Re: Torsten's theory reviewed

From: tgpedersen
Message: 55179
Date: 2008-03-15

> > >> The only solution I can see that would match the above
> > >> facts is the one I proposed all along, namely that the
> > >> Jastorf culture was infiltrated with the Przeworsk
> > >> remnants of Ariovistus' expedition, and only then turned
> > >> aggressively against the Romans.
> >
> > > GK: This solution is precisely the one which does
> > > not match the facts. Unless you mean that it is
> > > Ariovistus' activism which prompted the Jastorf groups
> > > to militarize, some of them accompanying him to Gaul.
> > > There is no evidence of Przeworsk "cultural"
> > > infiltration of Jastorf, only of the Lippe/Leine
> > > populations.
> >
> > But what happened to his 24.000 Harudes?
>
> ****GK: Something no doubt. Where does it say they
> were Przeworsk?****

The alternative is that the Przeworsk groups which left clear traces
in the Wetterau and in Thuringia had nothing to do with Ariovist and
that the Harudes trotted all the way from Jutland to Alsace and back
leaving no trace.

> >
> > > According to Hachmann at any rate.
> >
> > And most other archaeological timelines I could find. But
> > something's got to give. Otherwise it's Caesar's statements
> > we can't trust.
>
> ****GK: You mean about Ariovistus being in Gaul?
> (:=)))****
> >


"
SCHRIFTLICHE ZEUGNISSE UND ARCHÄOLOGISCHER BEFUND
Bei allem Abstand zwischen den archäologischen und den literarischen
Quellen und ihrem verschiedenen Deutungswert im allgemeinen ergibt
sich für den vorliegenden Fall doch eine unmittelbare Berührung. Die
Bodenfunde der Zeit um Christi Geburt geben Grabsittenkreise zu
erkennen und bieten damit einen Einblick in den Bereich des
Religiösen, genauer in den Bestattungsbrauch. Auch die
Bevölkerungsgruppen, die sich hinter der Fassade antiker Nachrichten
zu erkennen geben, sind offensichtlich religiöse Gemeinschaften,
Kultgenossenschaften. Es wäre voreilig, zu unterstellen,
Grabsittenkreise und Kultgenossenschaften müßten kongruent sein. Das
wäre nichts anderes als eine Neuauflage des Kossinnaschen Dogmas. Man
kann aber vermuten, daß innerhalb der Struktur der Religion zumindest
ein mittelbarer Funktionszusammenhang zwischen dem diesseits- und dem
jenseitsbezogenen Brauchtum bestand. Weiter wird man annehmen dürfen,
daß der Geltungsbereich der kultischen Gemeinsamkeit sich nicht allein
auf das beschränkte, wovon die antiken Quellen berichten. Er
erstreckte sich sehr wahrscheinlich viel weiter und bot den
Angehörigen der Kultgenossenschaften zahlreiche mehr oder minder
verbindliche Verhaltensnormen für verschiedene Bereiche der Religion.
Warum sollte der Totenkult davon völlig ausgenommen worden sein? Es
ist also durchaus gerechtfertigt, zu fragen, ob es Verbindungen
zwischen archäologisch nachweisbaren Grabsittenkreisen und literarisch
belegbaren Kultgemeinschaften gibt, und es ist sinnvoll, mit der
Antwort dort zu beginnen, wo die Quellenlage besonders günstig ist.
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert reicht das Siedlungsgebiet der
suebischen Kultgemeinschaft von der Niederelbe im Norden, den
Wohnsitzen der Langobarden, bis ins Gebiet der Donaunebenflüsse March,
Waag und Eipel im Süden, den Wohnsitzen der Quaden. Archäologisch
bildet dies Gebiet eine relativ geschlossene Einheit, faßbar an
vielerlei Merkmalen der Grabsitte, erkennbar aber auch an der
materiellen Kultur. Die alte Meinung, diese sogenannte
„elbgermanische" Kultur der Übergangszeit und des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts sei suebisch, läßt sich also in vollem
Umfang bestätigen. Schon im letzten vorchristlichen Jahrhundert
zeichnet sich diese Kulturgruppe auf wesentlich kleinerem Raum
deutlich ab, und für die Gebiete, die sie in der Zwischenzeit
hinzugewann, ist literarisch die Einwanderung suebischer Stämme
belegt. Die Markomannen, die Livius noch für die Zeit des Drusus als
wahrscheinlich östliche Nachbarn der Chatten kannte (Orosius VI, 21;
Florus II 30), erscheinen in Böhmen (Vellejus Pat. II 108; Tacitus,
Germ. 42), die suebischen Quaden machen sich in Mähren und in der
Westslowakei breit (Tacitus, Germ. 42; Ann. II 63) (vgl. unten S. 85).
In diesem einen Falle ergibt sich also mehr als eine flüchtige
Berührung zwischen der Interpretation literarischer Quellen und der
Auswertung archäologischer Funde. Suebische Kultgemeinschaft und
„elbgermanische" Kultur sind weitgehend identisch. Dieser Tatbestand
scheint jedoch kein Einzelfall zu sein. Auch die Kultgenossenschaften
der Lugier und der Vandilier lassen sich für beide Jahrhunderte um
Christi Geburt im archäologischen Fundgut nachweisen76.
Für die Bevölkerungsverhältnisse am Rhein in der Zeit um Christi
Geburt ergeben sich damit festere Grundlagen. Das Grab von Gladbach,
Kreis Neuwied (Taf. 9, 1-7), gehört seinem kulturellen Habitus nach
zur „elbgermanischen" Kultur. Klarer als man es in manchen anderen
Fällen sagen kann, läßt sich hier feststellen: In diesem Grab wurde
eine Angehörige der suebischen Kultgemeinschaft bestattet. Ähnliches
kann man für eine Anzahl gleichartiger Bestattungen feststellen77, und
Formengut, das zur „elbgermanischen" Kultur gehört oder ihr zumindest
sehr nahe steht, läßt sich auch außerhalb der gesicherten Grabfunde im
Gebiet westlich der Leine und Weser ausmachen (vgl. Karte 7). Eine
Zuwanderung suebischer Bevölkerungsteile ist damit archäologisch
deutlich zu fassen, und auch hier fehlt die Bestätigung durch die
literarischen Quellen nicht.
Seit Poseidonios treten die Sueben ins Blickfeld der Römer, seit
Caesar werden einzelne Aktionen suebischer Stämme näher bezeichnet.
Unter den Stämmen, die Ariovist begleiteten, nennt Caesar die Sueben
und die Markomannen (B. G. I 37 u. 51); Sueben vertrieben die Usipeter
und die Tenkterer (B.G. IV1 ff.), siedelten östlich der Cherusker
(B.G. VI 10) und machten die Ubier zinspflichtig (B. G. IV 3). Daß
Sueben damals schon Raum nach dem Westen gewannen, ergibt sich nicht
nur aus dem Abzug der Usipeter und Tenkterer. Caesar berichtet
nämlich, daß im westlichen Grenzgebiet der Sueben weite Landstriche
unbesiedelt seien, weil die dort ursprünglich ansässige Bevölkerung
dem Druck der Sueben nachgegeben habe und abgewandert sei (B. G. IV
3)78. In der Zeit nach Caesars Weggang aus Gallien wurde der Druck
offenbar noch größer. Es ist anzunehmen, daß es der zunehmende Terror
der Sueben war, der die Ubier 38 vor Chr. Geb. veranlaßte, Agrippa um
Siedlungsraum westlich des Rheins zu bitten (Strabo IV 194; Dio Cass.
48,49). Elf Jahre später drangen Sueben erstmals über den Rhein,
wurden aber von C. Carrina abgewehrt (Dio Cass. 51,21). Auch Drusus
hatte gegen suebische Stämme, unter anderen Markomannen, zu kämpfen
(Orosius VI 21). Um das Jahr 3 vor Chr. Geb. stieß Domitius
Ahenobarbus auf wandernde Hermunduren, die er im „Markomannenlande"
ansässig machte (Dio. Cass. 55,10). Noch Tiberius traf am Rhein neben
Sigambrern zunächst auf Sueben (Sueton, Augustus 21). Er besiegte sie
und siedelte sie dann zusammen mit Sigambrern links des Rheins an79.
"

Torsten