beim Welschhof in der Senne annehmen dürfen, nach ihm genannt sein können (und nicht umgekehrt). Es sind aber nicht nur diese zwei Höfe, die außer Welsch-hof noch einen anderen Namen besitzen oder besaßen - Grenzloch und Thorwestenhof -, vielmehr ist es bei den oben genannten hessischen Welschen Höfen ebenso - sie heißen ja in erster Linie Butterstädter Höfe -. Dies führt auf die Vermutung, der Welsch-Name könne einigen der Besitzer nicht behagt und sie den Höfen daher andere Namen gegeben haben, die sie aber nicht ganz durchzusetzen vermochten. Dies wäre dann ein weiteres Indizium für einen verächtlichen oder ähnlichen Beiklang, den welsch weithin bekommen haben kann.

Eindeutig jung und von anderer Herkunft ist in Nassau der Name Welsch-neu-dorf (nö. Bad Ems), denn dieser Ort ist erst 1710 von Wallonen angelegt worden (A.Bach, Dt. Namenkunde II, 2, S. 184). Dieser Fall er­laubt aber nicht den Schluß, daß viele der dortigen Welsch-Namen auf eine solche Art zustande gekommen seien. Dagegen spricht schon, daß Welsch­neudorf neben Welsch-hof unter den 40 bis 50 solchen Namen der einzige ist, der als Grundwort eine Siedlungsbezeichnung hat. Das scheidet ihn deutlich von den übrigen (vgl. unten).

Von den genannten Welsch-Flurnamcn hinter dem Limes deuten drei, - Welschen-grub, -wies und -wiesen - also fast die Hälfte, auf eine aus­gesprochene Kleinräumigkcit. Auch dies rückt sie von den meisten zuerst erörterten ab. Es gibt in Nassau einige solche Fälle aber auch sonst. Welschen-wies wird von Kehrein auch in Rodenbach (nw. Dillenburg) und Oberzeugheim (n. Hadamar) genannt. Zu ihnen kommen Welschen-acker (zu Berod und Wallmerod, nö. Montabaur - die beiden Dörfer sind eng benachbart), Welschen-garten (zu Holler, s. Montabaur), Welschen-gärtchen (zu Nau­heim, sö. Limburg), Welschen-gaß (zu Gräveneck, s. Weilburg), Welschen-hütte (zu Nister, nö. Hachenburg) und Welschen-stücker (zu Holzappel w. Diez). Ich nahm diese Namen zuerst als starke Anzeichen dafür, daß welsch an vielen Orten weit von seiner anfänglichen ethnischen Bedeutung abgerückt war, sehe nun aber keinen rechten Grund mehr dazu. Die Bezeich­nung mit welsch kann sich in diesen Fällen, ähnlich wie es in Oerlinghausen geschehn sein wird, auf einen sehr engen Raum zurückgezogen haben. Einen welschen Acker und auch welschen Garten gibt es im übrigen auch in Westfalen und Lippe (s. oben und vgl. auch S. 312 f. über Welsch-meyer und Welsch-hof). Wenn ich Welsch-graben und Welsch-lache am Glauberg richtig deute (S. 317), dann sehen wir da außerdem, wie welsch von einer Stelle, die mit Recht einen solchen Namen trägt, auf eine andere und viel­leicht ganz unbedeutende übertragen werden konnte, die in der Nähe hegt, aber kein Recht darauf zu haben brauchte.

Es ist selbstverständlich, daß wir von den Welsch-Orten, die ihre Namen römischer Hinterlassenschaft verdanken können, keine abgeschiedene Lage erwarten dürfen. Aber eine solche ist ja auch sonst nur in einer Minder­heit der Fälle unzweifelhaft, auf der andern Seite aber auch, soweit meine Kenntnis reicht, nur selten unwahrscheinlich (vgl. oben). Doch gibt es im Inneren Nassaus mindestens zwei Welsch-Flurnamen, bei denen es so zu stehen scheint. Es sind Welschen-berg, zu Balduinstein (sw. Diez) und Welschen-gaß, zu Gräveneck (s. Weilburg). Beide Ortschaften liegen direkt an der Lahn. Doch können auf der einen Seite ihre Gemarkungen ziemlich weit ins Bergland reichen, und auf der anderen liegen beide Orte in sehr engen und verkehrsungünstigen Teilen des Flußtals. Ich messe daher auch diesem Kriterium wenig Bedeutung bei.

Kehrein sagt im allgemeinen sehr wenig oder nichts über die Bedeutung seiner Namenwörter, macht aber zu welsch eine Anmerkung, die verrät, daß er sich über seine Bedeutung nicht klar geworden war (S. 604). Zu Welschen-stücker sagt er erläuternd, die sogenannten lateinischen Geistlichen hätten deren Ertrag zu beziehen (S. 576). Auch wenn dies letzte richtig ist, gibt es doch schwerlich die Erklärung für den Namenzusatz, und ganz sicher nicht allgemein. Es ist mir auch nicht bekannt, daß man die Geistlichen irgendwo als Welsche bezeichnet hat, mag ihr Latein auch manchmal so gescholten worden sein.

Trotz allem Gesagten rechne ich damit, daß welsch sich manchenorts in seiner Verwendung und auch Bedeutung weiter von seinem Ursprung ent­fernt hat, als es bisher angenommen und wohl auch nachweisbar ist. Die fremdartige Sprache, über die der Weg gegangen sein wird, war da rechts des Rheins ja schon im Mittelalter längst verstummt. Daß ihm leicht Ver­ächtliches anflog, ist schon mehrfach gesagt. Dies konnte etwa auch dahin führen, daß man es von geringer Bodengüte brauchte, so daß zum Beispiel ein welscher Acker nichts als ein schlechter Acker wäre. Ich denke jedoch eher an die Richtung auf das Unheimliche, das sich leicht an die Hochtäler und Wälder heften konnte, in denen die meisten Nachfahren der fremden Vor­bewohner hatten hausen müssen. Hierauf hat mich zumeist die folgende Beobachtung geführt. Während rod, die allgemeinste Bezeichnung für das gerodete und der Kultur zugeführte Land, die in Nassau rund 60mal oder noch öfter Siedlungsnamen gestellt hat und in seinen Flurnamen noch viel häufiger ist (Kehrein S. 428-30), nirgends mit welsch verbunden erscheint, hat das in der Grundbedeutung verwandte hau, das nur die zum Holzschlag freigegebenen, aber nicht ganz und für dauernd gerodeten Waldstücke be­zeichnet haben wird und daher in den Siedlungsnamen Nassaus gänzlich fehlt, offenkundig aber auch in seinen Flurnamen weitaus seltener ist als rod, nach Kehrein trotzdem 6mal welsch als Bestimmung (S. 435; vgl. unten). Zu ihnen treten das oben angeführte in der welschen Hau im Sauerland und das mehrmals genannte Welschen-geheu. Dieser auffallende Unterschied ruht schwerlich einzig darauf, daß die -rod-Namen - wenigstens als Siedlungs­namen - als Vorderglied einen Personennamen zu haben pflegen, ist aber leicht erklärt, wenn der in Kultur genommene Boden aufgehört hatte, welsch zu sein. Der welsche Acker, auch sowohl in Westfalen wie Nassau bezeugt, könnte dann ein alter Friedhof oder ein einstiges Gräberfeld (oder ähnliches) sein, auf dem es nicht geheuer schien. Aber die welschen Wiesen und andres sind auf diese Weise nicht zu deuten.

Ein Teil des im Vorausgehenden und vor allen Dingen des im noch Folgenden Gesagten kommt dadurch um den sicheren Boden, daß sich Kehrein für die Lageangabe der Flurnamen auf Zahlen beschränkt, die als Sigeln für das Amt und den Ort fungieren, denen die Namen zugehören, und daß sich dabei allzu leicht Fehler einschleichen konnten, die im allge­meinen nicht kontrolliert werden und böse Folgen haben können. Daß hier Mißtrauen nötig ist, zeigt sich schon darin, daß die Lage eines Welschen-busch mit der Nummer 3,40 angegeben ist (S. 364), die das Ortsverzeichnis, auf das sie sich bezieht, jedoch nicht hat (S. 151). Diese Lage verlangt im Grunde eine Nachprüfung aller Angaben, die jetzt, nach 100 Jahren, weit­hin niemandem mehr möglich sein wird.

Ein zweiter, für meine Aufgabe aber nicht so empfindlicher Mangel an der Art, wie Kehrein die Flurnamen vorlegt, liegt darin, daß er zwar sagt, daß (und wo) zum Beispiel welsch mit Hau verbunden vorkommt (S. 435 und 604), dabei aber meist nicht angibt, in welcher Form das Adjektiv da steht, ob es Welsch-hau oder Welsches (welsches) Hau oder Welschen-hau heißt. Da nun dort, wo er das Bestimmungswort ausschreibt, der Typ Welschen-hau vorzuherrschen scheint, so habe ich in allen Zweifelsfällen, wenn auch mit schlechtem Gewissen, diesen eingesetzt.

Die Wahrscheinlichkeit, daß welsch in den nassauischen Namen des­selben Ursprungs ist wie nach meiner These in den meisten westfälischen (und hessischen), ist wieder am größten, wo mehrere solche Namen auf schmalem Raum und in einer verkehrsarmen Lage zu einer kleinen Gruppe zusammentreten. Dies scheint an wenigstens sechs Stellen der Fall zu sein. Am klarsten ist eine solche Gruppe links der obersten Wied (sw. von Hachenburg). Dort sollen die Gemarkungen dreier Dörfer, die am Nord­west- und Südrand großer Waldungen liegen, Höchstenbach, Herschbach und Hartenfels, je ein Welschen-hau besitzen. Das waldige Bergland zwi­schen ihnen steigt bis zu nahezu 500 m Höhe an. Ich vermute, daß Welschen-hau hier entweder der Name des ganzen Waldgebiets oder eines größeren Teils von ihm war und die drei Dörfer Anteile an ihm erhalten haben. Ein viertes Welschen-hau, zu Niederdorf (bei Helferskirchen), 6 km s. Harten­fels, kann wohl kaum noch dazugehört haben. Aber nur 6 bis 8 km westlich von Niederdorf schließen sich dann die zwei letzten Welschen-hau, zu Ober-haid und Wittgert, zu einer neuen Gruppe zusammen, verstärkt von einem Welschen-hahn ( = -hagen), gleichfalls zu Wittgert, und wohl auch dem zu Aisbach, 4,5 km sw. Wittgert, gehörenden Welschen-berg (geschr. Welchen-). Von Oberhaid sind es nach Wittgert nur 2 km. Diese drei Dörfer liegen an einem Höhenrücken, der sich zwischen den Talrinnen des Sayn- und des Brexbachs hinzieht. Dicht südlich von Montabaur folgt dann eine kleine, aus Welschen-garten, zu Holler, und Welschen-hag, zu Daubach, bestehende Gruppe. Die beiden Orte liegen nur 2,5 km voneinander. Auch die beiden schon berührten Welschen-acker, zu Berod und Wallmerod (nö. Montabaur), bilden ein solches Namenpaar. Sie werden einem zusammenhängenden Stück Land gehören (oder gehört haben) und dann wohl älter als die Grenze der beiden Dorfgemarkungen sein (vgl. S. 311 zu Welschen).

Mit den zwei übrigen Welsch-Namengruppen kommen wir über die Lahn. Da liegt, 5 km sö. Gräveneck (s. Weilburg) mit dem schon erwähnten Welschen-gaß, das Dorf Blessenbach, in dessen Gemarkung neben Welsch­bach auch Welschen-graben und Welschen-heck liegen sollen. Die letzte Gruppe, erheblich weiter westlich, umfaßt das auch schon genannte Welschen-berg bei Balduinstein, dann den wichtigen Namen Welchen, bei Biebrich (5 km s. Balduinstein), der gewiß als Welschen verstanden und dem Welschen im Teutoburger Walde gleichgestellt werden darf, und dazu im Aartal östlich davon den Welsch-michelskopf, sw. von Hahnstätten (sowie nur wenig nördlicher das Welsch-bach bei Oberneisen). Zwischen diesen Orten liegt ein großes Waldgebiet mit Höhen bis über 400 m, von dem alle diese Namen ausgegangen sein können.

Der von den genannten Gruppen abgesteckte Raum mit seinem näch­sten Umkreis birgt auch nahezu alle noch übrigen Welsch-Namen Nassaus. Manche von ihnen sind so gelegen, daß sie zwischen den Gruppen Brücken zu schlagen scheinen oder verlocken können, sie einer von ihnen zuzurechnen. Es sind - außer dem schon erwähnten -hau-Namen von Niederdorf - die folgenden 8 Namen: Welschen-hütte, zu Nister, und Welschen-stein (geschr. Welchen-), zu Heuzert (bei und wnw. Hachenburg), Welschen-schlack, zu Caan (nnö. Bendorf), Welschen-berg, zu Eppenrod, und Wel-schcn-stücker, zu Holzappel (nw. und w. Diez), Welschen-wies, zu Ober­zeugheim (n. Hadamar), Welschen-gärtchen, zu Nauheim, und Welschen­gipfel, zu Oberbrechen (sö. und osö. Limburg). Außerhalb dieses Raumes nennt Kehrein nur ein Welschen-wies, zu Rodenbach, nw. Dillenburg, dazu, wie es scheint, das S. 322 erwähnte Welschen-busch, wohl auch im Amt Dillenburg. Für das einst auch nassauische Siegerland standen mir leider keine Hilfsmittel zu Gebote.

Es ergibt sich so, von der Nassovia romana abgesehn, ein geschlossenes Gebiet, auf dem sich fast alle von Kehrein zusammengetragenen Welsch-Flurnamen aneinander drängen. Es reicht aus dem Umkreis von Hachenburg im Westerwald zunächst in einem schmalen Streifen südwärts bis nördlich Montabaur und von da mit einem scharfen Winkel ostwärts bis nah an Weilburg, und im Süden beiderseits von Limburg in einem flachen Bogen über die Lahn hinaus. Im Westen lehnt es sich an die alte nassauisch-rheini­sche Grenze und wird dort in die Nachbarkreise Altenkirchen und Neuwied und vielleicht noch weiter hinüberreichen (vgl. die Karte 2). An dieser Lagerung scheint mir, neben der Dichte der Belege und der Geschlossenheit des Raums, fürs erste zweierlei wichtig zu sein: die Oberquerung der Lahn, der Mittelachse der Landschaft, und der Ausschluß sowohl des ganzen Tau­nus wie auch der höheren Teile des Westerwaids. Dies letzte gestattet uns den Schluß, daß die Grundlage der nassauischen Welsch-Ortsnamen vor der Zeit des stärkeren Eindringens in diese Gebirge gelegt worden ist. Es steht im Widerspruch zu der Lage an den Grenzen Westfalens, wo diese Namen, wie gezeigt, an mehreren Stellen tief ins Gebirge reichen. Es ist ferner bemerkenswert, daß in Nassau im Gegensatz zum nördlichen Verbreitungs­gebiet von den vielen Namen nicht einer zum Siedlungsnamen geworden und in etwas älteren Quellen bezeugt zu sein scheint. Es ist aber fraglich, ob uns dies allein den Schluß auf einen verschiedenartigen Ursprung der beiden Gruppen erlaubt.

Es ist nun noch nötig, einen Blick auf die Gebiete zu werfen, die im Osten und Norden an den herausgearbeiteten Verbreitungsraum der außer­halb der einst römischen Landesteile gelegenen Welsch-Orte grenzen. Ich habe mich in ihnen um die Aufspürung solcher Namen kaum weniger bemüht als in jenem, und das heißt leider zugleich, auch nicht so gründlich, wie es sein könnte und sollte. Was ich in ihnen fand, das sind, vielleicht mit einer Ausnahme, nur ein paar Namen mit einem falschen Welsch-, Ein Orts­verzeichnis für Niedersachsen, erschienen in Hannover 1925, das außer dem ganzen heutigen Niedersachsen auch Bremen, Hamburg und Lippe-Detmold einbezogen, alle Siedlungsnamen bis hin zu denen der kleinsten Häusergruppen und einzeln liegenden Höfe aufgenommen und es so auf rund 20 000 Namen gebracht hat, enthält von den gesuchten Bildungen allein das Oerlinghauser Welschen am äußersten Südwestrand und dazu ein im Wälschgrunde, das zu St. Andreasberg im Oberharz gehört (S. 159). Da dies als ein reines Bergwerksstädtchen mit einer zusammengewürfelten Ein­wohnerschaft gegründet war, so ist es gut möglich, daß dieser Grund nach welschen Bergleuten heißt, die man da angesiedelt hatte. Ich dachte hier im Anfang auch an einen ganz anderen Ausweg. An den vorgermanischen und wahrscheinlich sogar vorindogermanischen Namentypen, die im allgemeinen nicht über die unten S. 329 ff. genannte durch Westfalen laufende Scheide nach Osten reichen, hat das Harzgebiet mit mehreren Bildungen Anteil, so daß ich in ihm ein Rückzugs- und Reliktgebiet dieser Namenschicht ver­mute, das östlich ihrer sonstigen Grenze zurückgeblieben war. Dies kann womöglich auch den Harzer Welsch-Namen erklären. Vielleicht sind auch die Senne und Teile des lippischen Berglands eine solche Insel gewesen. Wir stehen hier jedoch auf einem viel zu ungesicherten Boden, und ich glaube kaum mehr an diese Möglichkeit.

Die nächsten Namen, die welsch zu enthalten scheinen, fand ich in W. Burghardts Sammlung der Flurnamen Magdeburgs und des Kreises Wanzleben (1967). Da werden in Wanzleben ein Wellsches oder Wöllisches Tor und eine Well(e)sche oder Wöllische Mühle genannt, dazu aber auch ein Weller oder Wöller Turm (S. 158), und zu Klein-Rodensleben, 7 km nörd­licher, ein Welscher Grund (S. 116; im Register S. 360 heißt es Wellensche Grund). Da nun 3 km nördlich dieses Dorfs eine Ortschaft Wellen liegt und über diese drei Orte eine alte Straße läuft, so ist es klar, daß das Welsch-/ Wellsch- der fraglichen Namen vom Ortsnamen Wellen abgeleitet ist. Die neben ihm gebrauchten Formen Wellensch und Weller/Wöller bestätigen es, während die -ll-Schreibungen (Wellsch usw.) zeigen, daß man sich dieser Herkunft des Namenglieds noch lange bewußt war.

Ähnlich steht es mit den vereinzelten Welsch-, die mir nördlich und nordwestlich meines Hauptuntersuchungsraums in die Hände fielen. Bei einer Durchsicht der alten Katasterkarten des südlichen Oldenburgs im Oldenburger Staatsarchiv stieß ich in der Gemeinde Visbeck (sw. Wildes­hausen) auf ein Welschen-holz, nah dabei aber auf den Eschnamen Wellesch, der dies Welsch- erklärt. Was nun noch übrig ist, führt schon weit über den Niederrhein bis an die niederländische Grenze. Es sind Wellsche Hut - da ist ein Grenzübergang - und Wellsche Heide, nw. von Geldern. Hier sind die typischen Merkmale, die sich an den Grenzen Westfalens für die unter­suchten Namen ergaben, aufs schönste beisammen: die Bildüng einer kleinen Gruppe und die Lage in einem siedlungsfeindlichen Landstrich dicht an einer alten Grenze. Es liegt hier aber trotzdem anders, denn die Namen gehören zu dem nahen niederländischen Dorfe Well (an der Maas). Es gibt da, neben dem Ort de Looij, auch ein Weller Looij, und auf der deutschen Seite ein Wemb mit sowohl Wembscher Bruch wie Wember-diek, so daß die Lage der in den Wanzleber Namen parallel ist. Im übrigen mir zugänglichen niederländischen Namenstoff habe ich ebenso wenig ein echtes Welsch- gefunden wie in dem der deutschen Nachbarlandschaften. Die unechten Welsch-Namen, auf die ich hier eingehn mußte, sind eine ernste Warnung davor, die andern, die nicht früh bezeugt sind und bei denen kein Verdachtsgrund erkennbar ist, alle als sichere Fälle hinzunehmen. Ich gebe deshalb zu, daß sich in meine wenig gründliche Sammlung einiges ein­geschlichen haben wird, das nicht hineingehört. In dieser Gefahr ist die Namenforschung da, wo sie auf frühe Schichten gerichtet ist und obendrein der Hauptstock der Überlieferung aus viel späteren Zeiten stammt, auf Schritt und Tritt. Das muß hingenommen und darf nur nicht vergessen werden. Wer überall sicher gehen will, der möge sich in der Naturwissen­schaft versuchen. In meinem Stoffe ist es namentlich das S. 316 behandelte Welsche-loh, das ich mit Mißtrauen ansah. Von dort, wo es gelegen haben muß, sind es bis zum nächsten Verwandten, den ich kenne - dem Welschen Acker bei Bodelschwingh -, etwa 60 km. Ich habe daher im Umkreis von Bocholt ganz besonders nach Anzeichen für eine andere Herkunft gesucht, aber keins entdeckt. Doch gibt das keine Sicherheit.

Auch der Hauptteil des Rheinlands fordert noch etwas Aufmerksam­keit. H. Dittmaier sagt in seinen Rheinischen Flurnamen (1963) einiges über welsch, nennt ein paar Vorkommen, spricht ihm vor Bach, Born und Ver­wandtem, wie schon erwähnt, die Herkunft aus mhd. wellec ,wallend' zu und nennt als seine sonstige Bedeutung ,ausländisch, fremd' und besonders französisch' oder ,wallonisch' (S. 339), sagt aber weiter nichts über seine Häufigkeit und Verbreitung, so daß seine Angaben mir nur wenig halfen. Doch nennt er einige sehr interessante Namenformen : in Welsch, die Welsch und hinter Welschen, die er nicht zu erklären weiß, alle weit im Süden des Rheinlands. Sie werden ähnlich zustande gekommen sein, wie es für das lippische Welschen (und das nassauische Welchen) angenommen werden muß, sich jedoch, wenn nicht auf römische Denkmäler, dann auf romanische Bevölkerungsreste oder Zuwanderer beziehn. Mit beidem muß links des Rheins gerechnet werden, mit Romanen in größeren Zahlen aber wohl nur im Moselraum und dem westlichen Grenzgebiet bis hinab nach Aachen. Weiter nördlich sind mir auch nur die genannten falschen Wellsche Heide und Hut (nw. Geldern) bekannt. Rechts des Rheines weiß ich von der Grenze Nassaus abwärts nur von einem Welscher-heide in der Nähe Bergisch-Glad-bachs. Aber Dittmaiers Arbeit über Siedlungsnamen und Siedlungsgeschichte des Bergischen Landes, der ich diesen Beleg verdanke (S. 207), nennt keinen Flurnamen, der nicht zum Siedlungsnamen geworden ist, so daß dort noch viele Fälle versteckt sein können, so wie wir dies, wie oben gesagt, im alt­rheinischen Teil des Westerwaids als ziemlich sicher annehmen dürfen. Hier ist die gröbste Lücke in meinem Stoff.

In seinem Historischen Lexikon der Siedlungs- und Flurnamen des Mosellandes führt W. Jungandreas 10 Namen auf, die Welsch- als Bestimmungsglied haben (oder zu haben scheinen). Unter ihnen ist Welschen Kehr, nah der Mosel bei Senheim-Senhals (ssö. Cochem), das, wie es scheint, ähnlich wie vielleicht auch das S. 318 erwähnte Welschen-weg im Taunus-gebiet an eine alte Römerstraße geknüpft ist. Dem ganzen weiten Raum der Mosellandschaft unterhalb Triers samt Eifel und Hunsrück gehört im Stoffe Jungandreas' sonst nur ein Welschen-bach (wnw. Mayen) an, das nicht alt­bezeugt und wohl ein *Welgen-bach ist. Am frühesten belegt ist im ganzen Moselland - abgesehn von einem sehr zweifelhaften Velspach von 781 (angeblich = Welsch-bach im Kreis Ottweiler) - Welsch-billig, nnw. Trier, jedoch mit dem Zusatz, um den es hier geht, auch erst seit 1231, vorher dagegen 10mal ohne ihn. Sonst scheint dort kein solcher Name in einiger­maßen sicherer Form vor 1300 bezeugt zu sein. Das große, im Norden an­schließende Toponymisch woordenboek von M. Gysseling, das die gesamte germanisch-romanische Sprachgrenzzone von der Mosel bis ans Meer umfaßt und nahezu allen bis 1225 bezeugten Namenstoff des unteren Rheinlands, der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und der nördlichsten Provinzen Frankreichs gesammelt hat, enthält kein einziges Welsch-. Dasselbe tut Lacomblets vierbändiges Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, das noch über das Ende des Mittelalters hinausgeht.

Bedenken wir nun auf der anderen Seite, daß die etwas reichere Über­lieferung in Westfalen beträchtlich später einsetzt als im größten Teil der linksrheinischen Landschaften und Länder, dann müssen wir es als sehr auf­fallend anerkennen, daß im mittleren Westfalen im 13. Jahrhundert, wie es scheint, schon drei oder vier, sicher aber zwei Welsch-Namen in den Quellen genannt sind (Welsch-holt seit 1244, Welschen-loh seit 1291 und Welschen­beck wahrscheinlich schon 1222, dazu 1256 das unklare Walesce-land). Hier­mit tritt auch die Menge solcher Namen in meinem Untersuchungsgebiet, dessen größte Teile den Grenzen des Römisch-Romanischen wie auch vorher des Keltischen ferne liegen, in ein anderes Licht. Es scheint mir daher fast selbstverständlich zu sein, daß wir hier nach einer anderen als der gewohnten Erklärungsgrundlage suchen und damit in eine ziemlich frühe Zeit zurück-gehn müssen. Dies fordert nicht nur die Überlieferungslage, auf die ich eben hinwies, sondern auch die Verbreitung der Bildungen zu beiden Seiten der alten mitteldeutsch-niederdeutschen Grenze und noch mehr der Zusammen­hang ihrer Ostgrenze mit der S. 329 ff. kurz berührten Grenze einiger vor­geschichtlicher Namentypen und vielleicht auch der Westgrenze der sich im Osten anschließenden Winith-Namen, den die Verbreitungsbilder vermuten lassen. Auf das Verhältnis von Welsch- zu Winith- komme ich noch zu sprechen.

Auch in Süddeutschland sind bis wenigstens ins 12. Jahrhundert nur ganz wenige Welsch-Ortsnamen überliefert. Förstemann nennt nur drei: ein in Walischin von 1111 oder 1179, angeblich = Tobel-Welschburg, zu Wittle-kofen (sw. Donaueschingen), dann Welschenordea ( = Welschen-nordrach), jetzt Jostal, zu Titisee (osö. Freiburg), genannt 1112, und Walahischinga, jetzt Welschingen (im Hegau nö. Schaffhausen), bezeugt schon 758 (Förste­mann II 2, Sp. 1187 und 1189 f.). Sie liegen alle nicht weit voneinander im südlichen Baden, in weiter Entfernung von den oben erörterten Namengruppen. Das in Walischin zeigt uns, daß eine Substantivierung von welsch, entweder das schwache Neutrum (das Welsche) oder der Plural des Masku-lins (die Welschen) im Gebrauch von Land oder Orten wenigstens in Süd­deutschland schon im 12. Jahrhundert bestanden hat. Dies ist wichtig, ebenso jedoch, daß das Walahischinga von 758 das substantivierte Maskulin Welsch als Mannesnamen schon für das 8. Jahrhundert sichern wird (vgl. Förste-mann I, Sp. 1516). In Kent ist Welhisc als ein solcher Name schon 679 belegt (Sweet, The Oldest English Texts, S. 428), und Förstemann nennt einen nicht so sicheren Walesc sogar schon in der Lex Burgundionum (a. a. O.). Wir haben daher kein Recht, die Möglichkeit von Welsch-Orts-namen in meinem Untersuchungsgebiet schon lange vor den ersten Zeugnis­sen zu leugnen.

Schließlich müßten auch die Namen, die das Grundwort Walh-, ohne die -sk-Ableitung, enthalten, hinzugezogen werden. Sie gehören zum größ­ten Teil zu sehr frühen Schichten und scheinen über nahezu das ganze fest­ländische Germanien und auch England verbreitet zu sein, am dichtesten im süddeutschen Hinterland des Limes, und sie werden zumeist auf Überreste römischer oder romanischer Elemente weisen (vgl. Bach, Dt. Namenkunde II, 2, S. 182-84). In den größten Teilen Norddeutschlands sind sie nur noch selten zu erkennen, weil da der Ausfall des h der stärkeren Namenüber­lieferung zuvorgekommen ist. Es ist aber trotzdem sicher, daß Walh-Orts-namen weit über die Germania romana hinausgedrungen sind, zum Teil wohl infolge von Verpflanzungen der fränkischen Zeit und andren Umsied­lungen, zum andern aber dadurch, daß Walh im frühen Mittelalter sowohl auf dem Festland wie in England viel als Personenname oder als ein Glied in solchen, sei es erstes oder zweites, verwandt worden ist und auch auf diesem Wege in mancherlei Entstellung in die geographischen Namen geraten konnte. Als eine allgemeine Bezeichnung der Sklaven, so wie in England, scheint walh bei uns dagegen nicht gebraucht und in die Namen gedrungen zu sein. Ich bin zu meinem Bedauern nicht dazu gekommen, der Verwendung auch dieses Worts in den Ortsnamen weiter nachzugehn, um über sein Ver­hältnis zu welsch in ihnen möglichst große Klarheit zu erhalten. Es kann sein, daß dies zweite da zum Teil an die Stelle des ersten gerückt ist. Hierauf deutet vielleicht, daß die Karten gegenüber der Mündung der S. 318 genann­ten Welsche-bach in die Lahn eine Wahl-bachs-mühle nennen.

Da mir mit Sicherheit nicht nur viel, das zu den untersuchten Namen gehört, entgangen ist, sondern auch viele andre, die einmal bestanden haben, verschwunden sein müssen, ohne eine Spur zu hinterlassen, so kann den Außengrenzen ihres Verbreitungsraums, die meine Sammlung ergibt, nur eine beschränkte Bedeutung zuerkannt werden. Es bleibt aber dennoch bemerkenswert, daß dieser Raum sich im Osten ohne ernstere Überschnei­dungen an das Verbreitungsgebiet des wahrscheinlich bedeutungsverwandten *Winiththum/Wenden (oder Winden) anlehnt, das ich schon in den Westf. Forsch. 12 (S.41-43 [III, 168-170]) kurz erörtert habe. Ich deutete diesen Namen als Zeugen für eine indogermanische Vorbevölkerung, der die früh­germanischen Eroberer den verbreiteten, für sie wahrscheinlich inhaltsarm gewordenen indogermanischen Volksnamen Veneter (germ. Winith-) gaben, den sie dann später auf die neuen slavischen Nachbarn übertrugen, und ich vermutete, daß es Orte, an welchen sich dies Volkstum besonders lange hielt, gewesen sind, die sie seitdem *at Winithum (bei den Wenden) nannten. Mir war da auch schon aufgefallen, daß einige fremde Ortsnamentypen, die weiter westlich greifbar werden, vor der Westgrenze dieser Namen halt­gemacht zu haben scheinen (S. 43 [III, 170]). In meinem Aufsatz über Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Ortsnamentypen von 1963 (jetzt Kleine Schriften 3, S. 256-76) baute ich dies dann etwas weiter aus und versuchte, die Grenzscheide, die sich da abzeichnet, als eine solche glaubhaft zu machen, an der die von Osten kommende Indogermanisierung zeitweilig stillgestanden hat (S. 270-76; vgl. jetzt auch Namn och Bygd 59, 1971, S. 56 und 65 [hier 380 und 387]). Diese Beobachtungen und Erwägungen führten schließlich, zusammen mit anderm, zu der These, die Germanen hätten die erst wenig und vielerorts vielleicht überhaupt noch nicht indo-germanisierte Vorbevölkerung westlich dieser Linie, die großenteils eine andre und gänzlich fremde Sprache sprach, nicht mehr Wenden, sondern Welsche genannt.

Auch auf der ,wendischen' Seite habe ich nunmehr ein wenig weiter sammeln und sichten können, so daß das Bild etwas deutlicher geworden ist, sich aber auch in manchem verschoben hat. Mir kamen dabei von neuem starke Zweifel, ob nicht alle diese Wenden-Namen, so wie man es gemeinhin angenommen hat, nicht anders als die im Bereich des einstigen slavisch-deutschen Grenzsaums heimischen ganz simpel auf mittelalterliche Slaven-siedlungen zurückgehn, und ich gebe ihnen jetzt für den Südteil soweit nach, daß es mir geraten scheint, außer den thüringischen mindestens auch alle hessischen auszuscheiden. Aber in den verbleibenden norddeutschen Land­schaften spricht doch Wichtiges dagegen, daß ihr Wend- auf Slaven geht. Da ist, abgesehn vom Umkreis von Braunschweig, der eine besondere Er­örterung fordert, ihre dünne Streuung, der ich jedoch keine große Bedeutung zuerkenne. Anders ist es mit ihrer Lagerung. Die Namen gehn bis nah an die Aller, jedoch, von der mittelalterlichen Grenzzone im Osten abgesehn, nir­gends über diese wichtige vorgeschichtliche Scheide hinaus. Es gibt, soweit ich es feststellen konnte, jenseits der Aller nirgends, auch nicht in dem eben genannten Grenzsaum bis hinauf zur Kieler Föhrde, ein einfaches *Winithum/Wenden, und auch die zweite typische Bildung, die auf -husen, nur in einem ungesicherten Fall auf einst slavischem Boden (Wend-hausen ö. Lüneburg). Diese beiden Namenformen, die für die von mir abgesteckte Landschaft charakteristisch sind, scheinen sogar im gesamten nördlichen Grenzraum bis östlich des Harzes fast ganz zu fehlen, so daß ihr Raum sich selbst nach Osten hin deutlich heraushebt.

Im Unterschied hierzu erweist sich die westliche Grenze, die gegenüber den Welsch-Namen und den oben berührten vorgeschichtlichen Bildungen, als nicht so klar, wie es mir im Anfang schien. Gysselings Woordenboek nennt (S. 1080) ein unbekanntes Winethen in der Nähe von Oberhausen (am Rhein), bezeugt im 12. Jahrhundert (vgl. Förstemann II, Sp. 1376). Dies geht etwa 150 km über die sonstige Grenze der Namengruppe hinaus und gehört daher schwerlich zu ihr (vgl. unten S. 333 zu Wehnen). Aber auch abgesehen hiervon verliert die Scheidelinie zwischen Welsch- und Wend- ihre Eindeutigkeit durch das Dazukommen der Welsch-Flurnamen bei Hei-delbeck in Lippe und Gieselwerder an der Oberweser (S. 314 und 317), obschon es durch sie noch zu keiner klaren Überschneidung kommt. Die Fälle sind aber trotzdem eine Warnung, denn ich muß damit rechnen, daß sich noch weitere Namen der einen oder beider Gruppen melden, die mich zu der Anerkennung zwingen, daß es da eine saubere Scheidung nicht gibt. Doch brauchte uns das weniger zu wundern, als wenn sich die Grenze auch weiterhin durch einen klaren Verlauf als starr erweisen würde.

Von den Wend-/Wind-hausen, die ich Westf. Forsch. 12 (S. 42 [III, 169]) nannte, hat sich eins, Wind-hausen s. Seesen, als sehr unsicher heraus­gestellt (H. Kleinau, Geschichtl. Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, S. 710 f.). Aber es treten wenigstens zwei andre an seine Stelle: Wenzen (nw. Einbeck), 1062 Winet-husen, und ein Winit-husen, im Leinegau, genannt 1022, das bei Uslar (im Solling) gesucht wird (UB. des Hochstifts Hildesheim, 1, S. 65 und 71). Ein weiteres verlorenes Wend-hausen steckt dem Anschein nach in dem schon 941 (und 946) erwähnten in Winede-husuno marco (UB. des Hochstifts Halberstadt 1, S. 11 f.). Wenzen ist deshalb wichtig, weil -husen hier sekundär zu sein scheint. Denn vorher, 1031, ist der Ort nach Kleinau (S. 696) als Winiden bezeugt (und in einer Fälschung von 1013 als Winethun). Dies stärkt meine Annahme, daß die -husen-Bildung in vielen, wenn nicht allen Fällen an die Stelle des einfachen *Winithum getreten ist. Dafür kann auch sprechen, daß das Dorf Upen (nw. Goslar), bei dem es gleichfalls ein Wend-hausen gab, unter einem Winden-berg liegt. Es scheint auch noch ein weiteres *Winithum hinzuzu­kommen. Auf Karten ist bei Schmatzfeld (n. Wernigerode) eine wüste Dorf­stelle Wenden vermerkt. Weiterhin können Wennerode, ö. Vienenburg (onö. Goslar), 1018 Winide-rode (Fö. II, 2, Sp. 1371 f.), Wendt-hagen (s. Stadt­hagen, ö. Minden), als Wenet-hage und ähnlich seit 1234 bezeugt und mit einer Wendt-höhe in der Nähe, zu der erörterten Schicht gehören. Daß der Ort 1234 noch novale hieß, widerspricht dem nicht. Denn die zusammen­gesetzten Wend-Namen sind zwar, nicht anders als die entsprechenden Welsch-Bildungen, wohl alle nicht sehr alt, aber auch Winith- kann an ihrem Orte weitaus älter sein (vgl. oben S. 328 ff.).

Beiderseits der Schunter dicht nördlich von Braunschweig liegt eine größere Gruppe von Wend-Namen beieinander, auf die ich schon 1959 auf­merksam war (Westf. Forsch. 12, S. 42 [III, 169]). In den Bildungen, von denen wir frühe Belege haben, ist Winith- als Grundlage sicher. Zu den damals genannten Wenden, Wend-hausen, Wende-burg, Wende-zelle und Wende-brück kann ich jetzt noch Wende-mühle, nah bei Wenden und Wen­debrück, und die nicht mehr bestehenden Wende-büttel, bei Eickhorst (nw. Wenden), und Wende-rode, bei Essehof (sö. Wendhausen), fügen, doch ist das letzte sehr zweifelhaft. Es kommen so auf einem Streifen von kaum 20 km Länge und nur geringer Breite 7 oder 8 solche Namen zu­sammen. An ihnen fällt auf, daß keiner formell von einem der andern abgeleitet ist, obwohl doch wenigstens Wende-brück und Wende­mühle gewiß als Wendener oder Wender Brücke und Mühle zu verstehen sind. Ähnlich steht es auch mit drei weiteren Namen, die auf dies Wenden bezogen sein müssen. An der Straße von Braunschweig nach Wenden stand ein Wenden-turm, erwähnt 1400 als berchfrede to Wenden und 1444 als torn to Wenden, und in Braunschweig selbst heißt diese Straße Wenden­straße und das Tor an ihr Wenden-tor (Kleinau S. 690). Da diese Namen im 13. Jahrhundert als platea und valva Slavorum bezeugt sind (R. Andrée, Braunschweiger Volkskunde2, S. 518), so ist es klar, daß man entweder Wenden da noch nicht wie einen Siedlungsnamen behandelt oder aber die Bildung des Tor- und Straßennamens mißverstanden hat. Doch auch die Wende-Form von 5 der übrigen Namen der Gruppe (Wende-brück, -burg, -büttel, -mühle und -zelle) hat nur wenige Parallelen und wirkt in ihrer Häufung fremd. Ich weiß sie nur als den alten Genitiv plur. des Volks­namens zu erklären. Das Wenden- in Wenden-turm usw. muß dann wohl die jüngere Form dieses Kasus sein. Hierdurch wird meine Vermutung bekräftigt, daß Wenden beiderseits der Schunter der Name der Einwohner einer kleinen Landschaft oder dieser selbst (oder beider) gewesen ist, so wie wir es ähnlich an mehreren Stellen von Welschen annehmen müssen (und vielleicht an den meisten dürfen). Dieser Gebrauch des Wenden-Namen muß dann bis ins Hochmittelalter oder noch länger nachgewirkt haben. Dagegen kann sich in dem dortigen Wend-hausen (und auch Wend-rode) die in diesen Siedlungsnamen sonst gebräuchliche endungslose Winith-/Wend-Form durchgesetzt haben.

Die nun erörterte Namengruppe ist von der bekannten Grenze des einst slavischen Gebiets, das dort bis etwa Wolfsburg und Fallersleben und nah an Gifhorn reichte, kaum 15 km entfernt, und ein großer Teil des dazwischen liegenden Raums war im früheren Mittelalter noch Ödland. Es muß daher ernstlich erwogen werden, ob diese Wenden-Insel an der Schunter nicht doch einmal von Slaven besetzt gewesen und so früh eingedeutscht worden sein kann, daß nur noch die genannten Ortsnamen und sonst fast nichts daran erinnern. W. Meibeyer glaubt allerdings an Spuren einstigen Slaventums in einigen Dörfern dieses Raums - darunter Wende-zelle - und hält es deshalb für möglich, daß auch er einmal slavisch war (Die Ver­breitung und das Problem der Entstehung von Rundlingen und Sackgassen-dörfern im östl. Niedersachsen, 1964, S. 97-100). Aber die Spuren sind schwach und können irreführen, und die Wahrscheinlichkeit ist gering. Das Ortsnamengut der Landschaft sticht weit von dem im uns bekannten Grenz­gürtel ab, und Namenformen Wenden und Wend-hausen haben ihre Ver­wandten, wie gesagt, nicht im Osten, sondern in dem umrissenen großen Gebiet im Westen mit seinen eigentümlichen Grenzen.

Die Zusammenstellung des Stoffs hat gezeigt, und die beigefügte Karte zeigt es deutlicher, daß sowohl Welsch- wie Wend- im Norden und Nord­westen eine breite Zone offen lassen, die Nordniedersachsen, das nordwest­liche Westfalen und wohl auch den Nordteil des Rheinlands und die Nieder­lande umfaßt. Zu den vereinzelten unechten Welsch-Namen dieses Raumes (oben S. 325 f.) tritt auch ein isoliertes Wenden, das gleichfalls eine andere Herkunft verrät. Es ist Wehnen (nw. Oldenburg), bezeugt 1359 und 1367 als Wenede und Wende und dann nach 1400 als Weneden, Wenden und Weenden (Oldenburgisches UB. 4, S. 309 u. ö.). Die ältesten Formen, denen das Auslauts-n noch fehlt, lassen als Grundform die -ithi-Bildung *Winithi erkennen, die, da an vokalisch endende Ortsnamen in Norddeutschland oft ein unorganisches -n getreten ist, auch an anderen Orten mit dem pluralischen *Winithum konkurriert. Dieser Welsch- und Wend-freie Nordteil unter­scheidet sich auch im Bestand an vorgermanischen Namentypen merklich von den südlicheren Landschaften, so daß ich schon erwogen habe, ob das Substrat da ein anderes gewesen sein mag (Kl. Schriften 3, S. 275). Vielleicht genügt es aber zur Erklärung, daß der Küstenraum, aufs ganze gesehen, anders, durch Eroberung und nicht Durchdringung, und auch früher germa­nisch geworden sein muß als die inneren Landschaften. Die Germanen mögen die ältere Bevölkerung dort auch anders genannt haben, mit einem Namen, den wir nicht kennen und der, wenn er in Ortsnamen einging, vor langem unkenntlich geworden sein kann. Vielleicht kommt er aber doch noch einmal an den Tag. Viel wichtiger als die nun angerührte Frage ist für mich, daß sich die beiden wohlbekannten Volksnamen in der erörterten Ver­wendung ziemlich klar und in der Zone einer vorgeschichtlichen Namen­grenze voneinander scheiden und der eine von ihnen sich auch noch auf einer zweiten Seite - an der Aller - an eine solche Grenze anlehnt.

Auf der anderen Seite sind die Bildungen in den beiden hier gegen­einander gestellten Namengruppen so verschieden, daß es bedenklich scheinen kann, ihnen eine Verwandtschaft in Herkunft, Bedeutung und Alter zuzu­sprechen. Die weitaus meisten Welsch-Namen sind Flurnamen oder doch als solche entstanden, und die wenigen echten Siedlungsnamen unter ihnen können alle nicht sehr alt sein. Welsch-neudorf ist mit Sicherheit jung, und ob Welsch-hof und Welsch-meyer schon mittelalterlich sind, ist zweifelhaft, während auf der anderen Seite die zufrühst als Namen von Wohnstätten bezeugten Welschen-beck und -loh in dieser Verwendung sekundär sind. Auch das Welschen- vor Ennest ist ein erst späterer Namenzusatz, wie ebenso das Welsch(en)- in den linksrheinischen Namen vom Schlage Welsch­billig. Dagegen sind alle zweiten Glieder in den Wend-Ortsnamen, die wir kennen, Zeugnisse für menschliche<br/><br/>(Message over 64 KB, truncated)