Re: [tied] Belgians and Gauls

From: tgpedersen
Message: 49616
Date: 2007-08-24

--- In cybalist@yahoogroups.com, george knysh <gknysh@...> wrote:
>
>
> --- "fournet.arnaud" <fournet.arnaud@...>
> wrote:
>
> > The general opinion about the Celts is that they
> > originate
> > in the area North of the Alps (Present day Austria
> > and Bavaria)
> > probably occupying all the area from the Eastern
> > bank of the Rhine to Lituania
> > If these "Belgians" come from the eastern bank of
> > the Rhine
> > they just are Celtic.
>
> ****GK: Maybe. All we can say is that the language of
> the Belgae proper was sufficiently sui generis for
> Caesar to consider it as distinct and different from
> that of the Gauls. Why should he have been lying about
> this? He didn't about Ariovistus' linguistic
> proficiencies.****
> >
> > My point of view about these "Belgians" is that they
> > either are
> > a pre-celtic substrate or they just don't exist as a
> > "particular" people.
>
> ****GK: I prefer Caesar's point (:=))****
> >
> > On what basis can one speak of "Belgian" invaders ?
>
> ****GK: Cf. DBG 2:4: "Cum ab iis quaereret quae
> civitates quantaeque in armis essent et quid
> in bello possent, sic reperiebat: plerosque Belgos
> esse ortos a Germanis
> Rhenumque antiquitus traductos propter loci
> fertilitatem ibi consedisse
> Gallosque qui ea loca incolerent expulisse"
> >
> > The Gauls too are invaders !
> > And their expansion toward west and south was not
> > stopped by Roman occupation.
>
> ****GK: Certainly, but this hardly affects Caesar's
> point.****
>
This is going to be a rather long quote in German from Kuhn Das Zeunis
der Namen in Völker zwischen Germanen und Kelten. He is rather
long-winded at times.

"
Es sind nicht viele Bildungen und Gruppen, deren keltische Abkunft als
sicher gelten darf. Zwar gibt es lautliche Entwicklungen, die diesen
Zweig des indogermanischen Sprachstamms von den übrigen, die wir
kennen, deutlich unterscheiden, doch sie helfen uns hier nicht viel.
In den keltisch gewordenen Ländern müssen auch erhaltene ältere Namen
von lautlichen Neuerungen des Keltischen erfaßt sein. Sie geben dann
immerhin Zeugnis dafür, daß in ihrer Landschaft einmal Keltisch
gesprochen worden ist. Wir sind aber auch von keiner der Eigenheiten
dieses Sprachzweigs gewiß, daß sie allein in ihm und nicht auch in
einem der verschollenen indogermanischen Dialekte bestanden hat. Von
den lautlichen Merkmalen des Keltischen, die verwertbar sind, ist das
wichtigste die Ausstoßung fast aller p, die das Indogermanische gehabt
hat. Wir wissen jedoch nur von wenigen Namenwörtern mit Sicherheit,
daß sie ein p verloren haben. So ist es etwa in Bildungen wie
Are=morica „Land am Meer", dessen are = griech. para „an" ist. Ebenso
sicher scheint es in dem verbreiteten Medio=la:num, = lat. medium
pla:num „Mittelfeld", doch kann la:num auch mit germ. lan=
„Häuserzeile, Gasse" (engl. lane, usw.) verwandt sein, das nie ein p
gehabt hat.
Diese wie auch andere lautliche Kriterien ergeben so wenig Festes, daß
es uns kaum zum Abstecken einer Grenze hilft, bis zu der die keltische
Namengebung gereicht hat. Ich habe mich deshalb Bildungen und Namen=
stämmen zugewandt, die, wenn auch nicht als ausschließlich keltisch,
so doch als für dieses typisch gelten dürfen. Mein Blick wurde da fast
selbstverständlich zuerst auf die bekannten Zusammensetzungen vom Typ
Lugu=du:num, Mediola:num und Novio=magus gelenkt. Alle einstens
keltischen Länder scheinen an ihnen teilzuhaben. Südwestdeutschland
ist im Vergleich zu seiner allgemeinen Armut an vorgeschichtlichen
Ortsnamen reich an ihnen, und in großen Teilen Frankreichs liegen sie
dicht. Unser Moselland hat noch einen starken Anteil — Rigo=dulum
(Riol), Novio=magus (Neumagen), Conde=du:num (Kond) und Caro=du:num
(Karden), dazu Bud=, Bu=, Bon=maga (Bombogen) und ein verschollenes
Medio=la:num sowie nahebei am Rhein Boudo=briga (Boppard) -. Dann aber
läßt es nach Norden zu merklich nach. Doch liegt am Rheinlauf, links
des Stromes, noch eine lange Kette solcher Namen, bis in die
Niederlande hinein — Rigo=magus (Remagen), Durno=magus (Dormagen), in
seiner Nähe Sego=rigium, und Novio=magus (Nimwegen), dazu vielleicht
*Viro=du:num, das in Birten (bei Xanten) vermutet wird, samt
Lug=du:num Batavorum, dessen Lage wir nicht kennen -. Auch weiter
westlich gibt es noch klare Fälle — Marco=magus (Marmagen in der
Eifel) und in der Nähe Marco=durum, Ico=rigium (= Jünkerath?),
Corio=vallum (Heerlen nö. Aachen) und Cat=valium (= Heel bei
Roermond?) -. Dies hat den Eindruck geweckt, der erörterte Namentyp
habe im ganzen Räume westlich des Rheins geherrscht. Das aber ist ein
Irrtum. In den nördlichsten Provinzen Frankreichs, nördlich etwa von
Somme und Oise, und in fast dem ganzen Belgien sind die sicheren Fälle
äußerst selten, obschon da an vorgeschichtlichen Ortsnamen kein Mangel
ist.
Der Zustand im Rheinland erklärt sich aus einem späten Übergreifen
unseres Bildungstyps. Die vielen Namen vom Schlage Caesaro=briga,
Julio=bona, Augusto=nemetum, Druso=, Germanico= und Claudio=magus samt
Flavio=briga beweisen, wie längst bekannt, daß solche Namen noch unter
der römischen Herrschaft gebildet sind, und zwar, wenn auch stark
nachlassend, bis in die Zeit der flavischen Kaiser in der zweiten
Hälfte des 1. Jahrhunderts. In diesen Zeitraum fiel, im Gefolge des
starken Ausbaus der Rheinfront, der große wirtschaftliche Aufstieg des
Rheinlands und mit ihm notwendig viel neue Siedlung und Namengebung,
weit mehr als zunächst in Belgien und Nordfrankreich. Dies muß der
Grund sein, warum gerade das Rheinland die vielen zusammengesetzten
Ortsnamen des behandelten Typus hat, während westlich von ihm das Land
zwischen Maas und Somme fast frei geblieben ist. Es kommt hinzu, daß
der Rhein, die Grenze des Römischen Reiches, nördlich des Maines auch
die klare Grenze dieser Namen ist. Ich kenne keinen anderen alten
Namentyp, der dort am Rheine haltmacht. So geben sich diese keltischen
Bildungen im unteren Rheinland wie ein Stück seiner großen römischen
Hinterlassenschaft. Die Römer, der Ortsnamengebung in größerem Umfang
ungewohnt, werden sich viele dieser Namen, vor allem so
weitverbreitete und sicherlich angesehene wie Lugu=du:num,
Mediola:num, Novio=magus und Rigo=magus, und damit den Bildungstyp
selber angeeignet haben, nicht anders als den bekannten und massenhaft
verwandten ebenfalls fremden =a:cum=Typ (Juli=a:cum = Jülich). Er
scheint, im Norden sogar zu den einheimischen Stämmen übergegangen zu
sein (Batavo=durum, Fre:s=dore in der Provinz Utrecht). Die
Weiterverwendung der Bildungsweise unter den Römern macht sie auf
jeden Fall für die Ermittlung der Grenzen der keltischen
Ortsnamengebung ungeeignet.
Als eine ältere Nordgrenze der keltischen Zusammensetzungen scheint
sich eine Linie von der Sommemündung durch das südlichste Belgien (da
noch Walcio=durum und Oro=launum, jetzt Waulsort, sw. Dinant, und
Arlon) zum Main hin zu ergeben, an dessen Unterlauf Ptolemäus Loco=
ritum und Sego=du:num nennt. Sie läuft im allgemeinen ziemlich gerade
von Westen nach Osten, springt jedoch an Mosel und Rhein ein wenig
nach Norden vor. Es ist jedoch nicht ratsam, dieser Linie eine
Bedeutung für die Feststellung der Grenze keltischer Namengebung
zuzumessen. Ein einziger Typus genügte dazu selbst dann nicht, wenn
seine rein keltische Verwendung sicher scheint. Immerhin reicht auch
das erwähnte, aus *pare entstandene are bis an eben diesen Grenzlauf,
im Westen mit dem schon genannten Are=morica (es reichte bis etwa zur
Somme) und dem Waldnamen Are=launum (im Seinebogen bei Caudebec), im
Osten mit Ar=taunum „Am Taunus" (bei Frankfurt=Heddernheim).
Die beiden bleiben nicht allein. Ein ganzes Bündel anderer Namen,
Namenwörter und =suffixe sichern, mit nur kleinen Schwankungen, die
genannte Linie als den nördlichen Grenzsaum der keltischen
Ortsnamengebung, vor allem in Frankreich. Nördlich der Somme und
oberen Oise habe ich ein breiteres Vorkommen bei keiner unzweïfelhaft
Keltischen Bildung mehr gefunden. Alle, die ich verfolgte, halten sich
an diesen Grenzsaum. Es sind die Namenwörter briga „Berg" (mit briwa
„Brücke", das von ihm oft nicht zu scheiden ist), nant= "Tal" und
vern= „Erle" (s. Karte 9), die Namen Novientum/Noviantum und Condate
„Zusammenfluß" samt Du:num „Burg" (nicht in Zusammensetzungen — Karte
10) sowie die auf oialum/=oilum (Karte 11). Die Sammlung all dieser
Namen, wie die Karten sie zeigen, ist schwerlich vollständig, da sie
sich nur auf begrenzte Hilfsmittel stützen kann (v. a. A. Holder,
Altceltischer Sprachschatz, 1891 ff., A. Longnon, Les noms de lieu de
la France, 1920-29, H. Gröhler, Über Ursprung und Bedeutung der
französ. Ortsnamen, 1,1913, A. Carnoy, Dictionnaire étymologique du
nom des communes de Belgique, 1939-40, M. Gysseling, Toponymisch
woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord=Frankrijk en
Westduitsland, 1960). Es ist aber unwahrscheinlich, daß eine
vollständige Sammlung zu einem anderen Gesamtbild führt.
Die Namen der meisten untersuchten Gruppen liegen am dichtesten an
Seine, Aisne und Marne, nahe ihrer Grenze, doch haben, im Gegensatz
zum Norden und zu Belgien, auch alle anderen Teile des inneren Frank=
reichs an ihnen teil. Nur östlich des Kerngebiets, zur Maas hin,
brechen manche von ihnen ähnlich ab wie im Norden. Doch kehrt ein Teil
dann um die untere Mosel wieder. Das Zwischenland um die Oberläufe der
Maas und Mosel ist allgemein an alten Namen arm. Aber der Abbruch im
Norden, an Somme und Oise, wird so nicht erklärt. Nordfrankreich und
Belgien sind, wie schon erwähnt, an vorgeschichtlichen Ortsnamen reich
(vgl. unten über den P=Anlaut, das =st=Suffix und auch =apa).
Nordgrenze der keltischen Ortsnamengebung, das heißt wohl auch
Nordgrenze der keltischen Sprache, weniger sicher jedoch der
keltischen Siedlung, und es braucht mit der Grenze des keltischen
Herrschaftsraums nur wenig gemein zu haben. Es ist jedoch
wahrscheinlich, daß stärkere keltische Siedlung diese Linie nicht
überschritten hat. Diese Grenze im Westen an Somme und oberer Oise,
das muß alle die überraschen, die der gängigen Lehre verfallen sind,
daß die Belger, die da einst in Nordfrankreich und Belgien saßen, ein
Teil der Gallier und Kelten waren. Mich überrascht viel mehr, daß
diese Lehre, kaum geprüft, immer wieder übernommen ist, obschon Caesar
ihr in den ersten Sätzen seines Gallischen Krieges, an der ersten
Stelle, die jemals Belger nennt und die jeder Tertianer liest und
lernt, klipp und klar widerspricht: Das Volk, das da Gallier (Galli)
hieß, in seiner eigenen Sprache aber Kelten (Celtae), wohnte bis an
die Seine und Marne. Nördlich davon saßen die Belger und im Süd=
Westen Galliens die Aquitanier. Diese drei Völker, so sagt der Römer,
unterschieden sich in Sprache und Kultur. Er nennt zwar, von Anfang
an, das gesamte Land zwischen dem Rhein und den Pyrenäen Gallien
(Gallia) — er brauchte für seine Ziele und die Rechtfertigung seiner
Kriege einen Namen, der den Schein einer Einheit gab, und dafür hat
dieser, nach dem mittelsten und weitaus größten, den Römern auch am
längsten bekannten der drei Völker, am nächsten gelegen —, aber er
wandte ihn in den ersten Büchern auch noch auf den Mittelteil, dem er
eigentlich zukam, allein an, gegenüber sowohl dem belgischen wie dem
aquitanischen Teil (II 3,1 und III 11, 3). Er unterscheidet zunächst
auch Gallier und Belger klar (II 1, 3; 2,3; 6,2), braucht den ersten
Namen dann aber mehr und mehr von den Einwohnern des gesamten Landes,
das da Gallien heißen sollte, und nennt die Belger fast nur noch halb
geographisch, wo er von den Winterquartieren seiner Legionen spricht.
Die belgischen Nervier und Eburonen sind im 5. Buch in den langen
Schilderungen der Kämpfe mit ihnen nie mehr Belger, sondern nur
Gallier genannt. Nur im 8. Buch, das nicht von Caesar selbst
geschrieben ist, stehen sich die beiden Namen noch einmal gegenüber
(6,2). So hat Caesar, der zuerst die Gallier und Belger deutlich
unterschied, unter dem Zwange seiner politischen Konstruktion alsbald
selbst den Grund dazu gelegt, daß die zweiten den ersten eingeordnet
wurden.
Man stützt sich hierfür heute auf Strabo, der in seiner Geographie,
etwa 50 bis 75 Jahre nach Caesar, den großen Unterschied zwischen
Keltisch und Aquitanisch betont, den zwischen Keltisch und Belgisch
jedoch geringfügig nennt (4,176). Dies sieht wie eine Zurechtrückung
der Aussage Caesars aus, erlaubt aber nicht den Schluß, daß das
Belgische nur ein Zweig des Keltischen war. Denn auch als eine eigene
Untergruppe des Indogermanischen muß es dem Keltischen weitaus näher
gestanden haben als dies der völlig fremden Sprache der Aquitanier und
der Iberier, an die Strabo diese heranrückt. Diese Völker gehören
nicht, wie es die Römer, Kelten, Belger, Germanen und viele andere
taten, zu der großen indogermanischen Familie, sondern zu dem fremden
Volks= und Sprachstamm, dessen letzten Reste die Basken sind. Ihnen
gegenüber rückten Beiger und Gallier allerdings sehr nah zusammen. Als
eine zweite Stütze für die Zugehörigkeit der Belger zu den letzten
gilt, daß es bei ihnen Personennamen gab, die offenkundig oder dem
Anschein nach keltisch sind. Das gibt es, wie bekannt, auch in
germanischen Stämmen, und ebensowenig wie diese werden auch die Belger
dadurch in Kelten verwandelt.
Die Grenze zwischen Galliern und Belgern, die Caesar nennt (Seine und
Marne), liegt noch etwa 100 km südlicher als die aus den Ortsnamen er=
schlossene. Auf der einen Seite soll man von Caesar in solchen Dingen
keine genauen Angaben fordern, und auf der anderen müssen wir mit
Schwankungen rechnen, und zwar hier mit einem Vordringen der Belger in
altkeltisches Land in der Zeit vor Caesars Kriegen, parallel dem der
Germanen in Süddeutschland. Die Remer, zwischen Marne und Oise (um
Reims), von Caesar den Belgern zugerechnet, aber in den Kriegen nicht
zu ihnen ste= hend, hatten, wenn er richtig erklärt wird (aus *Preimi,
= lat. primi „die Ersten"), einen keltischen Namen und sind dann wohl
früher Kelten gewesen, standen nun aber unter belgischen Herren. Ihr
Land gehört zu den an keltischen Ortsnamen reichsten, und es war auch
das Kerngebiet der sicher keltischen Marne=Kultur der früheren
Latènezeit (etwa 5. bis 3. Jh. vor Chr.) und damit einmal eins der
Kernländer dieses Volks. In so frühen Zeiten scheinen die keltischen
Namen dieses Raums gegeben und wohl auch ihr Grenzverlauf entstanden
zu sein.
Östlich der Marne fehlt uns die klare schriftliche Auskunft über die
Grenze des Gebiets, das in der Frühzeit keltisch war. Das trifft
besonders das deutsche Moselland. Eine Notiz bei dem Kirchenvater
Hieronymus verrät, daß in Trier im 4. Jahrhundert nach Christus, oder
früher einmal, Keltisch gesprochen ist. Auch Caesar hat die Treverer,
die da saßen, wohl auf die keltische Seite gestellt. Tacitus und
andere aber zählen sie zu den Belgern, vielleicht jedoch nur, weil ihr
Land der Provinz Belgia zugeschlagen war. Die erörterten Namen weisen
sie den Kelten zu. Unbekannt ist auch, wo die Grenze dieses Volks den
Rhein überschritt. Weiter nach Osten hilft uns dann Tacitus und auch
wieder Caesar. Tacitus weiß, daß da einst, im Norden bis zum Main, die
Helvetier und weiterhin die Bojer wohnten, beides Kelten. Caesar, der
150 Jahre vor ihm schrieb, nennt sie da schon nicht mehr, dagegen
einen Zweig der Volker (Volcae Tectosages), die sich noch im Umkreis
der Hercynia silva hielten (Bell. Gall. 6, 24). Dies muß ein alter
Name des Erzgebirges sein. Es ist später Fergunna genannt. Hercynia
wird (richtig *Erkunia) die keltische Namensform sein und ihr ein
*Perkunia zugrunde liegen, das im Germanischen zu *Fergunjo: und dann
Fergunna werden mußte. Wir haben hier, so scheint es, den einzigen
Fall, daß ein älterer Name sowohl die grundlegenden keltischen wie
germanischen Lautveränderungen erlitten hat und in beiden Formen
überliefert ist. Dies setzt voraus, daß das Gebirge schon sehr früh
und auch lange im Gesichtskreis beider Völker gelegen hat. Dazu stimmt
es gut, daß es der Name der dort bezeugten Volker ist, den die
Germanen als Gesamtbezeichnung der Kelten übernommen haben, und zwar
gleichfalls so früh, daß er von der germanischen Lautverschiebung
erfaßt ist. Er heißt bei ihnen darum *Walho:s, erhalten in der
Ableitung welsch und in vielen Ortsnamen von Wales bis Wallis. Wir
sind hier wahrscheinlich an der Stelle des ersten stärkeren Kontakts
zwischen Germanen und Kelten. Das Land, in dem er geschah, war
schwerlich Böhmen, denn da saß schon früh ein anderer keltischer
Stamm, die Bojer, sondern lag wohl nördlich oder nordwestlich des
Gebirges, in Thüringen oder Sachsen. Bis ins nördliche Thüringen gibt
es einzelne sehr frühe germanische Namen (vgl. unten).
Während wir hier, im Raum der Hercynia silva, gewiß sind, an einem
einstigen Nordsaum der keltischen Länder zu stehn, ist uns westlicher,
im Maingebiet, mit den erwähnten Schriftzeugnissen nur eine
Mindestverbreitung gesagt. Die Ortsnamen sprechen aber dafür, daß da,
am unteren Mainlauf oder wenig nördlicher, die gesuchte Grenze
tatsächlich gelegen hat. Die keltischen Zusammensetzungen führen uns
mit den erwähnten Loco=ritum und Sego=du:num bis an den Main, aber
nirgends über ihn hinaus. Dies bleibt jedoch das einzige, was die oben
erörterten Namengruppen hier auszusagen vermögen. In diesen Teilen
Deutschlands sind so wenige vorgeschichtliche Namen erhalten geblieben
(auch die beiden genannten bestehn ja nicht mehr), daß uns zu einer
Grenzfestlegung jedes weitere Mittel zu fehlen scheint (auch darum
mußte ich Frankreich einbeziehn). Doch kommen uns hier die Flußnamen
mit =nt=Ableitungen zur Hilfe -Bagantia (die Pegnitz) und dgl. -. Es
ist sicher, daß ihr starker Kern schon vorkeltisch ist, aber sie
halten sich im ganzen Westen, vom Meer bis zum Rhein, trotzdem an die
Grenze der keltischen Namen und gehen auch im Ostteil kaum über den
Raum hinaus, den wir nach den römischen Zeugnissen den Kelten
zuerkennen müssen (Karte 12). Ich komme auf diese Grenze zurück (Seite
128)
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Torsten