> By the way, check out the distribution of 'brain'. A NWBlock loan??
Gotthard Lerchner
Studien zum nordwestgermanischen Wortschatz
'brein n. 'hersenen'
haben nur die nordwestlichen germanischen Dialekte. Es fehlt im Nordischen, Gotischen und Oberdeutschen. Der Beleg bregen 'Hirn' im Mhd.Wb. I, 346 ist Diefenbachs Novum glossarium, 86 entnommen und gehört dem Niederdeutschen. Schmeller I, 352 bringt zwar Bregen n. 'Hirn' aus einem wohl sicher bairischen Mscr. Cgm 592, f. 37 2/4, aber f 5a ist dort bregen ausgestrichen und durch hirn ersetzt, was an sich schon skeptisch stimmt in bezug auf Boden-ständigkeit. Die übrigen oberdeutschen Mundartwörterbücher kennen das Wort nicht. Ausdrücklich als fehlend bezeichnet ist es bei Ochs I, 315 und Lenz, Vgl.Wk 13.
Nächstverwandt ist griech. brekhmós 'Schädel, Stirn, Vorderhaupt', FW 91. Torp 279. WP II, 314. Pokorny 750; es handelt sich also um ein sehr altes Wort. In der Germania bleibt es nachweisbar:
Englisch: brain, auch in verschiedener mundartlicher Anwendung, in Irland, Schottland und England EDD I, 372.
Friesisch: afries. brein n. 'Gehirn' Holthausen Afries. 12; wfries. brein, brijn 'hersenen, verstand' Dijkstra I, 231; nordfries. Helgoland Krogmann 123; Amrum/ Föhr brānj 'Stirn, Gehirn'; Sylt brain, brein, Wiedingharde brä:gne Holthausen I. 265. Mungard 43. Rask 165. Jensen 43.
Niederländisch: mnl. brein n. 'hersenen'; bei Kilian breyne, brijne Holl. cerebrum, wozu de Vooys Ts. 63, 273. Danach ist das Wort, ostmnl. bragen, aus ursprünglich friesischen und sächsischen Gebieten nach Westen vorgedrungen, aber "stellig geen Hollands volkswoord". Mundartlich wird verzeichnet Golderland: bragen n. 'hersens, meest van geslachte dieren gezegd' Gallée 6. Drente: bragen, braogen, bregen 'hersenen' Bergsma 68; Ruinen braagn Sassen § 20f. S. 70. Sonst gilt Typ hersenen, hersens, in Zuid-Limburg hiere n. Jongeneel 26.
Niederrheinisch: breghen. hernen, cerebrum Teuthonista 39; bergisch Bregen m. 'Gehirn' Elberfeld 33. Das RhWb I, 899f. verzeichnet übereinstimmend Brägen aus Geldern, Rees, Elberfeld, Barmen und Essen, Bedeutung 'Hirn, auch Schweinshirn, Ziegenhirn', verächtlich 'Schädel, Kopf.
Niederdeutsch gilt das Wort an der gesamten Küste von Ostfriesland bis Schleswig-Holstein als brägn, bregen ten Doornkaat Koolman I, 217. Matuszak 30 (hier brain,e, bre:ge). Brem.Wb. I, 130. Böning 15. Westermann 17. Hamb.Wb. I, 453. Furcht 5. Schumann 11. Kück I, 216. Mensing I, 511f. (dazu Breen, Brem, Brain, Bedeutung auch 'Adlerfarn'). In Westfalen scheint das Wort nicht recht heimisch zu sein. Woeste-N. hat S. 99 hern n.; bregen bei Strodtmann 306 für Osnabrück, Frederking 18 für Hahlen, als bre:&n bei Böger 146 für Schwalenberg. Die ostfälischen Wörterbücher haben es dagegen in lebendigem Zeugnís: Hohenbostel braegenkasten 'Kopf Fromme 21; brä:gen 'Gehirn', auch 'Kopf bei Deiter 24, 43. Sievers 20. Wrede 49 (neben Brägenwurst). Schambach 31. Sprenger 29, 146. Block 34, 54; im Anschluß hieran das Zeugnis bei Hertel 74 für' Thüringen und pra:m m. 'Gehirn', pra:mkOasten 'Kopf in der Stieger Mundart Liesenberg 130. Zu dem Bild mundartlicher Verbreitung stimmt die umgangssprachliche Anwendung von Bregen als 'Gehirn eines Schlachttieres, namentlich als Speisename gebraucht', das auf die norddeutschen Städte beschränkt ist. Kretschmer S. 148 f. nennt Rostock, Schwerin, Berlin, Lübeck, Kiel, Harburg, Hamburg, Oldenburg, Jever, Leer, Osnabrück, Braunschweig, Lüneburg, Halberstadt, Hadmersleben, Eisleben, nicht aber Münster.
Die Lautgestalt führt auf germ. *bra3na-, FW 91; die ingwäonische Lautentwicklung zu brein gibt Th. Frings, Vom g, von seinen Lautwerten und von germanischen Sprachlandschaften, RhVjbl. 20, 1955, 170ff., insbes. S. 172.
Torsten