--- In
cybalist@yahoogroups.com, george knysh <gknysh@...> wrote:
>
>
> --- tgpedersen <tgpedersen@...> wrote:
>
> > Translation
> >
> > > Rolf Hachmann
> > > Germanen und Kelten am Rhein in der Zeit um Christi Geburt,
> > > p. 36
> > > in
> > > Rolf Hachmann, Georg Kossack, Hans Kuhn
> > > Völker zwischen Germanen und Kelten
> > > Schriftquellen, Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des
> > > nördlichen Westdeutschlands um Christi Geburt
> > >
> > "
> > If we extract the totality of all these phenomena we get the
> > following picture: The area east of the Rhine limited by the Lippe
> > river to the North and by the upper Leine valley to the East is in
> > the essential a part of the late Latène culture which reaches from
> > England and France in the West to southern Poland and Hungary in
> > the East. It is connected very closely to the core area of this
> > culture, although not completely identical to it in every detail.
> > The existence of abundant amounts of handmade ware beside potter's
> > wheel made ware presents just as many local peculiarities as the
> > funeral custom, which has had the effect that here in the North
> > numerous grave finds are present, whereas hardly any graves are
> > known in the core area of the Latène culture. These and other
> > particular phenomena characterize the area between the Rhine and
> > the Leine valleys as a "barbarian peripheral area" of the Latène
> > culture in certain respects, clearly separate from it and yet part
> > of it ... .
> >
> > In no way are we dealing here with a cultural area superficially
> > assimilated by having taken over a few cultural markers.
> > /etc. cut foreconomy/
>
> ****GK: Torsten, could you check Hachmann in this
> context and see if here (or somewhere similar) he is
> criticizing the earlier work of N. Schumacher? The
> latter had contended that in La Tene III(=post-100BCE)
> the villages "North of the Main" were "Germanic"
> though "imitative" of the Celtic La Tene.****
>
He does refer to a Karl Schumacher. It looks like he could be the guy
you're looking for; p. 12-14
"
Es sind bald 70 Jahre vergangen, seitdem sich die Vor- und
Frühgeschichtsforschung an der systematischen und wissenschaftlichen
Erforschung der Geschichte der Germanen zu beteiligen begann. Der
Anstoß dazu ging von Berlin aus. Hier hatte der Ostpreuße Gustaf
Kossinna Anfang der neunziger Jahre Gesichtspunkte für die Klärung
ethnographischer Probleme in der Frühzeit entwickelt, die, wenn auch
nicht gänzlich ohne Vorläufer, in der Tat neuartig waren. Im Jahre
1895 trat er damit an die Öffentlichkeit8. Er behandelte die
vorgeschichtliche Ausbreitung der Germanen; ein Thema, auf das er
später immer wieder zurückkam9. Er ging dabei von den literarischen
Überlieferungen der Antike über die Wohnsitze der Germanen aus und
meinte, die archäologischen Funde des so beschriebenen Siedlungsraums
auch als germanisch bezeichnen zu dürfen. Die Herkunft der Germanen
glaubte er klären zu können, indem er den seiner Ansicht nach sicher
germanischen Fundstoff auf seine Vorformen hin untersuchte; in den
frühesten sah er die älteste Kultur der Germanen und in deren
Verbreitungsgebiet ihre ursprünglichen Wohnsitze10. Auf solche Weise
schien es ihm möglich, eine Geschichte der frühen Germanen zu
entwerfen. Dasselbe Verfahren mußte auch für nichtgermanische Völker,
etwa die Kelten11, Brauchbares ergeben. Schon Kossinna selbst zog die
Kelten flüchtig in seine Betrachtungen ein, und es dauerte nicht allzu
lange, bis seine speziell an der Geschichte der Germanen entwickelten
Gedanken von anderen auch auf nichtgermanische Völker angewandt
wurden. In den Rheinlanden fand Kossinna besonders lebhaftes Echo bei
Karl Schumacher. In verschiedenen Schriften versuchte dieser, ein Bild
von der Geschichte der Kelten zu zeichnen12. Die Ergebnisse seiner
Arbeiten schienen die Nachrichten des Altertums weithin zu bestätigen,
und so wurden sie allgemein anerkannt13.
Kossinna und seine Schule fanden außer spontanem Beifall aber auch
entschiedene Ablehnung14. Kritik richtete sich zunächst hauptsächlich
gegen einzelne offensichtliche Irrtümer und kam auf solchem Wege
schließlich zur Verdammung der ganzen Methode. Allerdings war sich
nicht jeder Kritiker bewußt, daß er im Grunde mit denselben Methoden
wie Kossinna arbeitete. Das gilt wohl auch für den geistvollsten und
mutigsten unter ihnen, Kossinnas Schüler Ernst Wahle15, der den
umfassenden Versuch machte, einige von den Hauptthesen seines Lehrers
zu widerlegen. Er versuchte den Beweis, daß ein Bevölkerungswechsel
eintreten könne, ohne daß die Bodenfunde dies anzeigen, und vertrat
die Ansicht, daß unter Umständen ein Kulturwandel, ja ein Bruch in der
Kulturentwicklung sich habe vollziehen können, ohne daß daraus
zwingend auf einen Bevölkerungswechsel zu schließen sei. Auf Grund
solcher Ansichten glaubte Wahle folgern zu dürfen, die Lösung der von
ihm untersuchten Fragen sei nur im Gegensatz zur Methode Kossinnas zu
gewinnen. Sie ergäbe sich in der Regel überhaupt nicht aus dem
archäologischen Sachverhalt, sondern nur mit Hilfe der literarischen
Quellen16.
Wahles Untersuchungen fanden trotzdem - hauptsächlich unmittelbar nach
dem zweiten Weltkriege - ein lebhaftes Echo. Besonders die
historischen Nachbardisziplinen nahmen interessiert zur Kenntnis, daß
die Quellen und die Methoden der Vorgeschichtsforschung anscheinend
nicht ausreichen, um echte historische Beiträge zu liefern. Es wurde
geradezu Mode, mit Wahle zu argumentieren. Auch innerhalb der
Vorgeschichtsforschung selbst wurden durchweg die scheinbar
erforderlichen Folgerungen gezogen: Resigniert wandte man sich wieder
stärker den Sachaltertümern zu und zog antiquarische
Betrachtungsweisen vor. Der Bereich der ethnischen Deutung blieb den
offenbar Unbelehrbaren überlassen.
Es wurde deswegen kaum beachtet, daß neben Wahle die Kritik an
Kossinna teilweise andere Wege ging. Etwa zur gleichen Zeit wie Wahle,
doch ohne Kenntnis seiner Schrift und in entschiedenem Gegensatz zu
ihr, wagte Heinz Behaghel, Neffe des bekannten Germanisten, "die
Behauptung, daß die philologische Quellendeutelei in der Hauptsache
die Schuld daran trage, wenn die eisenzeitliche Forschung in
Westdeutschland heute noch an der gleichen Stelle stehe wie vor 30
Jahren." In bewußter Abkehr von den bisherigen Gepflogenheiten ließ
er, um einen Ausweg aus den bisherigen Interpretationsschwierigkeiten
zu finden, die archäologischen vor den literarischen Urkunden
sprechen. Er kam dabei zum Ergebnis, daß es außer den "Kossinnaschen
Germanen" - wie er sie nannte - auch andere gegeben haben müsse, die
diesen durchaus blutsfremd gewesen seien, dennoch den Namen "Germanen"
mit demselben Recht getragen hätten17. Damit war erstmals ein Dogma
preisgegeben, von dem sich Kossinna - seine geistige Heimat bei der
Germanistik macht das verständlich - nicht trennen konnte, und auch
Wahle nicht. H. Behaghels Gedanken fanden indes kein Echo, und ihm
selbst blieb nicht mehr die Zeit, seine Gedanken zu vertiefen und
auszuweiten und die Schlußfolgerungen in alle Richtungen hin zu
durchdenken, denn er fiel Ende des letzten Krieges.
Ähnlich wie H. Behaghel löste sich auch H. Schönberger von der seit
Kossinna gültigen Annahme einer Prävalenz der literarischen Quellen
der Antike. Er stellte in Verbindung mit einer Bearbeitung der
Spätlatènezeit in der Wetterau fest, daß dies Gebiet bereits seit dem
4. vorchristlichen Jahrhundert zum keltischen Kulturbereich gehörte,
daß ein Großteil der Keramik der Spätlatènezeit sich aus älteren
einheimischen Formen entwickelte und daß man es deswegen in dieser
Zeit auch mit einer keltischen Bevölkerung zu tun haben müsse18. Das
Germanentum der Ubier oder der Mattiaker, die doch mindestens
teilweise die Bevölkerung dieses Raumes bildeten, stand in diesem
Zusammenhang allerdings nicht zur Diskussion; ja die Namen dieser
Stämme wurden gar nicht erst erwähnt. Auf solche Weise fand das
archäologische Material zwar eine glatte Interpretation, doch wurde
der Widerspruch zwischen dem archäologischen Sachverhalt und den
literarischen Überlieferungen dabei keineswegs geklärt. Auf andere
Weise verließ O. Uenze die alten Denkgeleise. Er stellte fest, die
Nordhessische Gruppe der frühen Latènezeit könne weder mit Sicherheit
als keltisch noch als germanisch angesprochen werden. Es sei eine
Stammesgruppe lokalen Gepräges19. Damit deutete er an, daß das von der
Sprachwissenschaft gelieferte Schema den wirklichen Verhältnissen
nicht immer entspricht, fand indes noch nicht die hier nächstliegende
Deutung.
Ein grundsätzliches Problem schnitt R. von Uslar an. Er fragte, wie
weit der Bedeutungsgehalt von Stamm, Sprache und archäologischer
Fundgruppe identisch sein könnte, meinte dann, es bestünden zwischen
diesen verschiedenen Komplexen nicht immer unmittelbare Beziehungen,
und hob hervor, daß die Formenkreise der Bodenfunde ein sehr viel
beharrenderes Element seien als die oft kurzlebigen Staatenbildungen
und die vielfach unbeständigen Stämme20. Er wies ferner auf die recht
verschiedenen Meinungen über die Entstehung der germanischen Sprachen
hin. Viele Probleme seien bislang nicht einheitlich beantwortet, aber
offensichtlich teilweise überhaupt nicht beantwortbar.
In der jüngsten Vergangenheit lassen sich also mancherlei
verschiedenartige Ansätze erkennen, die einerseits eine Loslösung von
Kossinnas Dogmen anstrebten und andererseits dennoch nicht dem Denken
Wahles verfielen. In die verschiedensten Richtungen wurden tastende
Schritte unternommen. Zu einer vollständigen Revision der Anschauungen
konnte es aber noch nicht kommen; eine solche ist aber unbedingt
notwendig. Um einen brauchbaren Ansatz zu einer Kritik an der
bisherigen Forschung und damit zu einem Neubeginn zu finden, ist ein
Blick auf die Geschichte der Frühgeschichtsforschung und auf die
besondere Stellung nötig, die Kossinna in ihr einnimmt. Fast nebenbei
beantworten sich dabei die Fragen, um die es hier geht.
...
8 Vortrag in Kassel. - Veröffentlicht in: Zeitschr. d. Ver. f.
Volkskde. 6, 1896, 1 ff. 9 Vgl. die Bibliographie G. Kossinnas in:
Mannus 10, 1918, VIII ff.
10 G. Kossinna, Die Herkunft der Germanen (1911) 2 ff. - Auf Kossinnas
Gedanken gehen E. Blumes Ausführungen zurück: Die germanischen Stämme
und die Kulturen zwischen Oder und Passarge 1 (1912) 1 ff.
11 Vgl. G. Kossinna, Korrespondenzbl. d. dt. Ges. f. Anthr. 38, 1907,
57 ff.
12 K. Schumacher, Prähist. Zeitschr. 6, 1914, 230 ff.; ders.,
Siedlungs- und Kulturgeschichte der Rheinlande 1 (1921) 120 ff.
13 Vgl. dazu: G. Behrens, Germanische Denkmäler der Frühzeit 1.
Denkmäler des Vangionengebiets (1923); ders., 52. Tagung d. Ges. f.
Anthr., Ethnol. u. Urgesch. Speyer 1934 (1935) 26 ff.
14 Vgl. Kossinnas Polemik gegen Ed. Meyer, O. Schrader u. M. Hoernes
in: Die Herkunft der Germanen (1911) 4 ff. - Vgl. ferner: K. H.
Jacob-Friesen, Grundfragen der Urgeschichtsforschung (1928) 137 ff.;
H. Zeiss, Germania 14, 1930, 11 ff.; ders., Prähist. Zeitschr. 22,
1931, 240 ff.
15 E. Wahle, Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher
Kulturprovinzen. Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis I.
Sitzungsber. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-Hist. Kl. 1940/41
(1941).
16 Erste kritische Bemerkungen zu Wahle durch den Kossinna-Schüler M.
Jahn in: Nachrichtenblatt 17, 1941, 73 ff. - Ausführlicher: ders., Die
Abgrenzung von Kultur-gruppen und Völkern in der Vorgeschichte, Ber.
über d. Verhandl. d. Sächsischen Akad. d. Wiss. Phil.-Hist. Kl. 99, 3
(1952).
17 H. Behaghel, Die Eisenzeit im Raum des Rechtsrheinischen
Schiefergebirges (1949) 132.
18 H. Schönberger, Saalburg-Jahrb. 11, 1952, 71.
19 O. Uenze, Vorgesch. der hessischen Senke (1953) 26.
20 R. von Uslar, Hist. Jahrb. 71, 1952, 33 f.
"
I'll be back with a translation.
Torsten