Re: Lusitanian --Bell Beaker?

From: tgpedersen
Message: 58975
Date: 2008-06-02

--- In cybalist@yahoogroups.com, Rick McCallister <gabaroo6958@...> wrote:
>
>
> --- tgpedersen <tgpedersen@...> wrote:
>
> >
> > > I remember on another list, substrate list, I think,
> > > someone referred to IE elements in a substrate of
> > > Pyrenees Ibero-Romance.
> > > There are IE looking elements in Basque that are
> > > non-Celtic, non-Latin/Romance. Some of them also seem
> > > to show up in Sardinian, which suggests they may be
> > > related to Lusitanian.
> >
> > Many of those IE loans in Basque Trask meant were
> > from Latin have -a-,
> > as if from the 'mot populaire' layer of Latin.
>
> Yes, but there are others that can't be Latin, twisted
> or not: urki "birch", abarka "bast sandals, originally
> bast". Trask saw these as coincidence.
>
Sigh. Seems I have to translate another Kuhn article. This one's gonna
be long.


Kuhn: Das letzte Indogermanisch, pp 6-11
'Vor rund 15 Jahren glückte es mir, einen zweiten großen und alten
Flußnamenkomplex aufzuspüren, der sich durch ähnliche Merkmale verrät
wie Krahes Hydronomie: die Verbreitung über sehr große Räume und die
Beschränkung auf bestimmte, in weiter Streuung wiederkehrende
Wort-stämme wie auch Ableitungselemente, dazu eine noch stärkere
Begrenzung im Lautstand. Es ist vor allem die Lautfolge ur, daneben
aber auch ar und ir, in den Stammsilben, die diesen Namenreihen ihr
Gepräge gibt und sie zusammenhält. Es sind Stämme wie Ur-, Dur-, Kur-
und Stur-, dazu mit Suffixkonsonanten Durs- und Murs-, Urk- und Burk-
und dergleichen mehr. Mit dem Kraheschen System ist dies Neue nicht
nur allgemein durch die Beschränkung auf wenige Stämme und den
Gebrauch bestimmter Ableitungs-inittel verwandt, sondern ganz
besonders durch das Fehlen oder die große Seltenheit der
indogermanischen Grundvokale e und o. Dies rückt die beiden nahe
aneinander. Doch ist in Krahes Reihen a der weitaus häufigste und u
der seltenste der drei Vokale, während in den neuentdeckten u
vorherrscht; und a erst in einigem Abstand folgt. Die auffallende
Beschränkung meiner Reihen nicht nur auf die Stammvokale u, a und i,
sondern darüber hinaus auch ihre Stellung vor r, bestätigt, so scheint
mir, zugleich meine Überzeugung, daß auch für Krahes Hydronomie der
begrenzte Lautbestand ein wesentliches Merkmal ist - Krahe stritt dies
entschieden ab -. Die beiden Systeme scheinen sich auch darin
unterschieden zu haben, daß bei Krahe die Suffixe durchweg mit einem
Vokal begannen (Typ Sal-usia und Sal-ika), bei mir aber die meisten
gleich mit dem Konsonanten (Dur-s-, Ur-k- usw.) Ich wies auf das
„ur-/ar-System", wie ich es nenne, zuerst nur kurz in der Besprechung
des hier mehrfach genannten Buches Krahes hin (AfdA. 78, S.4 6), und
etwas ausführlicher dann in Namn och Bygd 59 (1971, S. 52-70).
Hier beschränke ich mich nunmehr auf das, was für mein jetziges Thema,
wichtig ist.
Dies ist zunächst das Verbreitungsgebiet. Es ist größer als das der
Kraheschen Namengruppen und scheint weithin die Grenzen Europas, die
ich in meine Arbeiten einbezog, zu überschreiten. Es reicht sowohl im
Norden und Westen wie im Süden bis an die Außenküsten unseres
Erdteils, und im Südosten bis mindestens in die Länder um das
Schwarze Meer. Eine Ostgrenze ist mir gänzlich dunkel. In den meisten
Ländern sind diese Namen, soweit ich sehe, dünn gestreut. In einigen
großen Landschaften fehlen sie so gut wie ganz, in anderen aber geht
ihre Häufung weit über den Durchschnitt hinaus. Dieser starke Wechsel
gehörte zum ersten, was meine Aufmerksamkeit auf die ur-/ar-Namen
lenkte. Der nach meiner Kenntnis an ihnen reichste Raum ist der weite
Umkreis der Ardennen. Er läßt sich mit vier Urk-Namen ungefähr
umreißen: im Westen die Ource (zur oberen Seine) und die Ourcq zur
Marne), im Norden die alte Insel Urk (in der Zuidersee) und im Osten
die Orke (zur Eder in Nordhessen, vgl. NoB. 59, S. 55). Urk als
Inselname zeigt uns, wie auch das nun Folgende, zugleich, daß die
erörterten Namen nicht auf Flüsse eingeschränkt waren - es sind viele
Inselnamen unter ihnen, von Griechenland bis Norwegen hin -.
Die hiermit im Groben festgelegte, an ur-/ar-Namen besonders reiche
Landschaft reicht im Nordosten bis an eine Linie, die ich die
Borken-Grenze nenne, da sie ungefähr von der Insel Borkum bis nach
Borken in Nordhessen läuft und in ihrer Nähe noch vier andere Orte mit
Burk-Namen liegen (s. NoB. 59, 56). Jenseits von ihr folgt dann ein
sich tief nach Osten erstreckender Raum, der, von einem schmalen
Streifen an der Wasserkante abgesehn, von ur-/ar-Namen nahezu frei ist.
Meine nächste Frage ist nun, zu welchem Sprachstamm die Völkerschaften
gehörten, welche die ur-/ar-Namen gaben. Die oben genannten Merkmale,
welche dieses System mit dem Kraheschen gemeinsam hat, machen es sehr
wahrscheinlich, daß sie aus miteinander nahverwandten Sprachen
hervorgegangen sind. Aus den erwähnten Voraussetzungen, von denen
Krahe ausging, ergibt sich fast selbstverständlich, daß er seine
Hydronomie für rein indogermanisch hielt. Er betont wiederholt, daß
alle ihre Elemente, Stämme wie Suffixe, als indogermanisch nachweisbar
sind (a.a.O. S. 32 und öfter), hätte aber nur behaupten dürfen, daß
sie alle aus dem Indogermanischen -oder indogermanischen
Tochtersprachen - erklärt werden können - Namenstämme, bei denen dies
nicht glückte, schloß er aus! —. Er erkannte nicht, daß fast alles
kaum schlechter aus nichtindogermanischen Wurzeln erklärt werden kann
und seine Namenreihen als Ganzes wesentliche Elemente enthalten, die
das Altindogermanische nicht zu erklären vermag. Am wichtigsten ist da
das schon berührte auffallende Überwiegen des Vokales a — und daneben
i und u — in allen Silben gegenüber einer großen Seltenheit, wenn
nicht völligem Fehlen, der altindogermanischen Haupt- und Grundvokale
e und o, das seine Hydronomie, wie schon gesagt, den ur-/ar-Namen
nahe-rückt. Da ich als gut indogermanisch an Krahes Namensystem fast
allein das Gebiet ihrer Verbreitung anerkennen konnte, kam ich zu der
Folgerung, daß die westlichen Indogermanen die Grundlagen dieser
Hydronomie von Vorbewohnern übernommen, dann fortentwickelt und über
die Länder, die sie besetzten, verbreitet haben, daß ihre Grundlagen
aber dem ur-/ar-System sehr nahe gestanden haben werden. Hierbei
achtete ich nicht darauf, daß die Indogermanen den überreichen
Gebrauch von a, wie ich selber nachgewiesen habe, in der jüngeren
Steinzeit in ihre Sprache, vornehmlich ihre Wortbildung, aufgenommen
hatten, dies allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer
fremden Sprachfamilie (KZ. 71, S. 143 ff., = Kl. Schr. I, S. 230 ff.),
ihn nun aber in den Namen, die sie bildeten, ohne ein weiteres fremdes
Vorbild anwenden konnten. Trotzdem ist die Verwandtschaft ihres
Systems mit dem zweiten, auf das ich aufmerksam wurde, so groß, daß
ich an die Unabhängigkeit der beiden voneinander nicht glauben kann.
Ich denke hier vor allem an das uns schwer verständliche Prinzip, die
Namenstämme nicht schlicht nach ihrer Bedeutung zu wählen, sondern
ihrer Lautform dabei zum mindesten ein großes Mitspracherecht, wenn
nicht gar das Alleinrecht, einzuräumen.
An meinem „zweiten Alteuropa" sehe ich nichts, das auf ein
Indogcrma-nentum der Namengeber deutet. Die Lautfolge ur war dem
Frühindogermanischen ähnlich ungewohnt wie das a allgemein und damit
auch ar, und auch mit ir wird es ähnlich gewesen sein. Auch
endungslose Nominative, wie sie in Dur (in Irland) und Nar (in
Mittelitalien) bezeugt sind, waren dem Indogermanischen fremd. Ebenso
wie dieses spricht das skizzierte Verbreitungsgebiet des
ur-/ar-Systems, soweit ich es kenne, gegen Indogermanen als seine
Schöpfer und Verbreiter. Da, wo wir die frühesten Sitze der westlichen
Indo-germanengruppe am sichersten suchen dürfen, im östlichen und auch
mittleren Mitteleuropa, sind die ur-/ar-Namen innerhalb meines
Arbeitsfeldes am seltensten. Die beiden alten Systeme schließen sich
zwar, soweit das Krahe-sche vorgedrungen ist, im allgemeinen nicht
aus, aber im Großen ist es doch so, daß sich die Länder mit stärkerem
Anteil an -ur- in einem weiten Bogen um die früh indogermanisch
gewordenen Kerngebiete der Namenreihen Krahes legen. Die Erklärung
dieses Kartenbildes wie auch des übrigen Beigebrachten liegt, so denke
ich, nah: die ur-/ar-Namen sind die älteren und waren, scheint es,
einmal in den weitesten Teilen Europas (und auch noch darüber hinaus)
im Gebrauch. Dann brachen von Osten Indogermanen ein, eigneten sich
das Flußnamensystem, das sie vorfanden, an, formten es um und
erweiterten es und führten es in den Ländern ein, die sie gewannen. So
wurde der Geltungsraum der älteren Namenreihen ausgehöhlt und weithin
gegen die Randgebiete und Küsten wie auch in Bergländer abgedrängt.
Dabei scheinen sie anfangs so gut wie alle Namen des älteren Systems
an ihr neues angepaßt oder anders ersetzt, später aber mehr und mehr
von ihnen bestehen gelassen zu haben. So bildeten sich breite Misch-
und Übergangssäume, streckenweise — am ehesten wohl da, wo die Grenze
lange festlag -aber ziemlich klare Scheiden. So ist es nach meinem
Stoffe an der schon erwähnten Borken-Grenze und im westlichen
Dänemark, dazu am Oberrhein zwischen Bodensee und Vogesen, im obersten
Pogebiet und wohl auch an der unteren Rhone (vgl. aber unten S. 23 f.
über die Entstehung der beiden zuerst genannten Grenzabschnitte).
Allen diesen Grenzscheiden ist gemein" sam daß die ur-/ar-Namen auf
derjenigen Seite liegen, die dem mitteleuropäischen Kernraum jener
Namen ferner ist. Das ist doch schwerlich Zufall und bestätigt mir,
daß ihre Zurückdrängung aus dem Osten kam. Ist dies im wesentlichen
richtig, dann war mein Nordwestblock, den ich glaube zu den
Heimatländern des letzten Indogermanischen rechnen zu dürfen, nicht
sehr lange in ihrem Besitz, und er war außerdem von der wichtigen
Borkengrenze durchschnitten. Schon eh ich auf die ur-/ar-Namen und
ihre dortige Grenze aufmerksam wurde, war mir diese Linie dadurch
aufgefallen, daß sich einige andere Namen und Bildungselemente, die
gleichfalls nicht indogermanischer Herkunft verdächtig sind, von
Westen oder Südwesten her an ungefähr dieselbe Grenze halten, und ich
vermutete schon damals, daß dort eine wichtige Grenze
vorindogermanischer Namengebung gelegen habe (Abh. d. Mainzer Ak.
1963, S. 562-68). Selbst eine Verbindung, die entlang der Nordsee zu
verwandten Namen hoch im Norden führte, fing da schon an sich
abzuzeichnen. Aber ich konnte damals auch schon ein paar Beispiele
dafür bringen, daß es auch im Nordostteil des Nordwestblocks nicht
ganz an Namen einer vorindogermanischen Substratsprache fehlt. Das
meiste hiervon wurde dann kurz darauf von der Masse der ur-/ar-Namen
in einem unerwarteten Ausmaß ergänzt und auch, so glaube ich,
bestätigt. Doch darf hier, wenigstens was die Borkengrenze angeht, nur
von den Namen — und dann vielleicht den Sprachen — geredet werden
(vgl. hierzu unten S. 23 f.). Die Vorgeschichte weiß von dieser Grenze
nichts.
Für die Aufgabe, die ich mir hier stellte, hat das jetzt Ausgeführte
vor allem die Bedeutung, daß das letzte Indogermanisch in dem einzigen
Raum, in dem wir Nennenswertes von ihm fassen, auf fremdem Substrat
ruht. Wir dürfen es wohl als sicher nehmen, daß aus ihnen mancherlei
in das Indogermanische, das sich dort durchsetzte, eingegangen ist.
Dies wird, so glaube ich, von einigen lautlichen Erscheinungen
bestätigt, die sein Nachlaß erkennen läßt (vgl. hierzu Kuhn, Festg. f.
L. L. Hammerich, 1962, S. 122 f., = Kl. Schr. I, S. 398 f.,
Gedenkschrift f. W. Foerste, 1970, S. 50 f. und Festschr. f. K.
Bischoff, 1975, S. 7, 19, 21 u. 26). Das Fremde, das schon von früh an
auf vielerlei Wegen ins Indogermanische eingegangen sein muß, wird
hier deshalb noch einmal verstärkt worden sein. Vor allem aber werden
unter den Namengleichungen, mit denen ich versuchen will, einen Anteil
unsres Nordwestens an den Südwanderungen westindogermanischer Gruppen
dazutun und damit dann zu sichern, daß dieser zum Wohngebiet der
letzten Indogermanen gehörte, allerlei nichtindogermanische Bildungen
sein, die von den westwärts dringenden indogermanischen Gruppen
übernommen worden waren. Ihr Zusammenhang mit südeuropäischen Namen
beruht z. T. vielleicht aber auf schon vorindogermanischen
verwandtschaftlichen Beziehungen. Eine weitere Fehlerquelle liegt
darin, daß viele Namen des Nordwestblocks, die da irgendwo in
Südeuropa nahe Verwandte haben, vielleicht auch in den östlicheren,
uns nicht mehr zugänglichen Teilen der mitteleuropäischen Heimat der
westlichen Indogermanen-gruppen bestanden haben und von da in den
Süden gekommen sind. Dies sind Unsicherheitsfaktoren, an denen nur
schwer vorbeizukommen ist. Zu ihnen kommen dann die allgemeinen,
namentlich die zufälligen und meist erst sekundären Ähnlichkeiten -
der ältesten Formen der Namen sind wir ja nur selten sicher -. Ich
rechne daher, wie schon immer, damit, daß mir allerlei falsche
Kombinationen unterlaufen, und ich weiß, daß möglichst viele
Parallelen zusammenkommen müssen, damit falsche, die darunter sind,
keinen nennenswerten Schaden tun. Auf der anderen Seite weiß ich aber
auch, daß es nur kleine Reste des einstigen Bestandes sind, die wir
noch zu fassen bekommen und für Vergleiche verwenden können. Es kommt
hinzu, daß ich nur an ziemlich kleine Teile der noch vorhandenen oder
erreichbaren alten Namen herangekommen bin, und dies auf beiden
Seiten. Es kommt kaum mehr als Stichproben gleich, doch brachten die
meisten von ihnen mehr als ich erwartet hatte.'


Translation follows.


Torsten