Re: Verner-alternating Gmc. nouns

From: tgpedersen
Message: 62294
Date: 2008-12-27

--- In cybalist@yahoogroups.com, Piotr Gasiorowski <gpiotr@...> wrote:
>
> On 2008-12-26 18:27, tgpedersen wrote:
>
> > I dissent. Both have Semitic relatives, as I pointed out, so we
> > can't exclude the possibility of a loan.
>
> Any root found in several branches of IE including Anatolian (and
> both //*h2ent-// and *//k^enk-// meet this criterion) can be
> confidently reconstructed as PIE, no matter what the external
> connections.

No, I'm afraid.

> In particular, a loan from PSem. to PIE would still be a PIE word.

Yes, but such an Ur-loan is not the only possible loan scenario.

> The whole origins question is a red herring anyway. We are
> discussing PGmc., and from the PGmc. perspective items which had
> been in the language for millennia were at least as "native" as
> <street> and <cheese> are in modern English, in terms of their
> morphological behaviour.

That is true if the loan had been a single one from PSem. to PIE, but
what if *k^onk- "noose" (somehow related to *kenk- "gürten, umbinden,
anbinden") is a wanderword having to do with horse training?
Note
*krVng-
*wVng-
*kVng-
are all roots that have to do things circular or jointed.
Similarly you can't exclude the possibility of *xant- being a
wanderword having to do somehow with surveying.


> > A-hem. I think you mean *jéunk-is-on-. Unless you want to set up
> > a new ablaut pattern?
>
> No, it's a pre-VL comparative, but not an IE one. The PIE
> comparative adjective meaning 'younger' was, in all likelihood,
> something like *h2jéw-jo:s (Skt. yavi:yas-, PCelt. *jowju:s). New
> analogical comparatives, based on *h2ju-h3on- (Lat. iu:nior) or
> *h2ju-h3n.-k^o- (Gmc. *juNxizan), are of later origin and don't
> obey the original ablaut rules, which were no longer productive at
> the time.

What I find difficult to believe is that PGmc should have gotten rid
of ablaut (in nouns only) without getting rid of its effect (Verner)
at the same time.

The alternative explanation is that those variants of nouns which show
Verner alternation were loaned at different times from different, but
closely related (IE?) substrate languages during the Germanic
expansion westwards. That scenario has been proposed for place names:
Kuhn, Vor- und frühgermanische Ortsnamen in Norddeutschland und den
Niederlanden:
'Wieder ein anderes, auch sehr wichtiges Ergebnis bringt die
Betrachtung der -nt-Suffixe. Sie sind, anders als -ei und -andr-,
wahrscheinlich rein indogermanisch. -nt- ist bei uns (über -nþ- und
-nð-) zu -nd- geworden, so daß vorgermanische und germanische Formen
meistens gut zu scheiden sind. Das reichste Verwendungsgebiet dieser
Suffixe â€" es sind ursprünglich mehrere, doch sind sie bei uns nicht
mehr zu unterscheiden â€" sind die Gewässernamen. In ihnen kommen sie
wohl in allen indogermanischen Ländern Europas vor. Aber in unserm
Nordwesten, der großen Fundstätte vorgeschichtlicher Namen, fehlen
sie, von den äußersten Rändern abgesehn. Das Innere ist frei. So
fassen wir seine Grenzen hier einmal von außen. Die Formen des
Suffixes jenseits dieser Grenzen aber steuern viel zu der Frage bei,
wie weit das Germanische in sehr früher Zeit, vielleicht sogar vor der
Lautverschiebung, gedrungen war.
Die -nt-Namen der vorgermanischen Form scheinen bei uns im allgemeinen
nordwärts über die Stromgebiete des Mains und der Mosel kaum
hinauszugehn. Doch liegen im Werragebiet, an der Nesse östlich
Eisenachs, die Dörfer Großen- und Wenigen-Lupnitz, alt Lupentia
Lupence u. a., und wenig westlich davon, nah der Werra bei Obersuhl,
ein Gut Liebenz (Libenz). Im Westen hat dann das Maasgebiet von etwa
Huy aufwärts mindestens ein Dutzend solcher Namen, doch wirken davon
nur wenige alt (Warnant, n. Huy, alt Warnanz, Alventium, vielleicht
Les Avins en Condroz, s. Huy, Harton, zu Lonzée, nw. Namur, alt
Harenton, Ermeton, ssw. Namur, alt Ermenton). Auch das Scheldegebiet â€"
nördlich der Sprachgrenze â€" hat einzelne Fälle: Zaventem, ö. Brüssel,
alt Saventa Saventem, und Absentia Absoncia, alter Bachname bei
Maldegem, ö. Brügge (Herent, nw. Löwen, scheint anderer Herkunft).
Dies belgische -nt-Gebiet setzt sich in Frankreich fort. Wenn der
Stammesname Tubantes unser Suffix enthält, dann haben wir einen Fall
noch östlicher, im Rheinland. Es ist jedoch unsicher, und Stammesnamen
wanderten leicht. Ganz unwahrscheinlich ist die Zugehörigkeit von
Drente und Twente (vgl. unten S. 36), unsicher auch die von
Orcuntrura, wie ein Zufluß der linksrheinischen Rur geheißen hat.
Nun das germanische -nd-. Seine alte Form pflegt -und- zu sein â€" in
jüngeren Bildungen -and- -. Skandinavien hat viel davon,
wahrscheinlich in sehr verschiedenen Altersschichten. Mindestens 9
davon haben volle Parallelen unter den -nt-Namen des Südens, in
Norwegen (meist Flußnamen) *Alund, Alfund, Borgund, *Brimund, *Harund
und *Radund (vgl. Alantia, *Albantia, *Brigantia, *Brimantia, *Karanta
und Radantia), in Schweden, außer Borgund, auch Almund und *Wisund
(*Almantia und *Visantia), in Dänemark, außer *Alund, Almund und
Borgund, noch *Malund (Malontum). Der Zusammenhang ist also wohl sicher.
Auf deutschem Boden ist dann der erste -und-Name die Delvenau, rechts
zur Elbe bei Lauenburg, alt Delbende Delvunda, der zweite die Aland,
mit der Tauben Aland, links zur Elbe unterhalb Wittenberges, alt Alend
Alende Allende Aland. Westlich davon, nnö. Celle, liegt das Dorf
Weesen, im 14. Jh. Wesende. Der Name hat zuerst wohl dem Weesener Bach
gehört (zur Örtze). Dicht bei Celle und nah der Aller dann Groß- und
Klein-Hehlen, 1248 Helende und Suthelende; auch Helunde ist bezeugt.
Bei Gifhorn mündet von rechts in die Aller die Ise, alt Isunda u. a.
Dann folgen, nach einem bei Giersleben, ö. Aschersleben, bezeugten,
aber vielleicht slavischen Colende, in Thüringen die Scherkonde, zur
Lossa ö. Sömmerda, zu der mir alte Formen fehlen, und 2 rechte
Zuflüsse der Werra, die Elte (auch Elle Eln), w. Eisenach, mit den
Orten Unter-, Ober- und Eppich-Ellen, alt Alinde Elendi Elnde, und die
Truse, bei Breitungen, mit dem Dorf Trusen, 933 Drusanda. Hier ist die
Verbindung mit dem Gebiet der -nt-Formen erreicht. Lupentia liegt
sogar schon östlicher als Alinde und nördlicher als Drusanda. Aber
auch Hessen scheint noch einige -nd- zu haben. Das erste, Hollende,
wüst bei Treisbach, w. Wetter, alt Hollenlid Holenden Hollinden, kann
jedoch zu got. hulundi "Höhle" gehören, das zweite, Wesende, wüst w.
Frankenau (s. des Eder-sees â€" da noch Wesebach, -berg und -mühle), alt
Wesende Wisende, als *Wisent-aha zu dem Wisent â€" vgl. Wiesenbach, w.
Biedenkopf, alt Wisentbach â€", doch kann es auch gleich Weesen bei
Celle sein. Ein dritter Name ist Langenden, Flurname zu mehreren
Dörfern bei Flieden, s. Fulda, wohl ein Wald- und Bergname (schwerlich
"die langen Enden"). Werraabwärts gehört wohl auch noch Mimende (so
1093 und 1144), an der Oberweser s. Bursfelde (später da in der Myme),
in diesen Zusammenhang, doch ist der Name früher (im 9. Jh.) Mimida
geschrieben. Bis zur Elte und Truse hin sind aber bis auf Colende alle
Namen klar. Von ihnen haben 4 eine Entsprechung in den -nt-Namen des
Südens, Aland und Elte in Alantia, Ise in Isontius und Weesen in
*Visantia, können aber auch germanisch sein (vgl. oben). Die 4
anderen, Delvenau, Hehlen, Scherkonde und Truse, sehen wie germanische
Bildungen aus.
Eine zweite, aber weniger sichere Reihe von -nd-Namen geht an der
Nordsee westwärts. Der erste ist hier Hollinde, bei Hollenstedt, s.
Buxtehude, von dem mir alte Formen fehlen. Es gilt von ihm dasselbe
wie dem hessischen Hollende, aber es kann auch "hohle Linde" sein.
Auffallend ist, daß dort Hollenstedt, Holtorf, Holvede und Hollinde
dicht zusammenliegen, ohne daß etwas zu erkennen ist, das die Namen
zusammenhalten kann. Ein Hoyer Lehnsregister von etwa 1300 nennt
zwischen Namen aus dem Lande rechts der Unterweser ein Worgende, das
unbekannt zu sein scheint. Unsicher ist auch Lesum, Flußlauf und Ort
nw. Bremen. In den alten Schreibungen wechseln â€" neben Liast- Liest-
Lest- Lis- Les- im Stamm â€" im zweiten Gliede oder im Suffix von früh
an -mona (-mene) und -munde (-mende). Dagegen wird die Ochtum, die
gegenüber der Lesum von links in die Weser fließt, in den alten
Quellen nur mit -munde-Formen genannt. Vgl. zu diesen letzten Namen S.
31. Auch die Stadt Wittmund, w. Jever, ist nur als Witmunde Witmund
bezeugt, allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert. Der Name kann von
dem Wittmunder Tief, an dem die Stadt liegt, ausgegangen sein.
"Mündung" kann -mund dort in Friesland nicht sein, das geht auch
sachlich nicht. Daß das Suffix hier, wie auch schon in Ochtum (und
Lesum), nicht -und-, sondern -mund- zu sein scheint, darf uns nicht
stören, ebenso wenig das erhaltene u. Das erste scheint es auch in
Norwegen zu geben und hat Parallelen im südlichen. Europa, und die
Erhaltung des u ist nach dem Labial m verständlich. Vielleicht gehört
das m dieser Namen aber zum Stamm. Es gab im Mittelniederdeutschen,
gerade im Bremischen, ein ochtum ochtem "der kleine Zehnte", und im
Altfriesischen witma wetma "Wittum, Brautgabe". Anderswo hat dies Wort
die Dotierung der Kirchen bezeichnet. Der kirchliche Gebrauch dieser
Wörter ist natürlich sekundär. Vielleicht sind mit Ochtmunde und
Witmunde einmal Flüsse als die Spender oder dgl. benannt. Vgl. aber
auch den ostenglischen Flußnamen Witham (alt Widme).
Auch das einst friesische Holland hat 2 Namen auf -mund, Egmond, bei
Alkmaar, Nordholland, alt Ekmunde Egmunda und dgl., und Warmond, n.
Leiden, Südholland, alt Warmunde, aber auch Warmelde, beide als
Personennamen erklärt, doch beide mit weit verstreuten Verwandten. Die
Antike hat, als Ortsnamen verschiedener Art, Akamas Akamantion
Akamantis Akuminkon (Acimin-cum) Akmonia, der letzte wohl zu idg.
*akm- "Stein", während Warmond, wenn es nicht unser warm enthält, zu
dem schon genannten Namenstamm *War- gehören kann. Venetien hatte
einen Fluß Varamus. Vgl. auch den See Vermunden in Ostnorwegen. Auch
in diesen beiden Namen kann also m zum Stamm gehören, doch ist es
wahrscheinlicher, daß -mund- in Friesland -und- verdrängt hat. In den
Niederlanden ist weiterhin in der Frühzeit ein Sulvenda Sulmonda
genannt, anscheinend = Zilven, zu Loenen, w. Zutphen, dazu Marandi,
wahrscheinlich im Stift Utrecht, und schließlich ein Wercunden
Werkynde, angeblich Werkhoven, sö. Utrecht, das jedoch im 9.
Jahrhundert als Werken bezeugt sein soll. Es kann wohl auch mit dem
einstigen Flußnamen Werken, s. der Waal, zufrühst Werchinna (an ihm
der Ort Werkendam) zusammenhängen. Denselben Namen hat (nach einer
Auskunft von M. Gysseling) Werken ö. Diksmuide, Westflandern, gehabt
(830 Werecundia). Damit ist im Westen ebenso wie im Süden der Anschluß
der -nd-Namen an die unverschobenen -nt- erreicht.'


I hope people can make somewhat senses of it. If not, I'll translate.


Torsten