Fwd: Re: [tied] Re: That old Ariovistus scenario.
From: tgpedersen
Message: 64321
Date: 2009-07-01
Jan Derk Boosen:
Das Oder-Warthe-Gebiet in der Przeworsk-Kultur während der
ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und der älteren Kaiserzeit.
[The Oder-Warthe area in the Przeworsk area during the end of the
pre-Roman Iron Age and the earlier Imperial times.]
pp 99-100
'Die zeitliche Gliederung der Oder-Warthe-Gruppe und ihr Bezug zur
relativen Chronologie der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der
älteren römischen Kaiserzeit im nördlichen Mitteleuropa
[The temporal sequencing of the Oder-Warthe group and its relation to
the relative chronology of the later pre-Roman Iron Age and the
earlier Roman Imperial times in Norther Central Europe.]
Ausgehend von der Primärchronologie der Fibelbeigaben verteilen sich
die Grabfunde der Oder-Warthe-Gruppe von Anbeginn der jüngeren
vorrömischen Eisenzeit bis zum Ende der älteren römischen Kaiserzeit
auf drei Zeitstufen mit insgesamt acht Teil-Phasen 694).
[Based on the primary archaeology of fibula grave gifts, grave finds
of the Oder-Warthe group from the beginning of the later pre-Roman
Iron Age to the end of the earlier Roman Imperial times are
distributed on three periods with inall eight sub-phases 694).]
Zeitstufe I entspricht mit einer nicht sicher abzugrenzenden Vorphase
(Zeit der Fibel Kostrzewski Var. A / späte Mittellatènezeit) sowie
den Phasen a und b Hachmanns Zeitgruppen 1 und 2 im Oder-Warthe-
Gebiet 695) bzw. den Abschnitten A und B der jüngeren vorrömischen
Eisenzeit im östlichen Mitteleuropa 696).
[Period I corresponds, with a not securely delimitable pre-phase
(period of fibulas Kostrzewski var. A / late middle Latène time), as
also the phases a and b to Hachmann's period groups 1 and 2 in the
Oder-Warthe area as respectively the periods A and B of the later
pre-Roman Iron Age in the Eastern central Europe 696).]
Zeitstufe II beginnt mit der Phase a (entsprechend Hachmanns
Zeitgruppe 3 697) bzw. Abschnitt D698)) noch im Milieu der jüngeren
vorrömischen Eisenzeit und reicht mit den Phasen b und c, welche der
Zeitstufe B1699) gleichzusetzen sind, in die ältere römische
Kaiserzeit. Von den übrigen chronologischen Gruppen hebt sich
Zeitstufe II durch verhältnismäßig scharfe Zäsuren ab. Auch die
Grenzen zwischen den einzelnen Teilphasen sind, im ganzen gesehen,
deutlicher ausgeprägt als unter den vorangehenden und nachfolgenden
Zeitabschnitten700).
[Period II begins with the phase a (corresponding to Hachmann's
period group 3 697) and division D 698) still in the milieu of the
later pre-Roman Iron Age and reaches with the phases b and c, which
should be equated with period B1 699), into the earlier Roman
Imperial times. In contrast to the other chronological groups period
II is characterized by relatively sharp discontinuities. Also the
boundaries between the individual sub-phases are, taken as a whole,
more distinct than those of the preceding and following periods
700).]
Zeitstufe III gliedert sich in zwei Unterabschnitte (a und b). Den
Trachtbeigaben nach vertritt sie etwa die Zeitstufe B2 und zwar
einschließlich der meisten Fibeln aus E. Blumes Stufe B jüngst701),
welche H.J. Eggers, mit dem römischen Importgeschirr datierend,
bereits seiner Stufe C1 zuordnete702). Auf der einen Seite ist es
berechtigt, die Phase b noch im Zusammenhang mit dem
älterkaiserzeitlichen Fundstoff zu behandeln, doch ist andererseits
nicht zu übersehen, daß ihre obere zeitliche Grenze zur jüngeren
römischen Kaiserzeit (Zeitstufe IVa = C1) hin sehr fließend verläuft.
Insgesamt erweckt der jüngere Abschnitt der Zeitstufe III den
Eindruck einer Übergangsphase, in deren Formenschatz traditionelle
Elemente fortgeführt werden oder ausklingen, aber nicht minder
augenfällig schon jüngerkaiserzeitliche Stilmerkmale 703)
vorweggenommen werden (s.u.). Deswegen spräche nichts dagegen, die
Phasen IIIb und IVa als "mittlere Kaiserzeit" gesondert
herauszustellen. Dies wäre auch im Hinblick auf den Grabritus704). zu
rechtfertigen (s. Abschnitt C).
[Period III is divided into two subsections (a and b). Judging from
grave apparel etc it represents approx. the period B2 and according
to most fibulas from E. Blume's Period B latest 701), which already
H.J. Eggers, dating with Roman import culinary utensils, ascribed to
his period C1 702). On the one hand it is justified to treat phase b
in connection with finds from early Imperial times, but on the other
one can't ignore that its upper temporal boundary to the late Roman
Imperial period (period IVa = C1) is very gradual. Inall the later
division of period III gives one the impression of a transitional
phase, in the formal inventory of which traditional elements are
continued or fade out, but no less conspicuously later Imperial style
characteristics are anticipated (v.i.). Thus there would be no
obstacles to setting apart phases III and IVa as "middle Imperial
times". This could also be justified w.r. to the grave rites 704)
(see section C).]
...
694) Auf getrennte Stufengliederungen nach Männer- und Frauengräbern
wurde verzichtet, denn sie wären unvermeidlich mit einer einseitigen
Auswahl von Grabinventaren verbunden, weil ein hoher Prozentsatz der
Bestattungen keine geschlechtsbestimmenden Beigaben enthält.
- S. Einleitung und R. Hachmann, 41. Ber. RGK, 1960 (1961), 44 f., 58;
W. Hübner, P.Z. 40, 1962, 285 f.
695) R. Hachmann, a.a.O. 52 ff., 57 Abb. 18.
696) R. Hachmann, a.a.O. 81 f., 234 ff. und Taf. 1.
697) S. Anm. 2.
698) S. Anm. 3. - Abschnitt C, den Hachmann für die Unterweichsel-
Gruppe und die Weichsel-Narew-(Masowische) Gruppe herausstellte, darf
man als nicht existent ansehen. Hachmann selbst mißt ihm
"hauptsächlich theoretische Bedeutung" bei, "da ihm kein anderes
Formengut zugewiesen werden kann" (a.a.O., 82) als die Fibeln
Kostrzewski Var. J (Schüsselfibeln), Fibeln Kostrzewski Abb. 15,
Kostrzewski Var. L und die Nauheimer Fibeln. Diese vermeintlichen
Leitformen der "späten Mittelphase" gehören verschiedenen
Zeithorizonten an: Die vor allem im Bereich der Oksywie
(Oxhöft)-Kultur verbreiteten "geknickten" Fibeln Var. L zeigen
bereits Baumerkmale der "geschweiften" Fibeln und dürften eher in den
Abschnitt D (Spätphase) fallen (s. dazu J. Kostrzewski, Die
ostgermanische Kultur (1919) 36). Var. J und die seltene Form
Kostrzewski Abb. 15 (J. Kostrzewski, a.a.O. 31) sind schwerlich vom
Zeitabschnitt B, der "frühen" Mittelphase, zu trennen. Was die beiden
einzigen echten Nauheimer Fibeln des Oder-Weichsel-Raumes
aus dem Gräberfeld von Wilanów (Gr. 2 und 41) anbetrifft, so tragen
weder die mit ihnen vergesellschafteten Beigaben noch die
Gräberfeldchronologie von sich aus zu einer exakten Datierung
derselben bei.
- J. Marciniak, Mat. Star. 2, 1957, Taf. III. XXXIV, 7.8.;
vgl. Hachmann, 64 Abb. 22 (Horizontalstratigraphie), 66 Abb. 23
(Tabelle, Brandgrube 3).
- Eine generelle Diskussion zur Chronologie dieses Fibeltyps kann in
der vorliegenden Arbeit nicht geführt werden, doch scheint die
Annahme berechtigt zu sein, daß vereinzelte Nauheimer Fibeln im Laufe
des Abschnitts A (Frühphase) oder noch während des Abschnitts B in
das nordöstliche Mitteleuropa gelangten. In den letzten Jahren mehrt
sich die Zahl derjenigen Autoren, die zumindest den Beginn des
Horizonts der Nauheimer Fibeln innerhalb der Spätlatèneperiode früh
ansetzen (1. Hälfte d. 1. Jh. v. Chr.) wie schon J. Gourvest in
Rhodania 32, 1957, 11-13. Vgl. u.a.
R. Hachmann, a.a.O. 256 f.;
R. Christlein, Bayerische Vorgeschibl. 29, 1964, 247;
P. Glüsing, Offa 21/22, 1964/1965, 19 (danach Nauheimer Fibeln
zeitlich vor dem Horizont der "geknickten" Fibeln und der Fibeln
Beltz Var. J, der in Manching nicht mehr vertreten ist);
J. Br^en^, Tr^isov. Oppidum celtique en Bohême méridionale, Prag
(1966), 80 f.;
ders., Arch. rozhl. 19, 1967, 607 Abb. 194; 609 (611) (Br^en^ erwägt
allerdings wie H. Müller-Beck nur, das Anfangsdatum vor der
Jahrhundertmitte anzusetzen, vgl. 43/44. Ber. RGK .1962/63 (1964) 137
ff.);
ders., Arch. rozhl. 23, 1971, 299 ff.;
H.E. Joachim in: Marburger Beiträge zur Archäologie der Kelten,
Festschrift W. Dehn (1969) 111 m. Anm. 101;
A. Haffner, Germania, 47, 1969 (1970), 243;
O.-H. Frey, Acta Praehistorica et Archaeologica (Berlin) 1, 1970, 215 f.;
G. Chapotat, Vienne Gauloise, Lyon (1970) 60-63;
J. Meduna, Germania 48, 1970 (1971) 57;
H. Polenz, Mittel- und spätlatènezeitliche Brandgräber aus
Dietzenback, Lkr. Offenbach a.M., Studien und Forschungen N.F.4
(1971) 39 f.;
S. Rieckhoff, Arch. Informationen 1, 1972, 81;
N. Bantelmann, Germania 50, 1972, 98 ff.;
L. Jansová, Památky Arch. 65, 1974, 16;
J. Graue, Die Gräberfelder von Ornavasso. Hamburger Beiträge zur
Archäologie. Beih. 1 (1974) 51 ff. 699)
Stufenbezeichnungen A, B1, B2 usw. im Sinne der Trachtchronologie,
nicht nach dem Zeitgerüst des Importgeschirrs!
700) Der markante Wandel des Keramikstils und die ziemlich abrupte
Differenzierung im Bestattungs- und Beigabenritus (vgl. Textabschnitt
C) zu Beginn der Zeitgruppe 3 (R. Hachmann, a.a.O. 55 f.) gaben den
Anlaß, Zeitstufe II schon vor dem Übergang zur Kaiserzeit einsetzen
zu lassen. An der Schwelle zur älterkaiserzeitlichen Epoche (Wende
von Phase Ha zu IIb) steht dagegen der Wechsel des metallenen
Formenguts (bes. Tracht und Bewaffnung) im Vordergrund. Er tritt in
der Oder-Warthe-Gruppe und erst recht in den übrigen Bereichen der
Przeworsk-Kultur wegen der im Durchschnitt ärmlichen
Grabausstattungen weniger prägnant in Erscheinung als in Böhmen. Es
gibt jedoch keine hinreichende Begründung dafür, daß er im
Arbeitsgebiet später erfolgt sein sollte (s.u.).
701) E. Blume, Die germanischen Stämme ..., Mannus Bibl. 8 (1912) 25.
702) H.J. Eggers, Jahrb. 2, 1955, 202; ders., Jahrb. RGZM 11, 1964, 167.
703) a) Nach der weitgehenden Reduzierung späthellenistisch und
provinzialrömisch geprägter Stilelemente der frühen Kaiserzeit (z.B.
vasenförmiger Profilierungen) setzt sich bei den Metallgegenständen
ein schlichter, überwiegend ornamentloser "Blech und Draht"-Stil
durch. Dieser könnte als Folgeerscheinung bestimmter
Entwicklungsprozesse der einheimischen Eisenindustrie entstanden
sein.
Veränderte Organisationsformen bei der Verarbeitung des Metalls
dürften zur Ausbildung eines zweckbetonteren Stils geführt haben.
Der Verf. vermutet, daß in verstärktem Maße spezialisierte
Gruppenarbeit an die Stelle individuellen (polytechnischen ?)
Spezialistentums tritt. Vorerst läßt sich noch nicht entscheiden, ob
zwischen den folgenden Beobachtungen ein kausaler Zusammenhang
besteht: Vereinzelte Bestattungen mit kompletten oder partiellen
Schmiedeausrüstungen sind nach der Zeitstufe II nur noch in
Ausnahmefällen zu finden.
"Industrieansiedlungen" mit Spuren umfangreicher Gewinnung von
Raseneisenerz treten gehäuft erst seit Zeitstufe III (Stufe B2) auf.
Gegen Ende der älteren Kaiserzeit entstehen ausgedehnte Erzabbau- und
Verhüttungszentren in den Heiligkreuz-Bergen (Góry Swie,tokrzyskie)
und in der Umgebung von Oppeln (Opole). Die Mehrheit der polnischen
Archäologen nimmt an, daß die dort z.T. im Bergbau geförderten
Hämatiterze vor allem der einheimischen Versorgung mit Eisen gedient
haben.
b) Die Grabkeramik der Phase IIIb stellt mit einem hohen Anteil
rauhwandiger, unprofilierter Gefäße die Verbindung zur jüngeren
Kaiserzeit Her.
704) Beide Zeitabschnitte zeichnen sich durch das relativ häufige
Vorkommen "reiner" Urnenbestattungen aus.' pp. 114-116
'B 4 c )
Die Wertigkeit der Stufen- und Phasengrenzen im Chronologiesystem der
jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der älteren römischen Kaiserzeit
[The validity of the period and phase boundaries in the chronological
system of the later pre-Roman Iron Age and the earlier Roman Imperial
times.]
a) Die mit Hilfe der Trachtchronologie festgelegten, weitgehend
starren Grenzen der Zeitabschnitte zeichnen sich sowohl im
horizontalen (regionalen) Vergleich wie auch in der vertikalen
Abfolge (regional und in Gräberfeldern) durch eine variierende
Kontrastschärfe aus.
[The to a large extent rigid period boundaries, established by means
of the apparel chronology, are characterized by a varying sharpness
of contrast as well in horizontal (regional) comparison as also in
vertical sequencing (regionally and in grave fields).]
Diese richten sich in erster Linie nach der jeweiligen Ausprägung der
Zeitstufe oder -phase, auf die sich, abgesehen vom Forschungsstand
und der verschiedenartigen Fundüberlieferung in einzelnen Regionen
(Landschaften), regional und lokal wie auch von Zeitphase zu
Zeitphase wechselnde dynamische Faktoren auswirken:
[These are determined first of all by the individual sequences of
events of of the period or phase, on which, disregarding the state of
research work and the various state of preservation, changing dynamic
factors are influencing in the individual regions (landscapes),
regionally and locally as well as from phase to phase:]
Diese äußern sich in den vorangehenden erörterten quantitativen
Konzentrationen der Grablegungen [Besiedlungsdichte],
Kontrastunterschiede werden auch im äußeren Erscheinungsbild des
Grabritus sichtbar, so z.B. in den Häufigkeitsanteilen der
verschiedenen Bestattungsformen, in der wechselnden quantitativen und
qualitativen Zusammensetzung der Grabbeigaben, namentlich im
Häufigkeitsgrad bestimmter Inventarmuster (z.B. einseitig oder
vielseitig ausgestattete Männer- und Frauengräber, Bestattungen mit
Waffenbeigaben, Importgeschirr), in denen sich die wirtschaftliche
Bedeutung einer Region und die soziale und politische Entwicklung
innerhalb derselben widerspiegelt.
[These appear in ther previously mentioned quantitative
concentrations of graves [settlement density], contrasting
differences are also evident in the outer appearance of the grave
rite, thus eg. in the frequency shares of the various burial forms,
in the varying quantitative and qualitative composition of grave
gifts, namely in the frequency of certain types of inventories (eg.
singly or multiply equipped male and female graves, burials with
weapon grave gifts, imported culinary utensils), reflecting the
economic significance of a region and the social and political
development within the same.]
Überträgt man die vorangehenden theoretischen Erörterungen auf den
konkreten Vergleich der benachbarten Regionen Böhmens und
des Oder-Warthe-Gebietes, so kann man feststellen, daß im Verlauf der
kulturellen Entwicklung der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und
der frühen römischen Kaiserzeit die bedeutendste chronologische Zäsur
in Böhmen an der Wende von der Spätphase der jüngeren vorrömischen
Eisenzeit zur älteren Phase der Stufe B1 erfolgt. Im Oder-Warthe-Raum
dagegen stellt der Übergang von der Mittel- zur Spätphase der
jüngeren vorrömischen Eisenzeit den gravierendsten Einschnitt dar.
[If one transfers the above theoretical remarks onto the concrete
comparison of the neighboring regions of Bohemia and Oder-Warthe
area, one observes that in the course of the cultural development of
the last phase of the pre-Roman Iron Age and the earlier Roman
Imperial times the most important chronological discontinuity in
Bohemia occurs where the late phase of the later pre-Roman Iron Age
turns into the earlier phase phase of the period B1. In the
Oder-Warthe area, however, the transition from the middle to the late
phase of the later pre-Roman Iron age constitutes the most serious
break.]
Während im südlichen Mitteldeutschland und in Böhmen die Spätphase
(Plan^any - Großromstedt) der Stufe A als Landnahmephase ältere
kulturelle Strömungen absorbiert und eher integrierende Merkmale783)
trägt, wirkt sich die etwa gleichzeitige Phase IIa namentlich in der
Warthe-Prosna-Region ausgesprochen differenzierend im Bestattungs-
und Beigabenritus, teilweise verbunden mit einem Besiedlungszuwachs.
Das gilt weniger für Mittelschiesien, wo sogar ein
Besiedlungsrückgang zu verzeichnen ist784). In Böhmen wie auch
östlich der Sudeten bringt die Grabkeramik entscheidende Neuerungen,
die allerdings in der Oder-Warthe-Gruppe zusätzliches Gewicht dadurch
erhalten, daß sie mit scharfkantigen, anfangs situlenähnlichen oder
terrinenförmigen Trichtergefäßen (vgl. unten)784a) eine
Keramikentwicklung einleiten, die in der gesamten nachfolgenden
älteren Kaiserzeit weiterzuverfolgen ist.
[While in the southern Central Germany and in Bohemia the late phase
(Plan^any - Großromstedt) of period A as landnam phase absorbs older
cultural trends and carries rather integrative characteristics 783),
the approx. contemporary phase IIa works extremely differentiatively
in burial and grave gift rites particularly in the Warthe-Prosna
region, in part connected with a population increase. This is less so
in Central Silesia, where even a population decrease can be
registered 784). In Bohemia as also east of the Sudeten mountains
grave pottery bring decisive innovations, which at least in the
Oder-Warthe group receive further importance from the fact that
initiate a development in pottery, with sharp-edged, initially
situla-like or saucer-shaped funnel vessels (cf. below) 784a), which
can be followed in all of the following earlier Imperial times.]
Ein Vergleich des Ausstattungsniveaus der Gräber dieses
Zeitabschnittes läßt erkennen, daß in beiden Landschaften ärmliche
Inventare vorherrschen. In Großpolen wird jedoch in zunehmendem Maße
eine Ausweitung des Beigabenbestandes insbesondere bei der Tracht,
der Bewaffnung und den Gerätschaften sichtbar, dazu eine Staffelung
nach einseitig oder vielseitig ausgerüsteten Inventaren, die z.B.
auch in Bestattungen der Oxhöft-Kultur und solchen des unteren und
mittleren Elbebereiches785) nachzuweisen ist. Derartige
Differenzierungsmöglichkeiten bietet anscheinend das Grabgut der
späten Stufe A in Böhmen nicht. Die Besiedlung dürfte dort
insgesamt auch nicht sehr dicht gewesen sein. Die Frühphase der Stufe
B1 führt dann in diesem Raum ziemlich abrupt zu dem
bekannten, kurzzeitigen Besiedlungshöhepunkt und zu jenen Reichtum in
den Gräbern, der als Ausdruck wirtschaftlicher und politischer
Dominanz gegenüber nahezu allen Gebieten des nördlichen Mitteleuropa
gelten kann 786).
[A comparison of the equipment level of the graves of this period
tells us, that in both landscapes impoverished inventories
predominate. In Wielkopolska, however an extension of the grave gift
inventories becomes increasingly evident, in particular in the
apparel, weaponry and utensils, further an incipient differentiation
towards singly or multiply equipped inventories, which can be
demonstrated also in eg. in burials of the Oksywie Culture and those
of the lower or central Elbe areas 785). Grave inventoiries of the
late phase A in Bohemia seemingly do not display differentiation
possibilities of that kind. The settlement there in the overall
picture does not seem very dense.The early phase of period B1 leads
then in this area to the well-known short-lived culmination of
settlement and to that opulence in the graves, which would stand as
expression of ecopnomic and political dominance over all ares in
northern Central Europe 786).]
Während der jüngeren Phase geht die Besiedlungsdichte merklich
zurück. Von J. Tejral ist diese Tatsache überzeugend mit der
Umsiedlung eines beträchtlichen Teiles der Bevölkerung in den
südmährisch-niederösterreichisch-südwestslowakischen Raum in
Verbindung gebracht worden787), denn dort findet sich auch
gleichzeitig mit der Neubelegung von Gräbfeldern seit dem Ausgang der
Phase B1 älter die Fortsetzung jener Häufung an Grabinventaren mit
reichen Waffen- und Importgeschirrbeigaben, hauptsächlich
faßbar in den Zeitphasen B1 jünger und B2 älter788).
[During the later phase settlement density decreases perceptibly. J.
Tejral has connecte this fact convincingly by the resettlement of a
considerable part of the popualation into the South Moravian / Lower
Austrian / Southwest Slovakian area 787), since there one finds, at
the same time as the renewed use of since the end of the phase B1
older, the continuation of that accumulation of grave inventories
with rich weapon and import utensils grave gifts, in the main
ascribable to phases B1 younger and B2 older 788).]
...
783) K. Peschel, Zeitschr. f. Arch. 2, 1968, 192 ff.
- A. Rybov; Arch. Rozhledy 8, 1956, 217 ff.
- K. S^neidrová, Zur Chronologie des Plan^aner Typus. In: O
chronologii prave^ku C^eskoslovenska (1956) 153 ff.
- K. Motyková-S^neidrová, Zur Chronologie der ältesten römischen
Kaiserzeit in Böhmen. In: Berliner Jahrb. 5, 1965, 103 ff.
784) Vgl. Textabschnitt B4b.
784a)Vgl. Textabschnitt B3c.
785) R. Wol/a,giewicz, a.a.O.;
W. Wegewitz, a.a.O.;
R. Seyer, a.a.O.;
H. Keiling, a.a.O.;
K. Peschel, a.a.O.
786) K. Motyková-S^neidrová, a.a.O.
787) J. Tejral, Památky Arch. 59, 1968, 488 ff.;
ders., Zbornik Fil.Fak.U.K. 20 (9). Musaica 1969 (1970) 27 ff.;
ders., S^tudijne Zvesti l8, 1970, 107 ff.
788) Vgl. Anm. 787; dazu
T. Kolnik, Slovenska Arch. 19, 1971, 499 ff.;
ders., Studia historica slovaca 2, 1964, 7 ff.'
Torsten