Re: The etymology of herold

From: Torsten
Message: 65723
Date: 2010-01-21

> > One additional difficulty is that about 200 BC (Proto-)Germanic
> > *x would still have been a velar fricative, even word-initially.
> > I'd expect it to have been represented as Etruscan/Raetic /x ~
> > kH/ (the "psi" character) rather than /h/.
>
> Yes, it seems to have sounded more like /kH/ to the Greeks and
> Romans, most of the time. One who favors a Gmc. reading of the
> helmet might argue that there was variation in this sound, and in
> the way it was heard, from one time and place to another. It is
> striking that Caesar has <reno> 'reindeer' while centuries later
> the Frankish king gets transcribed as <Clovis>.
>
Kuhn: Vor- und frühgermanische Ortsnamen in Norddeutschland und den Niederlanden
'Auf solche Dinge hat Rom im allgemeinen keine Acht gegeben. Auf der anderen Seite aber stehen starke Argumente verschiedener Art, die für ein Fortleben vorgermanischer Dialekte bis mindestens weit in die Römerzeit hinein plädieren.

Den ersten Anhalt gibt uns der Übergang des anlautenden idg. k- zu h-(ch-). Er ist wahrscheinlich der letzte Akt der Lautverschiebung gewesen. Die feste C-Schreibung im Namen der Kimbern und dann bei Plinius in sinus Codanus und mare Cronium, dem in allen ein germanisches H- entsprach, hat mich schon früher zu dem Schluß geführt, daß die erörterte Verschiebung im Norden noch in der Lebenszeit Christi nicht durchgedrungen war (Namn och Bygd 29,112 f. [hier 28]). Ähnlich muß es in den Niederlanden und am Niederrhein gegangen sein. Das K- des Stammesnamens Cannine-fates, bezeugt seit Plinius, ist noch vorgermanisch (vgl. S. 36). Man glaubt zwar, sein erster Teil lebe — mit erhaltenem K- — in Kennemerland (Nordholland, alt Kinnehem Kinhem) fort, doch steckt dessen richtig germanische Form wohl in dem inschriftlichen Mercurio Channini- (aus der Eifel) und dazu in dem Ortsnamen Hennen (an der Ruhr, alt Hennene, aus *Hannin-), einem Nachbarn von Villigst, das den Volksnamen Belgae zu enthalten scheint. Ähnlich ist es mit Cugerni (links des Rheins um Neuß und Xanten) neben dem späteren fränkischen Hugones. Einen Wald in der Nähe Essens, der später Heissi Hesiwald heißt, nennt Tacitus noch silva Caesia. Heerlen, ö. Maastricht, ist in der Römerzeit als Coriovallum bezeugt, Herven, ö. Nimwegen, als Carvium (vgl. L. Weisgerber, Bonner Jbb. 154, 98 und 101). Diese Namen sind vorgermanisch, und doch ist ihr K- auch noch in dem weit vom Rhein entfernten Coriovallum verschoben, und ebenso das K- mancher belgischer Namen dieser Schichten, wie Harendre, unbekannt, wahrscheinlich nördlich Brüssels (-andr-Name), und Harveng, s. Mons, 868 Harvinium, wohl eng verwandt mit Carvium/Herven (ich verdanke diese Namen M. Gysseling). Im Süden dagegen ist das neue H- schon im 2. Jahrhundert vor Chr. in Harigasti (Helm von Negau) und im 1. in Harudes bezeugt (Cäsar). Die viel spätere Verschiebung am unteren Rhein ist am besten verständlich, wenn die Ausbreitung den Nordwestblock umgehen mußte, das heißt, wenn dieser, oder wenigstens ein großer Teil von ihm, damals noch nicht Germanisch sprach. Hierauf deutet auch, daß in ihm zwar die meisten k- verschoben sind — Stammesnamen wie Chamaver, Cherusker und Chatten, Bergnamen wie Hümmling, Hils und Harz, Ortsnamen wie Harste, Heerse und dgl. —, daß aber auch allerlei alte k- unverschoben durchgekommen sind — so in den Ortsnamen Kaldern und Callendoorn und den Appellativen knoll neben hnoll, Rotten neben Hätte, Kumme Kumpf (vgl. gr. kúmbos „Schale") neben Humpen, kring- (vgl. umbr. cring-) neben bring- „Ring", Krippe (vgl. lat. corbis) neben altn. hrip „Korb", ahd. clinga „Schlucht" neben ags. hlinc, und klingen (vgl. lat. clangere) neben altn. hlakka „schreien" —. Sind die genannten Schlüsse recht, dann sind diese letzten Namen und Wörter schwerlich vor der Römerzeit germanisch geworden.'


Torsten