Re: Germanic KW (was: *pYerkW+)

From: tgpedersen
Message: 48732
Date: 2007-05-27

> I understand. When I first began my reconstruction
> I hoped I could find regular rules to explain all the
> KW>P changes. However, nothing worked well enough and
> I couldn't come to any conclusion but KW>P being
> sporadic, varying with position and the type of KW,
> and possibly ending prematurely in some languages due
> to kW>k(w), etc.

from G. Lerchner, Studien zum norwestgermanischen Wortschatz
"
kruipen stv.
mit -p-, Labialerweiterung der Wurzel idg. *greu-, stellt gegen Typ
kriechen,
mit -k-, Gutturalerweiterung der gleichen Wurzel, Pokorny 389.
kriechen ist althochdeutsch-oberdeutsch, „in allen anderen mundarten
nimmt die wurzel den auslaut aus den lippenlauten", DWb V, 2206, d.h.:
den oberdeutschen -k-Formen stehen nordwestliche -p-Formen gegenüber:
anord. krjúpa, dän. krybe, schwed. krypa;
ags. crêopan, engl. to creep;
afries. kriâpa, neufries. u. a. krîûp; andfrk. criepan;
ablautend dazu engl. to crope;
mnl. crûpen, nnl. kruipen, kroepen im Gesamtgebiet;
rheinisch (Teuth.) crupen 'serpere',
Typ kraufen heute nördlich einer Linie etwa Monschau-Schieiden-Ahr-
Altenkirchenbergische Südgrenze, im Rhein- und Moselfränkischen Typ
kriechen; Siegerland kruffen; „ob das nicht am Rhein weiter aufwärts
. . . griff?", DWb V, 2206;
krûfen im Mitteldeutschen mittelhochdeutscher Zeit,
kruffen, krufen, kraufen, kroffen, kröffen noch im Hessischen;
Typ krûpen im gesamten Niederdeutschen.

Die grobe Verteilung der Typen bleibt aber nicht ohne formale Spuren
jenseits der gezogenen Grenzen, wenn auch die Bedeutung abweicht:
einerseits
norw. dial. kruka 'sich nieder hucken',
krjuka stv. 'sich zusammenziehen, kriechen',
mengl. crouchen, engl. to crouch 'sich niederbücken', im weiteren
nl. kruk 'rundrückig'
und die Sippen
nl. kreuk, mnd. kroke 'Falte, Runzel', und Krücke; — andererseits
ahd. einmal krifut 'serpit', Graff IV, 598,
das aber für krisit verdächtig ist,
ebenfalls einmal chriuanti 'reptans (manibus)', Glossen zur Bibel aus
einem Reichenauer Codex zu Carlsruhe, 8. Jh., Graff a. a. O.;
in den cimbrischen Gemeinden kruppen 'kriechen', Schmeller Cimb. 139,
obd. dial. krüpfen 'sich krümmen',
vielleicht auch Oberpfalz krieffen (kroff, gekroffen),
daneben grieffen 'greifen, mit den Klauen fassen' Schmeller I, 1364;
Schweiz, chräflen, chräblen 'kriechen, krabbeln',
tirol. kreffen gehören aber zu krabbe(l)n 'kratzen, krabbeln', SwI
III, 778ff. 788. Jutz II, 176. DWb a. a. O.
Die nächste etymologische Verwandtschaft, wozu man noch Krüppel
vergleiche, zeigt demnach, daß sich die Wurzelerweiterungen -p- und
-k- grundsätzlich durchaus nicht in den geographischen Grenzen halten,
die die Verben kriechen : kruipen absteckten, ja daß auch in seinem
Bereich Überschreitungen vorkommen, deren Zeugniswert allerdings nicht
immer sicher zu beurteilen ist. Immerhin, die heutigen Verhältnisse
der Abgrenzung und die überschaubarer, belegter früherer Zeitstufen
sind gewiß das Ergebnis einer Auswahl aus zwei alten Möglichkeiten.
Bei dem anschließenden Ausgleich, der die eine oder andere zum Siege
führte, und das ist für uns entscheidend, ging das Oberdeutsche für
sich mit der Entscheidung für Typ kriechen gegen den Nordwesten mit
Typ kruipen. Die Konsequenz dieser Entscheidung läßt den Schluß zu,
daß diese in den Grundzügen in voreinzelsprachlicher Zeit wenigstens
angelegt gewesen sein muß.
"

(Long quotes are real easy with an OCR-program, translation is still
hard; if someone wants me to, I'll translate the pertinent part)

So, since kriechen/creep must be a verb from the substrate it should
reflect the distribution in that of kW > p (approximately).


Torsten