Re: Sandomierz

From: tgpedersen
Message: 61560
Date: 2008-11-12

--- In cybalist@yahoogroups.com, george knysh <gknysh@...> wrote:
>
>
> --- Piotr Gasiorowski <gpiotr@...> wrote:
>
> > On 2008-05-29 10:49, tgpedersen wrote:
> >
> > > What is the connection between the name of the river San and
> > > the town of Sandomierz near its confluence with Vistula?
> > > I was wondering whether that river name might once have been
> > > something with *sand-, because
> > > 1) the word for "sand" behaves very strange in various IE
> > > languages
> http://tech.groups.yahoo.com/group/cybalist/message/39637
> > > 2) perhaps the Old European/Venetic suffix *-Vnt-
> > > is involved too.
> >
> > The modern spelling of the town name is folk-etymological (as if
> > from "San domierza" 'San joins [the Vistula]'). The name is
> > actually a possessive form of the once popular personal name
> > <Se,domir> (*soNdo-mirU), like Kazimierz <-- Kazimir, etc. In
> > Old Polish (and still dialectally) <e,> = [aN], hence Latinised
> > <Sandomiria>. The first element is *soNdU 'judgement'.
> >
> > Piotr
>
> ****GK: Exactly. And it became denasalized as "Sudomyr(+yer)" in
> Old Ukrainian renditions (where "Sud, Sud(+yer)"=
> judgement,trial". Cf. a note on a document of 1361 "a pysana
> g(h)ramota ou Sudomyry ou den(yer) Svyatog(h)o YakuBa" (Slovnyk
> staroukrajins'koji movy 14-16 st., II, p.399,col. 2,
> Kyiv: Naukova Dumka, 1978).****




'h. San
Der mit seinem Oberlauf im Zentrum des urslavischen Gebietes liegende
San trägt einen Namen, der aus dem Slavischen nicht erklärt werden
kann. Eine Deutung dieses Namens erscheint möglich, wenn man die
ukrainische Variante dieses Namens, die schon früh belegt ist, stärker
berücksichtigt, als dies bisher geschehen ist. Die ältesten Belege
verzeichnet J. Rieger 146: 1007 vU Sanu, vozle^ SanU, v sjanu, sjana,
1152 na SanU, re^ku SanU, A Sanovi, nad SanomU, po sjanu, do Sjanu,
1249 re^ky Sjanu, re^ce^ Sjanu, 1287 sjana, 1676 San, 1375 San, 1377 Szan.
Bisherige Deutungen operieren im allgemeinen mit einem Ansatz *San-
oder *Se^n-. Letzterer ist jedoch kaum möglich, da dann im
Ukrainischen, wie J. Rieger mit Recht betont, *Sin zu erwarten wäre.
Für die ukraininche Form Sjan bietet sich demnach als Vorform nur ein
*Se,n- an, ausgehend von diesem - bis heute nicht in Betracht
gezogenen - Ansatz läßt sich eine Deutung des schwierigen Namens wohl
eher erreichen. Ein urslavischer Ansatz *Se,n- setzt voraus, daß ein
weiterer Konsonant geschwunden ist beziehungsweise mit einem
(vorderen) Vokal zusammen den Nasalvokal -e,- gebildet hat. Die
Durchsicht nach Wurzeln oder Appellativa, die hier in Frage kommen
könnten, weist auf altindisch sindhu- 'Fluß', allerdings hätte dies im
Slavischen *se,d- ergeben müssen. So wird man nach einer anderen
Variante des altindischen Anschlusses suchen müssen. Sie findet sich
in europäischen Gewässernamen (Sinn, Shin, Shannon, sieh W.
Nicolaisen, BNF 8 (1957) 511 f., W. P. Schmid, Alteuropäisch und
Indogermanisch 255) und darf wohl als *sindhna:- angesetzt werden.
Transponiert man diesen Ansatz mit Genuswechsel in das Slavische, so
würde sich folgende Entwicklung ergeben: *sindhnos >*sIndnU'> *se,-dnU
> *se,nU > Sjan. Die eine Variante des Gewässernamens wäre damit
lösbar, es bleibt die Frage, ob auch die San-Lautung mit Hilfe des
Ansatzes *sindhnos erklärt werden kann. Möglich ist dieses, wenn man
folgende Überlegungen akzeptiert: urslavisch *sIndnU führte bei einer
ebenfalls denkbaren Möglichkeit zunächst nicht zu der Entwicklung
eines Nasalvokals, sondern durch vorherige Assimilation der
Konsonantengruppe *-nd- > -nn- > *sIn(n)U. In Dialekten des San -
Gebietes nun ist ein Wandel eines Halbvokals zu -a- (nicht wie sonst
üblich zu -e-) häufiger und anscheinend schon in vorhistorischer Zeit
vor sich gegangen. Dafür spricht der Name des Tanew, der in allen
Belegen (sieh J. Rieger 167) nur -a- aufweist und keinerlei Hinweise
auf die sonst übliche west- oder ostslavische Entwicklung gibt.
Ähnliches findet sich auch im Namen des Branew, der im Rahmen dieser
Arbeit bei der Behandlung der südslavischen Appellativa in
nordslavischen Nomen schon diskutiert worden ist. J. Rieger 86
verzeichnet weitere Fälle, in denen ein Wechsel von -e- und -a- im
Namenmaterial des San - Gebietes begegnet, ebenso auf S. 28. In diese
Gruppe von Namen könnte sich auch der Name (beziehungsweise die eine
Variante des) San einreihen lassen.
Die hier vorgeschlagene Etymologie bietet - gegenüber den bisher
unternommenen - einige Vorteile:
a. sie findet einen Anschluß an ein Wasserwort indogermanischer Herkunft,
b. sie erfordert denselben Ansatz wie die europäischen Gewässernamen
Sinn, Shin, Shannon (mit Genuswechsel),
c. sie erlaubt es, die beiden Varianten des Namens in Beziehung
zueinander zu sehen und miteinander unter einem Ansatz zu vereinigen,
4. sie erhöht die Anzahl derjenigen Namen, wo ostindogermanische
Appellativa in europäischen Gewässernamen vorzuliegen scheinen.'

If *sindhno- > San, then Sando-mierz get a logical explanation too.
Note that Udolph is having problems with an -e-/-a- alternation here too.


Torsten