Sharp

From: tgpedersen
Message: 62531
Date: 2009-01-20

H. Kuhn, Scharf
'Es scheint, als gebe die Herkunft und Bedeutungsentwicklung unseres
scharf uns keine Frage auf. Es ist, in der heutigen Hauptbedeutung,
schon althochdeutsch und altsächsisch und auch englisch und nordisch,
hat einen Verwandten in ahd. scurpfen scurfen "aufschneiden,
ausweiden" und eine unmittelbare Entsprechung in lett. skarbs "scharf"
und kann mit einem kelt. *kerb- "schneiden" zusammenhängen, das von
germ. *kerb- "schneiden, ritzen" (ags. ceorfan, afries. kerva usw.,
nhd. kerben), das wohl eins der unverschobenen Substratwörter ist,
auch für eine weitere indogermanische Mundart gesichert zu werden
scheint. Auch ags. scearfian und mhd. scharben scherben schirben "in
Stücke schneiden" gehören wohl hinzu und auf die Seite der Substrate
(vgl. unten). Sieht man jedoch genauer zu, so stellen sich schnell
Bedenken ein.
Es ist eindeutig, daß d a s altgermanische Wort für "scharf" nicht
skarp- war, sondern hwat- hwass-. Im Gotischen ist allein hwass-
bezeugt (das Adverb hvassaba und die Ableitung hvassei), allerdings
nur in übertragenem Gebrauch. Im Altnordischen ist hvass "scharf" der
alten Dichtung geläufig, ebenso hvetia und hvessa "schärfen, wetzen" —
hwat- hat sich, wie auch im Westgermanischen, fast ganz auf
übertragene Verwendung zurückgezogen —, während skarpr in unsrer
Bedeutung erst im 12. Jahrhundert greifbar wird, in anderen dagegen
schon wesentlich früher (vgl. unten). Auch im Althochdeutschen sind
(h)uuass "scharf" und (h)uuezzen "wetzen" von früh an da — *(h)uuazz
und *(h)uuessen fehlen —, während skarpf skarf vor dem 10. Jahrhundert
nicht bezeugt ist. Neben diesen Wörtern stehen hier, auch schon von
den ältesten Quellen an, sarpf und sarf, vermeintlich aus skarpf skarf
entstanden (Ahd. Gramm.8 § 146 Anm. 4). Dieser -k-Verlust ist jedoch
ohne Parallele — das ähnliche sal "soll" statt skal, auf das man sich
stützt, ist jünger und das Wort meist tonschwach, im Gutnischen ist
skal sogar zu al gekürzt —. Sarpf sarf gehört viel eher zur Sippe von
straff und weiter von sterben und starr. Es hat auch wohl "rauh, hart"
und "bitter" und nicht "scharf" bedeutet. In den ältesten Glossen
übersetzt es acer, acerbus, agilis, asper und dirus. Otfrid gebraucht
es im Gegensatz zu "schlicht" und "süß" (I 23, 25; III 17, 34),
während er die Schärfe der Waffen mit uuass bezeichnet (I 1, 84; 15,
45; IV 13, 44; V 1, 16; dazu uuezzan vom Schärfen der Axt, I 23, 51).
Im Alt- und Angelsächsischen und auch Altfränkischen dagegen ist
skarp- von früh an vorhanden und hat da, im Gegensatz zum Norden,
gleich auch die heutige Bedeutung. Der Heliand sagt es vom Schwert
(4884, 4982 — ebenso die altniederfränkischen Psalmen) und von Nägeln
(5536), Heliand (3089) und Genesis (143) von Schneiden. Hierzu gehört
gewiß auch das unklare uua:pnes eggiun, scarpun scu:run (Hel. 5135f.),
das zugleich das scarpe:n scu:rim des Hildebrandslieds (64) auf die
norddeutsche Seite weist. In England nennt schon der Beowulf einen
Sachs biter and beaduscearp (2704), und der Vespasianische Psalter des
9. Jahrhunderts braucht scearp "scharf" und scerpen "schärfen".
Dagegen sind alts. huass und ags. hwæss nur noch vereinzelt belegt und
heißen da "rauh, gezackt" (Wadstein 90, 15f. und 98, 30, Crist 1444).
Nur ags. hwettan "wetzen" zeugt hier noch von dem älteren Zustand, so
wie es heute noch engl. whet, ndl. wetten und hd. wetzen tun.
Das Gesagte ergibt, daß skarp- als "scharf", anders als hwat- hwass-,
zunächst nur der norddeutsch-englischen Gruppe des Germanischen
angehört hat. Es ist aber auch sehr unwahrscheinlich, daß dies die
ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist. Es ist nur ein sehr kleiner
und auch entfernter Teil seiner vielen möglichen Verwandten, der dafür
spricht, und selbst von diesen Wörtern, die am Anfang genannt sind,
können die meisten auch "rauh" oder Ähnliches als Ausgang nahelegen —
so daß ahd. sarpf sarf seiner Bedeutung halber nicht von ihm getrennt
zu werden braucht —. Noch mehr tun das einige der formell viel näher
liegenden Bildungen, wie mhd. schrapfen, schraffen und schreffen
"kratzen, schröpfen" mitsamt ags. screpan und scrapian, nd. skrapen
skrappen "kratzen, schaben, scharren, schrappen" usw., dazu auch
gleichbedeutend mhd. schreven, und dann balt.-slav. skreb-
skrab-"schaben, kratzen".
Aber diese Fährte ist offenbar falsch. Die richtige wird uns von den
nordischen Sprachen gezeigt. In ihnen ist, wie schon erwähnt, skarp-
ebenfalls sehr alt, jedoch in andern Bedeutungen als bei uns. Zeitlich
an der Spitze steht hier ein Gebrauch vom Erdboden. Altn. skarpr heißt
da "hart, trocken, steinig, unfruchtbar". Dies ist im alten Schrifttum
zwar nur ganz vereinzelt bezeugt, lebt aber in allen heutigen Sprachen
fort, und die norwegischen Hofnamen *Skarp-vin, in einer der ältesten
Gruppen nordischer Namen, sichern es schon für eine vorgeschichtliche
Zeit (Valter Jansson, Nordiska vin-namn, Lund 1951, 425f.). Sie sind
die ältesten Zeugnisse für germ. skarp- überhaupt. Norwegen hat noch
viele andere Namen aus sehr verschiedenen Schichten, die unser Wort
enthalten, und ebenso Schweden. Schon Snorri Sturluson nennt eine
Insel Skarpa nahe Bergen. Auch Dänemark und Island haben einige solche
Bildungen. Die Ableitung *Skerpingr ist als Ortsname sowohl norwegisch
und schwedisch wie dänisch.
Die meisten andern Verwendungen von altn. skarpr, die wir kennen,
stehn dieser ersten nah. Es wird vom Fisch gesagt, der durch Trocknen
gehärtet ist (skarpr fiskr, sko,rp skreið), und auch von anderem, das
eingetrocknet und hart geworden ist. Hierher gehören schon zwei
wichtige Eddastellen. Die erste ist Hávamál 134: opt ór sko,rpom belg
skilin ord koma "oft kommen verständige Worte aus einem
eingetrockneten Balg" (die Rede ist von alten Leuten). Zweitens
Lokasenna 62: skarpar álar þótto þér Skrýmis vera "Skrymirs Riemen
schienen dir hart zu sein". Thor konnte die Riemen, mit denen Skrymirs
Ranzen verknotet war, nicht lösen, weil sie, wie es ungegerbter Haut
zu gehen pflegt, eingetrocknet und dabei steinhart geworden waren
(vgl. in der Prosa skarpr skinnstakkr "hart gewordener Pelzmantel").
Daher auch Hárbardzlióð 35 Emkat ek sá hælbítr sem húðskór forn á vár
"Ich bin kein solcher Fersenbeißer wie ein alter Hautschuh im
Frühjahr" (der den ganzen Winter über ungebraucht gelegen hat). Diese
Stellen erklären auch das altschwedische skó skærpti at fóti "der
Schuh schärfte an den Fuß", d. h. er drückte ihn (als Bild dafür, daß
der Mann in der Klemme saß, Västmannalag). Das Drücken und Scheuern
eingetrockneter Schuhe alter Art hat mich in Island noch oft gequält.
Auch diese Verwendung unseres Wortes lebt bis heute fort. Auf Island
gibt es noch skarpur fiskur und skarpt kjöt, in Norwegen skjerpefisk
und skarp-œta, auf den Färöern skerpikjøt, alles von getrocknetem
Fisch oder Fleisch, in Schweden skarpt bröd als Namen des Knäckebrots.
Dazu das Verbum skerpa (usw.) vom Trocknen an der Luft. Von hier ist
es dann kurz bis zur allgemeineren Bedeutung "rauh, hart". So heißt
Thors Waffe schon um 900 bei einem Skalden (Haustlo,ng 18) skarpr
hamarr. Da es ein Hammer ist, keine Axt, kann der Sinn nicht "scharf"
sein. Auch dies gibt es immer noch. Molbech nennt Huden er skarp som
et Rivejern "die Haut ist hart und rauh wie ein Reibeisen" (Dansk
Ordbog 2, 739). Auch übertragener Gebrauch von Menschen und ihrem
Handeln hat sich hier angeschlossen. Njals Schwiegervater und einer
seiner Söhne heißen in seiner Saga Skarp-Heðinn. Doch kann dies auch
zum Folgenden gehören. Im Gróttaso,ngr (20) sagt eine der Riesinnen:
to,kom á mo,ndli, mær, skarpara "fassen wir den Griff (der Mühle),
Mädchen, fester an!" und ein Skalde sagt um 1030 skióta skarpt
"kräftig schießen".
Eine weitere Bedeutung von altn. skarpr, leicht aus "eingetrocknet"
entwickelt, ist "abgemagert, hager". Schon mit Skarp-Heðinn kann dies
gemeint sein — die Saga (Kap. 25) nennt den jüngeren skarpleitr "von
schmalem Gesicht". Sicherer gehört hierher der mythische Pferdename
Hamskarpr, auch Hamskerpir, wahrscheinlich zu ho,m "Schenkel". Auch
dieser Gebrauch besteht noch fort. Das Isländische zum Beispiel hat
skarpvaxinn "hager".
Als die zentrale Bedeutung unseres Worts im Norden ergibt sich so mit
Sicherheit "eingetrocknet". Dies wird auch in den Wörterbüchern, mehr
oder weniger deutlich, als Grundbedeutung angesetzt (Fritzner:
indskrumpen, sammenskrumpen ved at tørres; Cleasby-Vigfusson: sharp,
prop, scorched or pinched by dryness). Es ist der nordischen Forschung
auch seit langem klar, daß ihr skarp- von altn. skorpa "Kruste" und
skorpinn "eingeschrumpft" mit skorpna "schrumpfen" nicht getrennt
werden darf. Dies aber führt geradeswegs in einen viel weiteren
Zusammenhang, auf der einen Seite zu mhd. schorpf "Schorf, Grind" und
auf der anderen zu der großen Sippe von schwed. skrympa (aus
*skrimpa), mnd. skrimpen und mhd. schrimpfen "schrumpfen", zu dem als
alte Partt. perf. auch dän. und schwed. skrumpen, norw. skroppen und
isl. (saman-)skroppinn "eingeschrumpft" gehören, weiterhin auch altn.
skreppa "Ledertasche" (vgl. skarpr von eingetrockneter Haut). Der
Kreis geht bis zu lit. skrebti "trocknen, trocken sein" und russ.
skorbnutI "einschrumpfen, welken".
Ablaut, Nasalinfix und außergermanische Verwandte sind sichere
Merkmale hohen Alters der Gruppe, und auch die Grundbedeutung von
altn. skarpr erweist sich hiermit als sehr alt. Als weiteres kommt
noch Wechsel von sk- und k- im (idg.) Anlaut hinzu. Das Russische hat
neben dem erwähnten skorbnutI ein korobitI "krümmen", das Griechische
krámbos "dürr, eingetrocknet, verschrumpft". Bei uns gehört dazu dän.
(mdal.) harp "Hautriß", isl. herpa (auch harpa) "zusammenziehen", mit
herpast "schrumpfen" und munnharpa "Mundsteife", und norw. hyrpa
"zusammenziehen, rümpfen" (u. a.), dazu ags. hrimpan, ahd. hrimpfan
rimpfan "runzeln, rümpfen" mit ihrer Verwandtschaft. Vielleicht gehört
auch harp- in niederdeutschen Ortsnamen wie Harpstedt hierher, mit
ähnlicher Bedeutung, wie sie skarp- in den nordischen Namen hat.
Statt des Anlauts sk- oder h- steht in einer Anzahl germanischer
Bildungen k-, wenigstens zum Teil wohl unverschoben indogermanisch
(vgl. oben *kerB- "schneiden"). Unser krumb- "krumm" kann mit dem
genannten gr. krámbos identisch sein (nur mit verschiedener
Entwicklung von m.). Auch die Formen, in denen bei uns mit inlautendem
b (b) sk- im Anlaut verbunden ist, wie altn. skurfóttr "schorfig",
engl. scurf, mndl. und mnd. skorf "Schorf" — in nhd. Schorf scheinen
skurp- und skurB- zusammengeflossen —, können aus einem Substrat
gekommen sein. Dies ist auch in den anderen Formen der Fall, in denen
-b- mit richtig verschobenem k- im Anlaut gekuppelt ist, wie altn.
hriúfr, ags. hreof und ahd. (h)riob "schorfig, grindig" (u. a.) samt
altn. hrufa "Schorf", da anlautend idg. k- bei uns am spätesten
verschoben und deshalb noch in vielen übernommenen Wörtern und
Bildungen eingetreten ist, deren übrige Verschlußlaute unverschoben
geblieben oder auf andere Art in das germanische Lautsystem eingepaßt
sind (vgl. Westfäl. Forsch. 12, S. 17 und 38f. [s. Band III]).
Schwieriger sind die vielen Formen, die k- im Anlaut haben, im Inlaut
aber -p-. So gibt es im Mittelhochdeutschen außer schrimpfen und
rimpfen (aus *hrimpan) auch krimpfen, alles starke Verben und fast
bedeutungsgleich, dazu neben rampf auch krampf und krimpf "Krampf" und
neben rumpf und krumb auch krimpf "krumm, eingeschrumpft", weiterhin
krapfe "Haken" u. a. Diese Verbindung weist, da der große Nothelfer bn
> p unmöglich für alles einstehen kann, auf Störungen und Mischungen,
die wenigstens zum Teil vor die germanische Stufe zurückreichen und
die zu entwirren uns kaum gelingen wird.
Es kommt noch hinzu, daß im Inlaut statt des Labiales manchmal, meist
nach Nasalinfix, ein Guttural oder Labiovelar erscheint. Neben den
genannten *skrimpan und *hrimpan stehen in derselben oder ähnlicher
Bedeutung *skrink(w)an (ags. scrincan, engl. shrink) und *hrinkwan
(altn. hrøkkva, dazu schwed. rynka, dän. rynke). Da ags. scrincan auch
"welken, kranken" heißt (vgl. russ. skorbnutI "schrumpfen, welken,
kränkeln"), dürfen wir I wohl auch ags. crincan (samt cringan) "fallen
(im Kampfe)" neben *krimpan (mhd. krimpfen "sich krampfen") stellen,
dazu unser krank neben Krampf, aber auch neben das oben genannte isl.
munnharpa das gleichbedeutende munnherkja. Diese Formen sprechen für
ursprüngliche Labiovelare, die bei uns zwar manchmal — statt zu
Gutturalen — zu Labialen geworden sind, kaum jedoch in dem Umfang, in
dem sie in unserer Wortgruppe überwiegen. Auch das -b- der
baltoslavischen Verwandten spricht entschieden dagegen.
Ich habe längst nicht alle Bildungen angeführt, die zur Verwandtschaft
von scharf gehören können, habe gewiß auch manche übersehen. Allen
genannten gemeinsam ist nur -r- — das als einer der beweglichsten
Laute gilt —. Auch in den Bedeutungen werden wir immer weiter fort
geführt. Es ist klar, daß die Gruppe sich an mehreren Seiten mit
anderen mischt, zum mindesten solchen, die ein Kratzen und ein
Zerschneiden und wohl auch ein Greifen bezeichnen, so daß es saubere
Grenzen nicht gibt. Dies allein erklärt jedoch nicht die
Formvarianten, die sich unseren Lautgesetzen nicht fügen. Sie kehren
in Hunderten anderer Gruppen wieder, und es gibt auch noch weitere,
die hier nicht erwähnt zu werden brauchten. Sie führen, davon bin ich
überzeugt, sehr frühen und auch späteren Mundartmischungen innerhalb
und an den Rändern des Indogermanischen und des entstehenden
Germanischen und wohl noch anderen Störungen auf die Spur. Von ihrer
Verfolgung erwarte ich für das Wachsen unserer Erkenntnisse mehr als
von dem fortdauernden Operieren mit den bekannten Gesetzmäßigkeiten,
das kaum noch viel Neues einbringen wird. Wir dürfen diesen Problemen
nicht länger mit der Flucht zu dem, was man da mit einem verschämten
Eingeständnis der Hilflosigkeit als Wurzelvarianten oder Lautdubletten
zu bezeichnen pflegt, aus dem Wege gehn.
Für das Thema dieses Aufsatzes war es genug, auf den verwirrenden
Reichtum an lautlich verwandten Bildungen hinzuweisen, deren Bedeutung
dem "sich zusammenziehen" nahe bleibt oder sich nur Schritt um Schritt
von ihm entfernt. In dem engeren, aber doch über den Norden
hinausreichenden Kreise, der um skarp- gelegt ist, herrscht die Nuance
des "schrumpfen und hart und rauh werden durch Eintrocknen" vor.
"Scharf" liegt davon weit ab. Es hat zwar auch eine Anzahl Stützen,
bei uns und außerhalb, aber sie sind um vieles schwächer. Daß nord.
und west-germ. skarp- auf ganz verschiedene Weise entstanden sind, das
eine vom Eintrocknen her, das andere vom Schneiden oder Schaben, ist
sehr unwahrscheinlich, und ebenso, daß die lautlich ziemlich ferne
stehenden Wörter, die ein Schneiden bezeichnen, unser Wort von der
anderen Seite zu sich herüberziehen konnten. Wir brauchen auch nicht
mit einem von diesem beiden zu rechnen. Der Übergang von "durch
Trocknen gehärtet" zu "scharf" ist auch ohne das leicht erklärt.
Tacitus gibt an, Germanicus habe vor dem Kampf bei Idistaviso, um
seinen Truppen Mut zu machen, die schlechte Bewaffnung des Gegners
geschildert und dabei behauptet, die meisten Cherusker hätten statt
der hastae nur vorn angebrannte oder kurze Spieße (praeusta aut brevia
tela — Ann. 2, 14). Es ist klar, was der Römer meint: die Spieße
hatten keine Eisenspitzen, sondern das Holz war vorne nur durch
Ansengen gehärtet. Dies Verfahren hat, da Eisen noch knapp und teuer
war, sehr nahe gelegen, und es ist sicher uralt. Als Bezeichnung für
diese Härtung der Speerspitzen aber mußte nach seiner dargelegten
ältesten Bedeutung skarp- am nächsten liegen. Als dann Eisenspitzen an
die Stelle traten, wird dies Wort beibehalten sein und nun das
bezeichnet haben, worauf es bei diesen am meisten ankam: die Schärfe.
Von hier verallgemeinert mag skarp- zu der Bedeutung gekommen sein,
die es bei uns angenommen hat und die später auch in die nordischen
Sprachen gedrungen ist — auch lettisch skarbs, das als "scharf"
ähnlich abseits zu stehen scheint, mag von unserem Worte abhängig sein
—. Die scharfen Gere, mit denen nach Gróttaso,ngr 15 Riesinnen
kämpften (þar sko,rðo vit sko,rpom geirom blóð ór beniom) sind
wahrscheinlich noch als tela praeusta gemeint. Denn als dies Lied
entstand, wird skarpr in der neuen Bedeutung dem Norden noch fremd
gewesen sein — die Edda hat es sonst nicht, und die Skalden erst seit
dem 12. Jahrhundert —, und die Waffen der Riesen hat man sich als
urtümlich plump und roh gedacht.'


http://tech.groups.yahoo.com/group/cybalist/message/49768

in
http://tech.groups.yahoo.com/group/cybalist/message/50902 item 20.
'*skUrpa ~ *xUrpa (Polish skarpa "escarp", if not borrowed ~ Old
Polish charpa "unevenness")'
I didn't know that one.

UEW:
karwa 'bitter, scharf; bitter sein, brennen, prickeln' FU
Finn. karvas (Gen. karvaan)
'bitter, schmerzlich, scharf',
karvastele- 'brennen, stechen, schmerzen'
(> lapp. L ka:rve:s 'bitter, herb im Geschmack') |

wotj.
S kurit 'scharf, beißend (an Geschmack: wie z. B. Rettich, Branntwein,
Rauch); bitter, Bitterkeit',
(Wichm.) G kurît 'bitter, scharf schmeckend' |

syrj.
S kurid, P kurit, P kurö•t 'bitter (S P PO); Bitterkeit, bitterer
Geschmack (S P)' |

ostj. (334—5)
V Vj. kor&G- 'brennen, prickeln (Branntwein, Salz in einer Wunde u.
a.) (V), schmerzen, weh tun (Vj.)',
V kor&Gt ul 'kislaja jagoda',
V korwan, 'brennend (zuweilen auch vom Branntwein)'.

Finn. s und perm. it, id sind Ableitungssuffixe.
Das ostj. Wort gehört — im Gegensatz zu Kálmán (MNy. 59: 346) — nicht
in die Familie von *korpe 'brennen ...' FW, ?FU, ?U.
Die Bedeutungen 'bitter, scharf -> 'brennen, schmerzen' dienen zur
Bezeichnung ähnlicher physiologischen Empfindungen; damit kann man den
obigen Bedeutungswandel erklären.
Nomen-Verbum.
...

korpe- 'brennen, verbrannt werden, versengt werden' FW, ?FU, ?U

Finn. korpea-, korventa-, korvetta-
'sengen, versengen, brennend gar od. reif machen, brennend schmerzen';
est. kõrb (Gen. kõrve) 'Versengen, Anbrennen',
kõrbe- 'anbrennen, brennen (intr.)' |

lapp.
N guor'bâ- -rb- 'be scorched; lose hair by having it rubbed away; get
very much cropped, get overcropped,
L kuor'pa- 'durch Waldbrand verheert werden; ohne zu Ende gebrannt zu
haben, erlöschen (von einem Feuer; so daß halbverbrannte Holzstücke
übrig bleiben)' |

mord.
E kurva- 'lodern, lodernd brennen',
E kurvas´t´e-, kirvas´t´e-, kras´t´i-,
M korväs´t´e- 'anzünden' |

? ung. hërvad- (dial. hirvad-) 'welken, verwelken, dürr od. welk
werden, verdorren' ||

? sam. selk. NP kuurra-, OO kuura- 'sengen (Holz)'.

Das ung. Wort gehört nur im Falle eines Bedeutungswandels 'verbrannt,
versengt werden' -> '(infolge der Hitze) verwelken, dürr od. welk
werden' hierher; vgl. wog. (Munk.: NyK. 25: 185) N pël- 'meggyulladni
(tü´zrö´l mondva); sich entzünden, Feuer fangen' ~ (Kálm. Mskr.) Ob
pe:laml- 'vergilben; gelb werden'.
Im Ung. kann in der ersten Silbe eine Dissimilation o > ë(i)
eingetreten sein. Wegen des palatalen k ist es unsicher, ob das selk.
Wort hierher gehört. Zum ung. Wort s. auch unter *kurV- 'zu Ende
gehen, aufhören' Ug.
Das von Kálmán (MNy. 59: 344) dazu gestellte ostj. (334) V kor&G-
'brennen' und wog. (WV 71) TJ kar&wl- 'erlöschen' gehören aus
semantischen Gründen nicht hierher. Das ostj. Wort s. unter *karwa
'bitter, scharf; bitter sein ...' FU. Zur ostj. Entsprechung des wog.
Wortes s. PD 581.'

There is a village Skarpsalling in Himmerland, the soil must have been
scorched (dry?).


So the old low-tech sense "singe, sharpen by burning" exists in
Finno-Ugric, possible in Uralic, while it is going out of fashion in
Germanic. That seems to point to FU being the donor here too.

As for Arnaud's objection H1 in
http://tech.groups.yahoo.com/group/cybalist/message/49816
it doesn't apply here, since the word is substrate in Germanic, and
thus the geographical extension of Germanic becomes irrelevant;
obviously that substrate reached all the way to that Atlantic coast.


And BTW, on the subject of
Tsung-tung Chang,
Indo-European Vocabulary in Old Chinese :

Pokorny p. 392 gerbh
to carve, NHG kerben, Gr. grápho: OHG kerban, OE ceorfan
ACh keb, MCh khei, NCh khi:4, Ch tchi:4

Pokorny 393 god, 586 kot
cot, hole, ON kot, OE cot
ACh khot, MCh khot, NCh khu:3, Ch ku:1, ku1

Pokorny 526 kanth
ridge, shore, MLG kante, NHG Kante, OFrench cant
ACh gand, MCh n,an, NCh an4, Ch an4

Pokorny 927 skal
shall, NHG sollen, Got. skulan, OHG sculan, scolan, OE sceal
ACh zga:, MCh n,jie, NCh i2, Ch i:2, yi2

Pokorny 927 skol
guilt, NHG schuld, OHG, ON skuld, OLit. skolà
ACh ko:, MCh kou, NCh ku:1, Ch ku:1, gu1


Actually the whole list looks like a compendiun of every root I ever
suspected of being substrate in Germanic, for whatever reason.


Torsten